13. Du
Einen Schritt zurück, weg von der Treppe. Sie tasten an der Glaswand entlang, ob da nicht doch irgendwo ein Durchlass ist, den sie bisher übersahen, bloß übersehen haben, einen Durchlass, der sie zueinander kommen läßt. Ja, es war gut miteinander zu gehen, den Blick nach vorne und die eigene Hand gebettet in die Hand des anderen. Ja, es war gut, und der Gedanke, die Erinnerung schmerzt. Es war so eindeutig und unmißverständlich, dass sie nicht geglaubt hatten, dass sie diese Hand wieder verlieren könnten. Mehr noch, es war nicht einmal ein Gedanke an die Möglichkeit, dass es geschehen könnte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der es noch nicht war? Sie hatten es verloren. Es sollte eine Zeit geben, in der es nicht mehr sein sollte? Der Gedanke war ihnen fremd, denn sie waren willkommen im Moment, uneingeschränkt eingeladen zu bleiben. Und dennoch, es war passiert. Sie war da, die Glaswand zwischen ihnen, die den Blick aufeinander ermöglichte, und sie dennoch nicht zueinander ließ, nicht spüren, nicht hören, nicht verstehen ließ. Wo auf diesem Weg hatten sie das Spüren, das Hören, das Verstehen verloren? Doch eigentlich spielte es keine Rolle, wo sie es verloren hatten. Viel wichtiger war es wie sie es wiederfinden könnten. Und der Schmerz wird größer, breitet sich aus, bis er sie gänzlich einnimmt, der Schmerz und die Wut, die ungerecht beschuldigen läßt, beschuldigen und endgültig verstummen. Es macht müde, der Schmerz und die Wut. Es gibt nichts mehr, was sie tun können, sind sie überzeugt. Ein letzter Blick, ein letzter Abschied, durch die Glaswand, und die Lippen formen stumm ein Wort, das eine, das nur echt ist, wenn es mit dem ganzen Wesen gesprochen wird, wenn nichts mehr sprechbar ist, als die allumfassende existentielle Verlassenheit, Du, Dir, wollte ich Du sein. Und indem sie es sprechen, sprechen mit jeder einzelnen Faser ihres Seins, Du löst sich die Glaswand in einen dünnen Nebel auf und ihre Hände, die immer noch daraufliegen, berühren sich. Du, wiederholen sie, Du, bist bei mir. Zurückgefunden zum Hand in Hand, doch erkennend und bekennend. Erkenntnis des und Bekenntnis zum Du, im Schein der dreizehn Kerzen. Hand in Hand wenden sie sich der Treppe zu.
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