Adventreise 5

5. Die Bäume

Er hat ihr die Türe geöffnet, und sie sind miteinander hindurchgegangen, hinaus in die kalte, klare Winternacht. Er hat ihr den Weg gezeigt, und sie sind ihn gegangen, haben den trennenden Zaun hinter sich gelassen, indem er ihre Hand nahm, gehen weiter, hinein in den Wald. Zunächst stehen die Bäume noch weit auseinander, so weit, dass ihr Weg in der bisher gewohnten Breite unbeschnitten weiterlaufen kann, doch allmählich, so allmählich, dass sie es zunächst gar nicht bemerken, rücken die Bäume näher aneinander, schmälern sie ihren Weg, bis sie so eng zusammenstehen, dass es unmöglich ist so, Hand in Hand, nebeneinander weiterzugehen. Sie ist gezwungen seine warme, weiche, stärkende Hand loszulassen, für den einen, kleinen Moment, der notwendig ist um den Baum, der ihnen den Weg versperrt zu umrunden, für diesen einen, kleinen Moment, sorgsam darauf bedacht die Hand des anderen sofort wieder zu ergreifen, doch immer enger werden die Bäume, immer länger, immer öfter müssen sie die Hand des anderen freigeben, um zunächst einen, dann immer mehr Bäume zu umrunden, bis die Hände nicht mehr zueinander finden, bis sie das Lächeln in ihren Augen und zuletzt auch ihre Augen verloren haben, und noch immer werden die Bäume dichter und dichter, immer mehr Bäume sind zwischen ihnen, bis die Schritte des anderen sich verlieren, bis sie, jeder für sich, nur mehr versuchen einen Ausweg aus diesem Wald zu finden, einen Ausweg, der nur im Schein von fünf, weit verstreuten, Kerzen liegt. Zu viel um ganz zu vergessen, und zu wenig um wirklich zu finden, zu viel um schon aufgeben zu müssen, und zu wenig um wirklich noch zu vertrauen. Die Verlassenheit hat sich eingeschlichen, inmitten der Übermacht an Bäumen, im Schein von fünf, weit verstreuten Kerzen.

Keine Kommentare: