DU


DU


Ich misstraue all den Namen,
die mich Bilder malen lassen,
bist Du doch vor allem
der, der trotz aller Namen
nicht vereinnahmt werden kann,
nicht durch unsere enge Weltsicht,
nicht durch kleinlichen Verstand,
bist Du doch vor allem
mehr als je zu nennen war.

Ich misstraue all dem Hochmut,
der versichert, ja, ich weiß
um die Eigenschaften und das Sein,
sei es auch Negation,
bist Du doch vor allem
der, der Ja und Nein vereint,
aufhebt in die Symbiose,
die Du bist und doch nicht bist,
da Du Sein bist und auch Nicht-Sein.

Ich misstraue all dem Stolz,
der da zu wissen meint,
dass es Dich nicht gibt,
dreht die Erde sich von selber,
stirbt das Leid nicht aus
und der Tod wirkt allerorts,
läßt den Menschen ganz alleine,
wurschteln durch sein Erdgeschick,
bist Du doch vor allem
freiheitsschenkend und bewährend
mehr als unser Sehen vermag
nimmst auch die ein,
die Dich wehren,
mit Dir sie zu umschließen
als der Liebe Ewigkeit.

Ich misstraue all den Heuchlern,
die da meinen,
ja, wir kennen Dich genau,
können Deinen Willen greifen,
können allen dann erklären
was sie sollen und was nicht,
überheben sich den anderen,
wenn sie sagen was die Sünde sei,
und noch überdies verwehren,
was Dein Vergeben denn bewirkt,
bist Du doch vor allem
der, der menschlich unbeherrschbar ist.

Ich vertraue all dem Leben,
das uns wie ein Wunder scheint,
all dem Werden und dem Wachsen,
das zu sehen wir vermögen,
öffnen wir nur kurz die Augen,
unser Herz und unsern Geist,
für all die tausend Dinge,
die uns Lebendigkeit erweisen,
die die Liebe offenbaren
und das Verstehen ad absurdum führen,
auf all das,
was wir selber nicht vermögen,
das zu weit ist unseren Kräften
und doch unentwegt geschieht.

Ich vertraue auf die Hand,
die mich führt zu meinem Wohl,
die mich auf Wege bringt,
die ich noch nicht einmal geahnt,
die mir wohl meint und mich leitet,
unbesehen des Verdiensts,
die mich hütet und beschützt,
auch dort noch, wo ich meine
mich zu widersetzen und entfliehe,
wird sie doch nicht von mir lassen,
bis ich bereit bin zu verstehen,
dass das Glück und auch die Liebe
nur im Anvertrauen lebt.

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