Wenn Du gehst, dann schließe die Türe zu
Unsere Lebensumstände haben sich geändert.
Alles ist anders. Ich habe mich verändert. Ich bin nicht mehr so. So wie damals
eben. Du hast Dich nicht verändert. Sagst Du. Du bleibst immer gleich. Das
nennst Du Verlässlichkeit. Ich nenne es Langeweile. Ende des Lebens
mittendrinnen. Du verstehst es nicht. Aber Du kommst nicht mehr damit zurecht,
dass es so ist. Lange hättest Du es versucht, aber jetzt geht es nicht mehr.
Ich dachte wir kriegen das hin. Wir haben es doch immer noch hingekriegt. Trotz
all der Jahre. Ich glaube es immer noch nicht. Du glaubst es nicht. Vielleicht,
meinst Du, dass es sein könnte. Du weißt es nicht. Du willst es herausfinden.
Nachdenken. Dir klar werden. Du willst sehen wie es ist, wenn Du nicht mehr da
bist.
Vielleicht gehst Du, denn die Türe steht
offen.
Wir finden nicht mehr zueinander. Sagst Du.
Unsere Lebenswege kreuzen sich nur mehr durch Zufall, nicht mehr aufgrund von
Interesse. Was haben wir gemeinsam? Du meinst, es ist nichts geblieben. Ich
sage, man kann es neu entdecken, wenn man will. Aber Du bist in Deiner Bahn. Du
änderst Dich nicht. Ich mich schon. Veränderung ist schlecht. Du kannst es
nicht anders machen. Du willst nichts Neues entdecken. Du willst Dich nicht
einlassen. Deshalb darf ich das auch nicht. Wenn ich es tue, dann muss ich mit
Konsequenzen rechnen. Nimm die Stricknadeln. Das Klappern ist vertraut. Nicht
das Andere, das vorher nicht war, und das Du nicht willst, weil es nicht da
sein darf. Nur das was immer war. Ich frage Dich was immer war. In unserer
Geschichte. Nichts war immer. Alles kam. Auch das Neue, das jetzt schon gewohnt
ist, aber irgendwann war es eben neu. Du siehst es nicht so. Entweder war es
immer oder eben nicht. Ein stringentes Weltbild. Meines ist Dir suspekt, mit
den Veränderungen. Du willst Kontinuität bewahren. Das geht mit mir nicht.
Du gehst, weil die Türe offen steht.
Das Leben hat uns gelehrt. Dich anders als
mich. Oder war es die Einstellung die anders war. Wenn ich mit meinen
Lebensumständen nicht zufrieden bin, dann muss ich sie ändern. Wenn Du mit
Deinen Lebensumständen nicht zufrieden bist, dann jammerst Du, und siehst sie
doch als unabänderlich. Es gibt daran nichts zu rütteln. Ich frage nach. Ich
soll nicht so viel fragen. Ich stelle in Frage. Ich soll es bleiben lassen. Es
gibt nichts zu Hinterfragen. Im Großen und Ganzen ist es ja gut wie es ist.
Immer der selbe Trott. Dazwischen wird eben ein wenig gejammert. Arbeit ist
Leid. Freude geht aufs Wochenende. Arbeit muss nicht Leid sein. Doch meinst Du,
und freust Dich auf die Freizeit. Dann gehst Du. Du bist nicht da. Warst es
eigentlich nie. Niemals da. Bloß ein Ort für einen Zwischenstopp. Ich stand zur
Verfügung. Jetzt nicht mehr. Eine weitere Veränderung, die Du nicht verstehst.
Man muss sich aufs Verstehen einlassen, die Augen, die Hände, das Herz und den
Kopf öffnen. Du bleibst verschlossen. Leichter ist es eine Türe zu öffnen.
Wenn Du gehst, dann bleib nicht auf halbem
Wege stehen.
Erst am Ende ist es vorbei. Daran glaube ich
nach wie vor. Verloren ist nichts. Außer wenn wir es verloren geben. Es gilt zu
akzeptieren. Auch wenn ich es nicht verstehe. Die Zeit schlägt Wunden und heilt
sie. Wir schlagen uns Wunden und wir können sie heilen. Oder sie kultivieren
und uns lustvoll daran weiden. Es ist nicht mein Weg. Hier zu sein. Das ist
mein Anliegen. Nicht im Gestern. Nicht im Morgen. Es ist völlig egal was in
zwanzig Jahren ist. Du siehst mich an, und ich weiß, dass Deine Entscheidung
gefallen ist. Auch wenn Du es nicht sagst. Auch, wenn ich es nicht verstehe.
Aber ich sehe es. Wenn Du eine Entscheidung triffst, dann steh dazu und trag
sie durch. Du kannst Dir nicht alle Optionen offen halten. Du kannst nicht
gehen, und von mir erwarten, dass ich den Platz für Dich warm halte, falls Du
doch nochmals kommst. Wenn Du gehst, dann mach es ganz.
Wenn Du gehst, dann schließ die Türe zu.
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