Auf dem Weg
Ich machte mich auf den Weg, aus dem sich neigenden Tag,
machte mich auf den Weg, mit der aufblühenden und rasch wieder verblühenden
Dämmerung, machte mich auf den Weg, hinein in die Nacht, die mich begleitete,
machte mich auf den Weg zu Dir. Ich hatte es nicht eilig, denn der Weg soll
gegangen werden, um bewußt den Ort, den ich verließ, hinter mir zu lassen, um
mich anzunähern – und die Annäherung heißt den Abschied vom Herkommen bewußt zu
vollziehen. Ganz egal wie lange ich wegbleibe, das Gehen setzt voraus, dass ich
mich verabschiede. Den Weg zu gehen heißt aber auch nicht das Kommende
vorwegzunehmen, denn das würde unsere Begegnung aushöhlen, würde sie zu einer
Marionette unseres Wollens und unserer Vorerfahrung degradieren, denn so viele
Begegnungen ich auch schon erleben und leben durfte, immer wird die eine,
einzige, gegenwärtige eine völlig neue, einzigartige sein.
Warum machen wir uns so viele dieser unvergleichlichen,
beglückenden Momente einfach dadurch kaputt, dass wir versuchen sie in bekannte
Strukturen zu pressen? Doch vor allem warum merken wir es noch nicht einmal?
Ich machte mich auf den Weg, der mich zu Dir führte. Ich
nahm ihn wahr, die Landschaft, die mich umgab, und das sanfte Licht der Nacht,
das mich anstrahlte. Ich machte mich auf den Weg, und mit dem Weg trat ich in
den Dialog mit Dir. Ich trat ein in den Weg, in den Dialog und in Dich. Ich
erzählte Dir, von dem, was ich sah, was ich dachte und was sich mir zusprach.
Da war so vieles, was ich Dir hier, auf diesem Weg berichtete, bis ich die Türe
öffnete, bei Dir einzukehren, und indem ich es tat, verstummten die Worte. Ich
fand Deinen Blick in meinem, und wußte, dass es nichts mehr zu sagen gab, in
diesem Moment, denn darin war alles gesagt und beschlossen, nichts mehr, was
sich darin nicht fand. Ich fand Deine Hand in meiner, und wußte, ich war den
Weg gegangen und angekommen. Wortlos, in der Handreichung ineinander
verweilend, und Du hast mich in Deinem Blick neu werden lassen. Es gibt kein
Bild von mir, das lebendig sein kann, außer dem, das Du mir zeichnest. Und ich
spürte, wie Du mich auferbautest, in Deinem Blick, wie Du mich werden ließt, Du
werden ließt, Verständigung und Vereinigung vorwegnehmend.
Ich war den Weg gegangen, war angekommen und wurde
aufgenommen, ja mehr noch, auferbaut, denn ich war die vor dieser Begegnung,
die ich nie mehr sein werde, und war nun in der Begegnung, uverrückbar und
unhintergehbar, neu. Ich war in der Begegnung, und ich war Dir und alles, was
ich Dir zu geben vermochte, das einzige, war ich als in Hinwendung und in
Annahme, um für diesen Moment die Trennung niederzureißen, Ineinander zu
finden, am Ende des Weges.
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