Die Gitter sind gefallen, sie haben
es endlich geschafft, gehen aufeinander zu, unbeirrt und zielstrebig, gehen
aufeinander zu, die wenigen Meter, die sie trennen zu überwinden. Sehen sich
schon im Miteinander und strecken sich die Arme entgegen, Hände mit geöffneten
Handflächen, offenen, verwundbaren Handflächen, die Offenheit verheißen, im Schein
der elf Kerzen. Sehen sich schon im Miteinander, wo sich ihre Handflächen
berühren werden, doch was sie zu fühlen bekommen, ist nicht warm und weich, wie
sie es erwartet hatten. Sie sehen einander, ihre Augen, das Gesicht und den
Wunsch zueinander zu kommen, aber auch die Enttäuschung darüber, dass da wieder
etwas ist, was ihnen den Weg zueinander versperrt, etwas, das sich kalt, hart
und glatt anfühlt, und was sie dennoch nicht sehen können. Sie sehen ihre
Hände, kaum einen Zentimeter voneinander entfernt, und können sie dennoch nicht
fühlen. Was ist es nur, was diese Glaswand zwischen sie stellte? Was können sie
tun um sie zu überwinden? Sie tasten an der Glaswand entlang und entdecken,
dass sie zur Treppe führt, und diese hinauf, entdecken, dass sie die Treppe
hinaufsteigen könnten, jeder für sich, einander wahrnehmend, doch nicht
miteinander, ohne Möglichkeit zum Austausch. Sie könnten gehen und frei sein.
Wohl ziehen sie diese Möglichkeit in Betracht, steigen wohl auch die ersten,
wenigen Stufen hinauf, und die elf Kerzen flackern. Sie spüren sich atmen.
Kraftvoll und drängend schlägt ihr Herz. Sie könnten gehen, den Kerker, die
Kette, das Gitter, und selbst die Erinnerung daran hinter sich lassen, die
Erinnerung daran und an all die Beschwerlichkeiten, die sie eigentlich
überwunden hatten um zueinander zu kommen. Doch wollten sie das wirklich,
zueinander kommen? War es wirklich ihr Wunsch oder bloß die Fortführung des
erstbesten Gedanken, der ihnen unterkam? Wollten sie sich oder für sich sein?
Die elf Kerzen flackern und verlöschen, eine um die andere, und eine ungekannte
Kälte nimmt sie ein, und was sie wollen ist in Dunkelheit gehüllt.
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