Hinführung
24 Menschen hatten sich aufgemacht um einen Pilgerweg
gemeinsam zu bewältigen, einen Pilgerweg nach Weihnachten, einen Pilgerweg
durch den Advent. Bewusst hatten sie sich abgewandt von all den Anforderungen,
die die Vorweihnachtszeit so mit sich bringt, bewusst dem Konsumterror und dem
Vorbereitungswahnsinn entzogen, vielleicht auch ein wenig der Verantwortung,
die einem mit dem nahenden, hohen Fest auferlegt wurde. Doch war es wirklich
das, was dieses Fest ausmachte? Sollte es das sein? Vielleicht war es auch der
Wunsch den eigentlichen Sinn dieses Festes neu zu erschließen. Für den einen
oder anderen unter ihnen fühlte es sich doch ein wenig so an, als würde er sich
aus dem Staub machen und sich entziehen. Es war wohl auch ein wenig die
Sehnsucht nach dem Authentischen, das sie hinaustrieb, fernab der Heimat zu
sein, was immer dieses Authentische auch sein mochte. Sie wussten nur, dass es
nicht im Trubel und nicht in der Geschäftigkeit, nicht in der Übertriebenheit
und Unruhe liegen konnte. Das war wohl einer der Wünsche, die die Reisenden
vereinte, die bunt zusammengewürfelt, Frauen und Männer, die einen noch nicht
weit fortgeschritten auf ihrem Lebensweg, die anderen bereits mit einem großen
Fundus an Lebensweisheit durch die gelebten Jahre ausgestattet, aus den
verschiedensten Teilen des selben Landes stammend, mit Zug, Schiff und Bus die
weit entfernte südwestliche Küste Irlands erreicht hatten.
24 unterschiedlichste Menschen, bunt zusammengewürfelt,
standen am Anfang dieses Pilgerweges, eines Weges durch die Fremde, beginnend
in Glengariff, einem kleinen, malerischen Ort an der Bantry Bay, der aufgrund
seiner Lage die exotischsten Pflanzen beherbergte um an dessen Endziel den
Mount Brandon zu erreichen, den heiligen Berg, grün, doch karg und sparsam,
zwischen Grasbüscheln und Felsen, von der Üppigkeit in die Kargheit, vom
Übermäßigen in die Schlichtheit.
24 Menschen, die sich gemeinsam in die Fremde begaben um
ihre Gedanken und ihr Herz zu weiten, hinzufinden zum Eigentlichen,
mitzuschwingen mit der Natur, mit der Schöpfung im lebendigen Tempo des Gehens,
das sich dem Herzschlag anpasst.
24 Menschen in all ihrer Verschiedenheit, die zunächst
nichts zu verbinden schien, als die gemeinsame Anreise, der gemeinsame Weg und
das gemeinsame Ziel.
24 Menschen, die sich allesamt in ihrem kleinen, vertrauten
Leben eingerichtet hatten, die sich wohl fühlten und geborgen, und es dennoch
auf sich nahmen diese Wohligkeit und Geborgenheit hinter sich zu lassen, gerade
im Advent, wo immer alle von zu Hause und Familie schwärmen, gerade zu
Weihnachten, denn trotz alles Wohlbefindens ahnten sie von einer Brüchigkeit in
ihrem Leben, die sie aufspüren und glätten wollten. Und wenn nun Advent wirklich
Ankunft bedeutet, so bezieht sich dies wohl auf die nahende Ankunft des
Erlösers, doch es bedeutet auch sich selbst in Bewegung zu setzen, mit
anzukommen. Und ganz gleich wo der Ort sein wird, es wird eine gemeinsame, eine
dialogische Ankunft sein, dialogischer Adventus. Nicht im Stillstand, im
Miteinander geschieht es und erhält Bedeutung, denn der Mensch ist nicht nur
Herz und Seele, sondern auch Körper, in dem sich die Bewegung der Seele
spiegelt und diese nach außen trägt, die Welt ein klein wenig zu verändern.
Auch erwartend, aber aufbrechend erwartend, auch empfangend, aber gebend
empfangend, auch beherbergend, aber bereitend beherbergend.
24 Menschen haben sich gemeinsam in die Fremde begeben um
Heimat neu zu finden, indem sie gemeinsam einen Weg gehen.
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