Am Ende der Worte
Wir, Du und ich, wir reden miteinander. Natürlich reden wir
miteinander, weil es uns näher bringt, oder auch voneinander entfernt. Wir
reden trotzdem miteinander.
Wir erzählen uns, je nach Situation, von unserem Erleben,
erzählen von dem Gestern, aus dem wir kommen, erzählen uns von dem Jetzt, in
dem wir uns leben, und wenn wir ganz besonders unvorsichtig sind, erzählen wir
uns auch von unseren Plänen für ein Morgen, von dem wir hoffen, dass wir uns
immer noch sein werden.
Wir erzählen uns von unserem Erleben und Ausleben, von
unseren Eindrücken und Ausdrücken, von unseren Begegnungen und unseren
Verfehlungen, von unseren Ankünften und Abschieden, und im Grunde erzählen wir
uns immer uns, denn egal was wir miteinander reden, immer dient es dazu uns
näher aneinander heranzutasten, und zu einem immer tieferem Verstehen zu
führen, zueinander verführen.
Wir reden miteinander, und zumeist, da führen uns unsere
Worte zusammen, doch manchmal, da ist es, als wäre jedes Wort verfehlt, jedes
Wort dem Verstehen entgegengesetzt, wird ausgesprochen, und noch bevor es Dich
wirklich erreichen kann, fällt es herunter, und bleibt liegen, und jedes
weitere Wort, das dann noch getan wird, erhöht den Berg bloß, bis er wie eine
Mauer zwischen uns steht, Steine, auf unserem Weg, über die wir stolpern. Und
ich wünschte, sie würden sich verwandeln, in kleine, bunte Schmetterlinge, die
davonfliegen und mir die Sicht wieder freigibt auf Dich.
Wir reden miteinander, obwohl wir wissen, dass unsere Worte
doch nur eine Krücke sein können auf dem Weg zueinander, die uns stützt, aber
auch nur allzu leicht brechen kann, so dass wir die Worte verlassen, und
miteinander reden, erzählen uns uns in unserer Hinwendung, in unserem Blick, in
unserer Berührung. In allem was wir sind, sprechen wir uns uns und darin uns
uns zu, erzählen wir uns uns, jenseits des Wortbaren, dort, wo es schon lange
keine Worte mehr gibt.
Wir reden miteinander – jenseits der Worte, jenseits des
Wortbaren, wo das Eigentliche des Sagens, des Mich-auf-Dich-Zusagens beginnt,
wo sich das findet, was Uns ausmacht, das Dich und mich im Wir.
Und ich bin nicht bereit diese Grenze anzuerkennen. Wie oft
schon bin ich dagegen angerannt, habe ich mir Kopf und Nase blutig geschlagen?
Wie oft habe ich mit geballten Fäusten auf sie eingeschlagen, und habe doch
nichts erreicht als mir die Haut aufzureißen? Doch es gibt kein Wort, für das,
was ich Dir sagen will, gibt keine Worte für das Wunder und für das Du, keine
Worte für die Einzigartigkeit und das Leben.
Und ich bin nicht bereit es zu akzeptieren, das große Tal
des Schweigens, jenseits der Worte, in das ich mich verliere, außer, wenn Du es
mit mir durchschreitest, mich an der Hand nimmst und das Schweigen jenseits der
Worte zu einem gefüllten werden läßt, das uns das Unsprechbare lautlos
zuspricht, das uns uns zuspricht.
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