Sie gehen die paar Schritte, nähern
sich dem Schein der zehn Kerzen, die dort den Gang beleuchten, sie den Ansatz
einer Treppe erkennen lassen, einer Treppe, die hinauf- und wohl hinausführt,
erkennen die Chance aufzubrechen und aufzusteigen, erkennen den Ausblick,
jetzt, da sie sich nicht mehr selbst im Weg stehen, jetzt, da ihnen nichts mehr
die Sicht versperrt und finden sich abermals vor ein Hindernis gestellt. Was
ist das schon wieder? Was wird sich ihnen noch alles in den Weg stellen bis sie
hier endlich hinauskommen? Was werden sie sich noch alles in den Weg stellen
bevor sie frei sein können? Anstelle der Mauer hat sich ein Gitter
aufgerichtet. Wütend umfassen sie die kalten Gitterstäbe, drücken und zerren
daran, bis die Knöchel weiß hervortreten, bis sie erschöpft ablassen, die
Sinnlosigkeit ihrer Versuche einsehend. Der Schein der zehn Kerzen hat sie
getäuscht, hat sie weiter sehen lassen, als sie gehen konnten. Sie geben auf
und lehnen sich enttäuscht und verunsichert gegen die Gitterstäbe, an denen sie
weder Schloss noch Öffnung entdecken können. Ihr Blick geht zum Schein der zehn
Kerzen, der sie getäuscht hat, geht zum Treppenansatz, der wieder unerreichbar
scheint, geht den Gang weiter, bis zum anderen Ende, doch was erkennen sie dort,
dort am Ende des Ganges, an dem sie nichts mehr zu erkennen erwartet haben. „Am
Ende aller Erwartung stehen Deine Augen, am Ende und am Anfang.“, denken sie,
und merken, dass sie aufeinander vergessen haben. Den Berg, den Graben, den
Kerker, die Kette, all das haben sie
überwunden und hinter sich gelassen, haben es überwunden um zueinander
zu kommen, doch sie haben darauf vergessen. Irgendwo auf diesem Weg haben sie
aufeinander vergessen. Im Schein der zehn Kerzen finden sie sich wieder und
sprechen in ihren Gedanken den Willen des Aufeinander zu, sprechen das
Aufeinander-zu – und die Gitter zerfallen unter ihren Händen im Schein der zehn
Kerzen.
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