... und wenn Du
bleibst
Diese Nacht bist Du gekommen, diese Nacht hast Du Dich zu
mir gesetzt, hier auf meinen Steg, der über den dunklen, stillen Wassern liegt.
Wir haben uns im Wasser gespiegelt, Du und ich, bis ein Blatt sich auf die
Wasseroberfläche senkte und unser Bild unter den sich ausbreitenden Wellen
verschwimmen ließ, verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit, und da wir unser Bild
nicht mehr im Wasser erkennen konnten, sahen wir einander an, Du mich und ich
Dich. Ich sah Deine Augen, Dein Gesicht, sah Dich, und fragte mich warum ich so
glücklich war, hier, in diesem Mit-Dir-sein. Worin lag der Unterschied ob Du da
warst oder irgendwer anderer? Was war es, was Dich mir vor all den Millionen
anderen Menschen auszeichnete und hervorhob? Was war es, was es Dir unmöglich
machte so viel Einfluß auf mich und mein Leben zu nehmen? Was war es, was Dir
so viel Macht, ja letztendlich so viel Macht über mich gab? Und dabei wußte ich
es doch ganz genau, was es war. Es war die Art mit Dir lachen zu können, wenn
ich meine Hand ins Wasser tauchte und Dich damit anspritzte. Es war die Art mit
Dir über die Wiese zu tollen, wenn ich aufsprang und davonlief, wenn wir
spielten wie die Kinder. Es war die Art, wie Du mit mir die Welt sahst, wenn Du
meinem Blick hinauf zum Mond folgtest, und Dich mit mir in seinem Licht
weitetest? Aber vor allem war es wohl die Art, wie Du mir zuhörtest, wenn ich
mich in meinen Gedanken verlor. Die Art, wie Du die Bilder mit mir
weitermaltest, wenn ich meine Träume vor Dir ausbreitete. Die Art, wie Du mit
mir das Sehen übtest, wenn wir unsere Sehnsüchte in Einklang brachten. Die Art,
wie Du mich in den Arm nahmst und die Haare aus meinem Gesicht strichst, wenn
Du darin den Schmerz und die Trauer zu lesen wußtest. Die Art, wie Du mich mit
Deiner Annahme nochmals umfingst, wenn ich mich Dir hin öffnete. Die Art, wie
Du in meine Weite eingingst, wenn ich Dich mir darbrachte. Doch vor allem war
es wohl die Art, wie Du mich sein ließt, in allen Facetten meines Dir-Du-seins,
erzählend oder verstummend, lachend oder weinend, euphorisch oder depressiv,
herzlich oder wütend. Du, das ist ein anders Wort für ein Zu Hause, in dem ich
mich immer willkommen weiß, Schutz und Wärme spendend. Ich war niemals mehr
frei, seit dieser ersten Begegnung, seit Deinem Bleiben, doch im Dir-Du-sein
bin ich freier als ich es je war. Das ist es, was meinem Leben Orientierung
gibt – und Dich auszeichnet, vor allen anderen, Dich, dem ich Du sein darf,
Dich, der mir Du ist.
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