Was bleibt von mir, wenn Du in mir bist?
Noch einmal sehe ich zu Dir hinüber, bevor Du aufstehst und
gehst, gedankenverloren, wortlos. Noch einmal folge ich Dir mit den Augen, als
Du aufstehst und weggehst, ungläubig, vertraut. Ich weiß nicht wann Du
wiederkommst. Ich weiß nicht ob Du überhaupt wiederkommst. Du hast Dich nicht
gesprochen und ich habe Dich nicht gefragt. Hast Du nichts dazu gesagt, weil es
dazu nichts zu sagen gab oder weil Du bereits wußtest, dass Du nicht mehr
wiederkommst, weil Du mir die Offenlegung des Nie-wieder ersparen wolltest?
Habe ich Dich nicht gefragt, weil ich Angst davor hatte eine Antwort zu
bekommen oder weil ich die Antwort bereits kannte? Ich verliere Dich aus den
Augen, und ich merke, es ist nicht richtig, dass Du gehst, denn in mir, da
beibst Du. Bewahre das schöne und schmeisse alles andere weg, wie die Reste des
letzten Mittagessens. So hatte ich es mir vorgenommen. So wäre es vernünftig
gewesen, doch um jede Faser meines Leibes hat sich eine von Deinen gewunden.
Wer vermag sie zu entwirren? Doch auf jeden meiner Gedanken antwortet ein
Gedanke von Dir. Wer vermag mir meine Gedanken, als eigenständig,
zurückzugeben? Doch zwischen jedem meiner Worte steht ein Wort von Dir. Wer
vermag sie herauszustreichen? Ich, sage ich, immer und immer wieder, ich, ich,
ich, mein Leib, meine Gedanken, meine Worte, mein Ich, und erwarte, dass es
irgendetwas gibt, was sich damit verbinden läßt, irgendetwas, was diesen
Begriffen Sinn verleiht, irgendetwas, was mir helfen könnte zu verstehen. Doch
da gibt es keinen Sinn mehr und kein Verstehen, kein Unterscheiden und keine
Ek-sistenz, nur noch Vereinigung, wo die Einheit längst verloren ging, nur noch
Verwobenheit, wo der Stoff schon längst zerrissen ist. Ich habe es geopfert,
und noch viel, viel mehr, weil ich dachte, nein, weil ich hoffte, dass es jedes
Opfer wert wäre, weil ich ahnte, dass es nicht anders möglich wäre, mir nicht
anders möglich wäre, das Begegnen. Ob möglich oder nicht, nun sitze ich vor dem
Scherbenhaufen unserer einstigen Verbundenheit, doch was davon Ich war ist
nicht mehr auffindbar. Gib mich mir zurück und mich zu mir frei! Ich will es
Dir hinterherrufen, doch da kommt kein Laut zwischen meinen Lippen hervor, und
alles, was ich vermag ist tonlos darum zu bitten, das alles so bleibt, wie es
niemals war.
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