Der Kreis des Lebens
"Ich
laufe", sagst Du.
"Wohin
oder wovon?", frage ich.
"Ohne
bestimmtes Ziel, außer dem wieder zurück zu kommen. Ausgehen um wieder zurück zu kommen, so wie ich ausging um
zu Dir und zu mir zu kommen, so entdecke ich mir die Welt, und sei es nur der
nahe Wald, das weite Feld, und der eine Stern, den ich mit Deinem Namen
verbinde, ausgehen um wieder zu kommen. Und ich laufe vor den Gedanken davon,
wenn sie anfangen sich innerhalb des Bewohnten immer wieder im Kreis zu drehen,
und komme zurück, mit neuen Bildern und Eindrücken", antworte ich entsprechend.
"Ist das
nicht auch langweilig, so auf die Dauer, wegzulaufen, wovor auch immer, um erst
wieder dort zu landen wovon man ausgegangen ist, im Endeffekt nichts zu
erreichen und nichts zu verlassen", fahre ich kopfschüttelnd fort.
"Ich
laufe. Im Herbst fallen die Blätter und ich laufe darüber, über die selben Blätter, die ich im Frühjahr knospen sah, in der erstarkenden Wärme der Frühjahrssonne, die ich wachsen und
sich entfalten sah, deren Grün im Sommer saftiger wurde und sich im Herbst färbten, leuchtend rot und gelb, um
wieder abzufallen, der Erde, der sie entsprossen wieder nahe zu sein, bis sich
der Schnee darüberdeckt, eindeckt und versteckt, und wenn der Schnee schmilzt haben sie
sich verwandelt, Nahrung für die nächste Generation an Blättern. So bin ich mitten im Kreis des Lebens", führst Du aus.
"Und
doch ist es immer das Gleiche, immer und immer wieder", entgegne ich.
"Immer
das Gleiche, und doch immer aufs Neue faszinierend, so wie ein Tropfen
ausreicht um einen breiten Strom zu bilden, irgendwann. Immer beginnt es mit
einem kleinen Tropfen. Er macht sich auf den Weg. Ein weiterer sieht ihn und
nimmt die Einladung an mit ihm zu gehen. Sie schließen sich zusammen, immer mehr und
mehr, ganz nah, ganz eng, ununterscheidbar, springen dahin, voller Kraft und
Lebensfreude, voller Begeisterung die Botschaft des Miteinander zu vermitteln -
und vom Kreis des Lebens", entgegnest Du.
"So wie
Du immer wieder zu mir kommst", sage ich sinnend.
"So wie
ich mich immer wieder zu Dir und in Dich begebe, in das Wohlbekannte und doch
immer Neue des Miteinander", setzt Du hinzu.
"Unterworfen
dem Kreislauf des Lebens", sage ich.
"Eingebettet
in den Kreislauf des Lebens", sagst Du.
"Gezwungen
zum ewig Gleichen", sage ich.
"Geborgen
in Verläßlichkeit", sagst Du
"Verwoben
und verstrickt", sage ich.
"Und ich
laufe", sage ich.
"Lauf,
so lange Dich der Weg zu mir führt", sage ich.
"Dem
Kreis des Lebens folgend", schließe ich.
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