Hingabe
Eine Wolke hat sich vor den Mond geschoben.
Gesehenes versinkt im Schattengewirr. Geflüsterte, unerkannte Botschaften
wirbeln durch die Nacht, unerkannt und unverständlich, doch ihre Melodie wiegt
mich wie ein Schlaflied. Gut ist es, ausstrecken, hier auf meinem Steg.
Tausende verwirrender, verzwirbelter Gedanken, die in meinem Kopf Funken
versprühen, legen sich, gegenseitig gemahnend doch mal still zu sein. Was das
für ein Radau ist, bis es gelingt, doch endlich kehrt auch in meinem Kopf Ruhe
ein.
Ich liege, gebettet auf der Melodie der
unerkannten, unverständlichen, durch die Nacht wirbelnden Botschaften, einer
Melodie, die aus verschiedensten Fäden kunterbuntes Durcheinander entstehen
läßt, die sich nach und nach zu einem einzigen, festen Strang zusammenfügen, im
Klang, im Wort, werden deutlicher, und ich erkenne den Sinn.
Sanfte, warme Melodie – in sie gebettet,
von ihr bedeckt, nichts als diese Melodie. Aufforderung und Verheißung in
einem, die mich meint, meinen Kopf, mein Herz, meine Seele, meinen Körper. Mich
meinend spricht sie mir, nein, flüstert sie mir ein Verlangen, entzündet die
Flamme des Begehrens. Nahrung gebend, Nahrung findend, wird aus der Flamme ein
Feuer, das in mir brennt, bis zu den Zehenspitzen, bis zu den Fingerspitzen,
ausgehend von meiner Mitte, ausbreitend, Widerstand verbrennend.
Ich schließe die Augen. Nicht vor Dir,
sondern in Dich. Deine Hände gleiten unter die Melodie, die mich bedeckt, entdeckend,
Hügel und Täler durchwandernd, Offenes und Verstecktes erkundend, preisgegeben
Deiner Berührung, ausgeliefert Deinem Begehren, Hingabe und Geschenk, mit
nichts bedeckt als dieser Melodie der Nacht, und das Feuer brennt fort.
Du gleitest unter die Melodie, die mich
bedeckt, Körper an Körper. Wer vermag noch zu bestimmen, wo mein Körper endet
und Deiner beginnt. Haut an Haut, keine Stelle, die unberührt, die ungerührt
bliebe, wärmend, nährend und fordernd.
Ich folge, mich Dir öffnend, mich Dir darbringend,
und das Feuer brennt fort, in der Aufnahme, in der Einswerdung. Brodelnd heiß
durchfließt es meine Adern, zwingt mich Dir entgegen, noch näher, und es gibt
keine Grenzen mehr, keine geschlossenen Tore.
Du in mir, umfange ich Dich, haltend, bangend,
zwinge Dich in der Bewegung des Auf- und In-einander zu verharren, und unser
Körper, der nunmehr eins ist, verschmolzen aus meinem und Deinem, bewegt sich
rhythmisch zur Melodie der Nacht, die uns bettet und deckt.
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