12. Die Treppe

Unentschlossen und verwirrt, eingehüllt und ergriffen von Dunkelheit und Kälte, tiefer, unüberwindlich scheinender Dunkelheit und Kälte, stehen sie am Absatz dieser Treppe, die eine Hand unbewußt auf der Glaswand belassend, während sie den anderen Arm um ihren fröstelnden Leib schlangen. „Dort oben, am Ende der Treppe, erwartet mich das Licht und die Wärme.“, denken sie, „Ich kann dort hinaufsteigen und alles hinter mir lassen, all das, was ich auf mich genommen und überwunden haben, und das eigentlich völlig sinnlos. Dort oben kann ich nochmals von vorne beginnen. Werde ich erst dort oben sein, dann wird sich alles wieder finden. Was brauche ich sonst, außer dem Ankommen in Licht und Wärme?“ Ihre Gedanken und ihr Streben heißt hinauf. Wohl auch ins Unbekannte, doch in ein sichtbares Unbekanntes, in Möglichkeiten im Licht. Es klingt so logisch und plausibel, so stringent und konsequent, so eloquent und konstruktiv, und dennoch können sie sich nicht entschließen die nächste Stufe zu nehmen, nicht entschließen den Weg zu gehen. Vielmehr verharren sie, den einen Fuß auf der ersten Stufe und die Hand an der Glaswand, verharren in ihrer Unentschlossenheit, verharren in der Nicht-Entscheidung, und so lange sie darin verharren, bleibt der Schein der zwölf Kerzen aus. Was ist es, was sie schwanken läßt, trotz aller Logik? Was ist es, was sie auf dieser ersten Stufe verharren läßt und die Hand an der Glaswand beläßt, Hand an Hand, und doch nicht spüren könnend? Schwach steht es in ihrem Erinnern, schwach und verwundbar wie der Schein dieser ersten, einzelnen Kerze, die ihnen ihre Augen offenbarte, schwach und verwundbar wie der Schein der beiden Kerzen, die das Lächeln in ihren Augen erkennen ließen, schwach und verwundbar wie die ersten drei Kerzen, deren Schein ihre Hände beleuchteten. Es war gut miteinander zu gehen, Hand in Hand, gut den Weg gemeinsam zu gehen, und eine um die andere der zwölf Kerzen beginnen zu brennen.

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