Dies ist die eine, einzige, lebendige, diese Nacht!
Die Rast- und Ruhelosigkeit des Tages findet ein Ende, wenn
die Dunkelheit sich über die Welt legt, sie wie ein Schleier einhüllt. Ich
erwache, in die eine, einzige, lebendige, diese Nacht. Sieh nur, endlich ist
auch das letzte Licht verloschen und reine, ungetrübte Stille zieht ein. Die
Lichter verlöschen, um dem Funkeln der Nacht Platz zu machen, dem
unaufdringlichen, sanften Leuchten der Sterne und des Mondes, der
Unabänderlichkeit des Kommens und Gehens. Ich erhebe mich, in die mir geborene
und erkorene Nacht, verlasse mein Turmzimmer, steige die steile Treppe hinab
und trete vor das Tor, denn jetzt werde ich weit, öffne mich dem Kommen und
Gehen, dem Werden und Vergehen, dem Begegnenden und dem Abschied nehmenden. Ich
werde weit, so weit, dass mir die Zimmer in meiner Burg zu eng werden. Ich muss
hinaus, den Wind auf meiner Haut zu spüren, mich erheben zu lassen, in die
Lüfte, mich zu wiegen, in den Armen des Atems der Welt. Ich muss hinaus, die
Erde unter meinen bloßen Füßen zu spüren, mich erden zu lassen, verwurzeln,
entsprossen der Ackerfurche, gehalten und gefestigt. Ich muss hinaus, meine
Hände in das klare Wasser des Sees zu tauchen, um mich abzuwaschen,
reinzuwaschen von der Verlorenheit in ein totes Gewesenes oder ein
Noch-nicht-Leben des Kommenden. Ich muss hinaus, Wind, Erde, Wasser zu spüren,
um das Feuer zu mir zu entfachen, ein Feuer, das wärmt und nährt, so lange ich
weit und offen bin und das Bleiben vermag, in der einen, einzigen, lebendigen,
diesen Nacht. Ich muss hinaus, den See zu umrunden, bis ich den Steg erreicht
habe, an dessen Ende ich mich niedersetze, an meinen Platz, in Offenheit und
Erwartung.
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