Niemand weiß wohin es ihn trägt
Das Leben ist nicht gerecht. Das Leben ist
nicht ungerecht. Recht und Unrecht sind keine Kategorien, die das Leben
ausmachen. Es ist wie es ist. Es ist auch kein Verdienst. Es gibt keine Schuld.
Wird man in einem reichen Land geboren, mit
all den vielfältigen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, so ist es nicht,
weil man ein Verdienst erworben hätte. Es ist keine persönliche Leistung. Es
ist wie es ist. Ebenso ist jemand, der in einem armen Land geboren wurde, nicht
der Urheber dieser Tatsache. Er trägt keine persönliche Schuld. Es ist wie es
ist. Das gilt für Menschen ebenso wie für Hunde. Ob einer in einer behüteten
Zucht das Licht der Welt erblickt oder in einem stillgelegten Bahnhofswagon
oder in einem engen, verdreckten Käfig der Massenzucht, all das ist Zufall. Das
Schicksal ist blind gegenüber dem Leid aber auch dem Glück des Einzelnen. Es
mag sich nicht verzetteln. Wie fünf Erbsen in einer Schote, die herauspurzeln
in die Hand eines Jungen, der sie mit seiner Pistole in die Welt hinausschießt.
Wo sie landen, das ist völlig ungewiss. Weder Verdienst noch Schuld.
Jeder Hund auf dieser Welt hat sein eigenes
Schicksal. Wo und welchen Umständen er geboren wird, darauf hat der Mensch in
vielen Fällen keinen Einfluss. Aber er hat Einfluss darauf wie er mit Hunden
umgeht, die in seiner Gewalt sind. Misshandelte, missbrauchte, vergewaltigte
Hunde sind Menschenwerk.
Willkürlich habe ich fünf Schicksale
herausgegriffen, wie die fünf Erbsen, die aus der Schote in eine ungewisse
Zukunft geschossen werden. Die erzählten Geschichten sind namenlos und
exemplarisch, denn sie wiederholen sich, zu jeder Zeit und an vielen
verschiedenen Orten. Dabei gäbe es noch viele weitere Formen des Missbrauchs,
wie die Nutzung von Hunden für die Erprobung von Kosmetika oder für die
Befriedigung menschlicher sexueller Bedürfnisse in sog. „Tierbordellen“ oder
auch der ganz „normale“ Sadismus Einzelner. Willkürlich wie das Schicksal ist
die Auswahl, aber es gibt wohl Einblick in die Leiden, die die Menschen nach
wie vor den Tieren zumuten.
Laut Schätzungen leben weltweit 375.000.000
Hunde auf der Straße. Das bedeutet, dass 75% der auf der Welt lebenden Hunde
kein Zu Hause haben und oft unter elenden Bedingungen hausen. Die Gründe dafür
sind vielfältig, doch die Lösungen sehr naheliegend. Denn wenn nur ein Paar
dieser Hunde kastriert werden würde, bedeutete das Elend für weitere 8.000
Tiere über fünf Jahre zu verhindern. Doch nicht nur, dass sie verelenden, der
Mensch weiß dieses Elend auch noch für seinen Profit und seine Bequemlichkeit
zu nutzen.
So werden tausende Hunde illegal und unter den
miserabelsten Bedingungen gezüchtet, weil viele einen Rassehund haben wollen,
der nichts kostet. Die Hündinnen werden zu Zuchtmaschinen und, sobald
funktionsuntüchtig, auch ebenso entsorgt.
Hunde werden aufgenommen, weil der menschliche
Nachwuchs Freude daran hat, und ebenso entsorgt, wenn er keine Freude mehr
zeigt, wenn man merkt, dass ein Lebewesen Verantwortung und Einschränkung
bedeutet.
Hunde werden zu Kampfhunden ausgebildet und
dazu gebracht sich gegenseitig im Ring zu zerfleischen, aber auch mit
fragwürdigen Methoden zu Jagdhunden ausgebildet.
Hunde werden auf jegliche erdenkliche Art
gequält oder einfach irgendwo zurückgelassen, dem Hungertot preisgegeben.
Hunde werden willkürlich ermordet, und ihr
Fell zu billigem Pelzbesatz verarbeitet.
Die beschriebenen Beispiele sind willkürlich
und wahllos gewählt, doch es sind welche, die überall auf der Welt zu jeder
Zeit geschehen. Natürlich können wir nicht von heute auf morgen 375.000.000
Straßenhunde retten, aber wir können durch unser Konsumverhalten andere
Grausamkeiten verhindern.
Wir können der illegalen Welpenzucht und damit
dem Elend dieser Tiere ein Ende machen, indem wir keine Hunde aus fragwürdigen
Quellen beziehen.
Wir können dem Treiben der Pelztiermafia ein
Ende setzen, indem wir konsequent keine Kleidungsstücke mehr kaufen, die mit
Pelz versehen sind.
Denn letztlich gibt es nur ein Argument, das
im Kapitalismus zählt, der Gewinn. Sobald etwas keinen Gewinn mehr abwirft,
wird es eingestellt. Damit tragen wir die Verantwortung, mit jeder einzelnen
Kaufentscheidung.
Jetzt erhältlich: http://www.bod.de/buch/daniela-noitz/niemand-weiss-wohin-es-ihn-traegt/9783739201030.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen