„Liebe ist, dass Du mir das
Messer bist, mit dem ich in mir wühle“ (Franz Kafka)
„Es ist gut, dass Du da bist“, sage ich,
während ich Dich mit meinen Armen umschlinge, und Du die Umschlingung dankbar
annimmst.
„Ich dachte, ich komme nicht“, sagst Du
unvermittelt ohne mich in meiner Umschlingung zu unterbrechen.
„Ich habe Dich eingeladen“, halte ich
unbeirrt dagegen.
„Ich weiß. Ich wusste nur nicht, ob Du es
auch so gemeint hast“, sagst Du ruhig.
„Ich habe es so gemeint“, entgegne ich.
„Das kann sein. Vielleicht dachte ich nur
an den Schmerz, und ich wusste nicht genau ob ich das will“, meinst Du
nachdenklich.
„Von welchem Schmerz sprichst Du?“, frage
ich, nun doch interessiert, an Dir sowieso, aber auch an Deinen Gedanken.
„Du wühlst Dich in mich, wühlst in mir,
stichst in mich hinein wie ein Messer und drehst es in der offenen Wunde, das
Unterste zuoberst kehrend“, antwortest Du ruhig.
„Ich will Dich nicht verwunden. Ich will
Dich heilen, doch die Heilung führt nur über den Weg der die Wunden neu öffnet
und sie reinigt“, sage ich.
„Und der Schmerz wird vergehen?“, fragst Du
unsicher.
„Der Schmerz wird nicht nur vergehen, er
wird Dich verlassen und es wird Dir möglich sein zu sehen, das Zu-Hause, das
ich Dir sein will, in dem Du Geborgenheit findest, wenn Du Dich mit Dir
ausgesöhnt hast, wenn Du bereit bist Dich anzunehmen, so wie ich Dich annehme,
Dich zu sehen wie Du wirklich bist“, entgegne ich und spüre wie Dein Herzschlag
ruhiger wird.
„Dann, ja, dann, stich zu, höhle mich aus,
und erfüll mich neu“, forderst Du mich auf.
Und ich bohre mich in Dich, bis zu dem
tiefsten Punkt in Deinem Inneren, Dich zu heilen und ganz werden zu lassen.
Der Schmerz entweicht.
Die Ruhe kommt.
Wir sehen.
Du siehst mich und ich sehe Dich.
Endlich, so wie wir sind.
Und ich bitte Dich darum mich zu heilen.
Der Schmerz entweicht.
Die Ruhe kommt.
Wir sehen.
Ich sehe Dich und Du siehst mich.
Und während das Mondlicht Deinen schlanken
Körper sanft umschmeichelt und das lebendige, flackernde Feuer des Kamins Glanz
in Deine Augen zaubert, weiß ich, dass die Liebe den Schmerz bedeutet, den sie
selbst zu überwinden vermag, weiß ich, dass das letzte Ziel ein Zustand der
Behaustheit ist, in dem wir uns schonungslos offenlegen müssen und
kompromisslos angenommen sind.
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