Stille
Erfahrungen sind unhintergehbar. Be-Gegnungen verändern Dich, und diese Veränderung ist unumkehrbar. Will ich die Be-Gegnung, so muss ich ganz wollen, mich ganz darauf einlassen und mich ganz darin verlieren. Mache ich Abstriche von dieser Ganzheit, so geschieht auch die Be-Gegnung nicht Es ist ein mit offenen Augen in einen schwarzen Bergsee springen, mit dem Kopf voran, denn das Du ist die Unergründlichkeit.
„Komm, spring.“, forderst Du mich auf, und als Versicherung,
dass mir nichts geschieht, dass unter der ruhigen, undurchsichtigen
Wasseroberfläche kein Felsen lauert, habe ich nichts als Dein Wort, das alles
und nichts sein kann. Ich habe nichts weiter zu tun, als die Entscheidung zu
treffen ob ich springe oder nicht. Was dann geschieht, was mich erwartet, das
kann ich nur mehr annehmen, mit aller Demut, mit aller Größe.
„Komm, spring“, forderst Du mich auf, und ich springe,
durchstoße die Oberfläche, und finde mich unversehrt, noch finde ich mich
unversehrt. Eine neue, fremde, herausfordernde Welt eröffnet sich mir, deren
Tiefe nicht zu ermessen ist, während sich die Wasseroberfläche wieder sanft
über mir schließt. Und es gibt kein Zurück mehr.
„Komm, spring“, forderst Du mich auf, und ich fühle mich wie
jemand, dem soeben das Paradies zurückgeschenkt wurde. Hier wird es sein, hier
wird es geschehen, die Erfüllung meiner ungeahnten Sehnsucht, hier werde ich
leuchten sehen, die Blaue Blume und das Mehr als Alles. So dass ich beginne,
mit Feuereifer, mir diese neue Welt zu entdecken, die Du bist, zu erfahren,
dass Du bist, in all seiner Ganzheit und Klarheit.
„Komm, spring“, forderst Du mich auf, und ich bin
gesprungen, eingetaucht, gefangen genommen worden und verloren gegangen. Über mir
hat sich die Wasseroberfläche wieder geschlossen, der Rückgang verwehrt. Dann hast
Du Dich zurückgezogen, bist fortgegangen und hast mich hier gelassen, als ob Du
es nicht mehr gewußt hättest, von einem auf den anderen Moment vergessen, dass
Du es gesagt hattest, „Komm, spring“.
Nun sitze ich fest – die Farben sind verschwunden und hat
die Welt in grau hinterlassen. Die Geschichten und Melodien sind verfolgen,
alle Laute verstummt – und ich bin eingekesselt in der dunklen, starren Stille.
Aber hätte ich denn anders können, als Du mich aufforderdest. Hatte ich denn je
eine Alternative, nachdem Dein Ruf an mich erging. Hatte ich denn je eine
Chance, nachdem Du es mir zuflüstertest, „Komm, spring“
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