Arm in Arm gehen sie weiter, lösen sich voneinander ohne die Berührung zu verlieren, gehen miteinander, ohne den eigenen Schritt zu hemmen, bis sie den See erreichen, in dem sich der volle, klare Mond spiegelt, gehen den Steg entlang, bis zum Ende. Wir gehen bis zum Ende, zu diesem geheimnisvollen, neuentdeckten Raum, den das Wir eröffnet, sie einläßt und aufnimmt, im Schein der achtzehn Kerzen. Haben sie sich gefunden? Sind sie eingetreten ins Einander?
„Ich sehe Dich, im klaren, stillen Wasser.“, sagt sie, „Da, wo ich bisher nur ich sehe, sehe ich nun Dich.“ Und ihre Seele wird weit, sie wird weit, umspannt den See, umspannt den See und die Wiese, umspannt das Trennende und das Vereinende, umspannt den Erdkreis und den Himmel, umspannt das Loslassen und das Zueinander, umspannt das Du und das Ich, und eine tiefe, tragbare Trauer erfasst sie, Trauer über die vertane, verworfene Zeit: „Wie lange, ach, allzu lange habe ich in diesem klaren, stillen Wasser nur mich gesehen und war blind für das Du, das doch immer schon bereit war, als im Anfang stehend und wirkend, Du, als das Gebärende, Umfassende und Spender der Lebendigkeit.“
„Ich sehe Dich, ich sehe Wir, im klaren, stillen Wasser.“, sagt er, „Da, wo ich bisher nur ein Ich und ein anderes Ich sah, sehe ich nun Du und Ich, sehe ich Wir, als das Allumspannende und doch das All-losgelöste, als die Vereinigung aller Vereinigungen, und doch in seiner Weite und Unabgeschlossenheit alles in sich tragende, ja neu sich gebärend, je neu sich findend, je neu sich erfindend, je neu sich auflösend, ewiges Aufeinanderzu, ewiges Voneinander, um genauer, tiefer zu sehen.“ Eingebunden und gehalten im Wir, das das Du und Ich weit überschreitet, entdecken sie das neue Bild im klaren, stillen Waser, das Du und das Wir, umschmeichelt vom vollen Glanz des Mondes im Schein der achtzehn Kerzen.
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