Der Aufbruch - Maria von Magdala (Teil 2)
Du tratst vor Dein Haus, nun das alabasterne Gefäß mit dem
wohlriechendem Öl fest in Händen haltend, die nicht mehr zitterten, und
Dein pechschwarzes, langes, vom Tuch und vom Verstecken befreite Haar glänzte
in der Sonne. Alle Unruhe war von Dir abgefallen, und die Blicke, die
neidischen und die böswilligen, die geifernden und die begierigen, sie konnten
Dir nichts mehr anhaben, denn Du warst in Seinem Blick gewesen, der nichts war
als lautere Annahme.
Sein Blick hatte Dich aufgerichtet, damals schon,
rücksichtslos und rückhaltslos, und Er war es der Dich befreite, von sieben
Dämonen, die Deine Seele quälten.
Der erste war der Dämon der Hoffnungslosigkeit, da Du als
Verstossene nicht mehr wusstest wohin sich noch wenden, wo Du noch Gutes zu
erwarten hättest, da schenkte Er Dir Hoffnung, nein, nicht alle sind so, denn
Er nahm Dich an, so wie Du warst.
Der zweite war der Dämon des Stolzes, da Du meintest sie
alle durchschaut zu haben, nahm Er Einzug in Dein Herz und ließ es zu, dass Du
Dich über sie stelltest, bis Er kam und Dir die Hand reichte, Dich zu lauterem
Verstehen führte.
Der dritte war der Dämon der Rache, da Du bereit warst es
allen mit gleicher Münze heimzuzahlen, was sie Dir angetan hatten, sie zu
verletzen und zu zerstören, bis Er kam und Dir zeigte, dass Du Dich in die
Zerstörung mitnimmst und nur Aufbau Zukunft trägt.
Der vierte war der Dämon der Gier, da Du meintest so viel
Leben wie möglich in Dich aufsaugen zu müssen, denn Du warst alleine oder
wähntest Dich alleine, bis Er Dir den Blick öffnete für die, die zu Dir
standen.
Der fünfte war der Dämon der Hartherzigkeit, da Du meintest
an einem Punkt angelangt zu sein, an dem kein Verzeihen mehr möglich war, bis Er
kam und Dich lehrte, dass selbst das, was nach menschlichem Ermessen
Unverzeihlichkeit, unermessliche Schuld bedeutete, doch nochmal von einem
Verzeihen umfangen werden konnte, das nur Er zu eröffnen wusste.
Der sechste war der Dämon der Lieblosigkeit, da Du meintest
nach all den Verletzungen Deine Liebe hinter dicken Mauern verschließen zu
müssen, da Du meintest nur so von Leid und Schmerz verschont werden zu können,
bis Er kam und an sich offenbarte, dass die Liebe allen Schmerz und alles Leid
in sich trägt und diese Tränen in Freudentränen wandelte.
Der siebte war der Dämon der Verschlossenheit, da Du
meintest Dich in der Hingabe selbst zu verlieren, da Du keine Annahme und kein
Verstehen fandest, bis Er kam und Dir in sich eröffnete, dass die Hingabe noch
viel weiter gehen muss, will sie echt sein, weit über die Grenzen des eigenen,
kleinen Lebens hinaus, Selbsthingabe bis zur Stellvertretung ohne verloren zu
gehen.
In seinem Blick hatte Er Dich befreit, von den sieben
Dämonen der Selbstverstrickung, befreit zu Dir selbst und zur Hinwendung an
Ihn.
Leicht und sicher waren Deine Schritte, von Deinem Haus, das
Du nun für immer verlassen solltest, hin zu dem Ort, an dem Er Dich erwartete.
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