Fährmann (1)
Fährmann, setz mich über
Stoß Deinen Stab durch das schwarze
Wasser in die warme Erde.
Ich gehe
Ich atme
Ich lebe
Fährmann, setz mich über
Führe den Stab mit Deinen starken Armen
und treibe den Nachen voran.
Ich stehe
Ich sehe
Ich bin
Fährmann, setz mich über
Bring mich an den Ort, von dem sich meine
Sehnsucht erfüllt
Ich laufe
Ich sehne
Ich werde
Fährmann, setz mich über
Dem, den meine Seele sucht,
dem, den sich meine Gedanken zuwenden
dem, den sich meine Worte enthüllen!
Heute Nacht bin ich schmerzfrei, zum
ersten Mal seit vielen
ungezählten Nächten. Nein, nicht
schmerzfrei. Ich habe den Schmerz der
alles überdeckt und verschlingt,
beiseite geschoben, und habe
entdeckt, dass darunter das sanfte Glück
spürbar ist, das ich mit Dir
erleben durfte, vor vielen ungezählten
Nächten, spürbar, wenn ich
stark genug bin durch den Schmerz
hindurch zu tauchen und einzutauchen in
die Wärme jenes Momentes, einst, wo Du
mich getragen hast, hinaus,
weit hinaus, über das was man gemein hin
Liebe nennt, unerreichbar,
unantastbar für jeglichen fremden
Zugriff, dorthin, wo die Liebe endet
und die Offenheit beginnt, Offenheit die
ich Dir bin, gleich einem
weiten, blühenden Feld, einladend, von
Dir begangen und erforscht zu
werden oder dich auszuruhen, Ort der
Ankunft und des Bleibens zu sein,
getragen hast, dorthin, wo das Leid
endet und der Moment Ewigkeit
heißt.
Dies habe ich wieder entdeckt, was
während all der Nächte unter dem
Schmerz verdeckt und brach lag,
erwartend diese Nacht, in der ich Dich
aufs Neue erwarte, erwarte, in diesem
Raum, den ich Dir nennen werde,
den Raum in den ich mich für Dich aus
der Welt, aus der Vorspiegelung
dessen, was wir das reale Leben nennen,
zurückziehen werde, für diesen einen Moment des Miteinander und Ineinander, der
Heilung und der
Ganzwerdung, in diesem Raum werde ich
Dich erwarten, um Erfüllung zu
finden, wo kein Gedanke versteckt werden
muss, kein Wort
unausgesprochen bleibt und keine Tat Sühne
verlangt, werde ich leiden.
Komm zu mir, an diesen Ort der nur uns
gehört, da es ihn nur für uns
gibt, gebaut und gehalten von unseren
Wünschen, Hoffnungen, Tränen und
Sehnsüchten, gestärkt durch unsere
Hingabe und unser Verlangen.
Komm zu mir!
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