2408 Wenn der Mond durch die Wolken bricht ...


Wenn der Mond durch die Wolken bricht ...


Manchmal ist es leicht.
Dann wiege ich mich in dem Gedanken, dass Du mir nahe bist, trotz allem, irgendwo dort draußen, weit weg, und doch nahe. Es ist als würdest Du hinter mir stehen und wohlwollend auf mich sehen.
„Pass auf Dich auf!“, höre ich Dich sagen, wenn ich hinaufsteige auf die Gipfel um weiter zu sehen.
„Komm zurück um zu erzählen!“, meine ich zu vernehmen, wenn ich mich mir einen Weg bahne durch das unwegsame Dickicht.
„Es ist schön Dich lachen zu sehen!“, wage zu erahnen, wenn die Wärme mich noch einmal durchströmt.
Doch ich drehe mich nicht um. Du bist wie der Schatten, der sofort verschwindet, wenn sich die Wolken vor den Mond schieben und alles in undurchdringliches Dunkel taucht.
Und manchmal ist es schwer.

Manchmal ist es leicht.
Ich sitze unter dem Baum, unter jener Weide und schreibe. Völlig in den Moment versunken, in den Fluss meiner Worte, die sich einstellen, sobald ich aufhöre nach ihnen zu suchen. Es spricht durch mich. Ich weiß nicht was, eine Kraft, deren Quelle ich nicht kenne, und aus der ich doch schöpfe. Eine Gerichtetheit, deren Ausgangspunkt ich nicht zu finden vermag, und wohl auch nicht finden will. Still setzt Du Dich neben mich und bist einfach da. Nur so, wie der Baum und die Wiese und der See, und doch ganz anders. „Lass Dich fallen“, flüsterst Du mir zu, und ich bin einfach darin, unbewußt oder vorbewußt, beinahe unbeteiligt.
„Lass Dich ein und zu“, forderst Du mich auf, und ich bin versunken in die Unvermutetheit und Unbenutzbarkeit der Selbstverlorenheit, so weit, dass Dein Sprechen eins wird, mit dem mich Umgebenden, und doch mehr ist, Mehr als Alles.
Bis ich ebenso unvermittelt aus der Versunkenheit erwache. Nichts als ein Schatten. Nichts zu halten.
Und manchmal ist es schwer.

Manchmal ist es leicht.
Ich drehe mich. Das nasse Gras unter meinen Füßen. Die Arme weit ausgestreckt. Das Haar im Wind flatternd. Ich drehe mich, erst langsam, dann immer schneller. Mir wird schwindlig. Ich beachte es nicht, bis ich das Gleichgewicht verliere.
„Hör nicht auf“, sagst Du mir, und ich drehe mich weiter.
„Ich fange Dich auf“, versprichst Du mir, und ich vertraue auf Dein Wort.
„Schenk mir ein Stück Deiner Lebensfreude“, bittest Du Dir aus, und ich gebe sie Dir ganz, wie Du sie mir gibst.
Ich werde unsicher, strauchle, falle ins nasse Gras, und Du bist verschwunden, wie der Mond hinter den Wolken.  Alles nur Einbildung, geboren aus meinen Wünschen, die langgehegt, immer stärker werden, bis sie sich mit der Realität ununterscheidbar vermischen. Was habe ich geträumt? Was habe ich wirklich erlebt? Was habe ich mir ausgemalt? Was ist tatsächlich geschehen? Immer mehr gerät alles Durcheinander. Ein einziges Ineinander und sich Durchtränken.
Und manchmal ist es schwer.

Doch ob es nun leicht ist oder schwer, immer ist es gut, dass es ist, was doch war, dass es in mir ist, was nicht wird.

Wenn der Mond durch die Wolken bricht, dann schenkt er Dir sein warmes Licht ebenso wie mir, egal wo wir sind.

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