Franziskus
Was ist geblieben, von Franz von Assisi,
dem großen Aufmüpfigen wider Willen? Tat er doch nichts anderes, als in Armut
und Gehorsam dem Evangelium gegenüber leben zu wollen. Was blieb ist wohl der
Sonnengesang, die netten Geschichten darüber, dass er mit den Tieren sprach und
dass er der erste Tierschützer war. Bezeichnend ist wohl, dass einem großen
Macht- und Geldapparat, als den sich die Kirche damals wie heute präsentiert,
jemand suspekt ist, der nichts weiter will als in den Fußstapfen Jesu, des
Christus, zu wandeln. In meinem naiven Denken war es bis jetzt verankert, dass
dies der christlichen Kirchen überhaupt ist, das Evangelium zu leben und Jeus
nachzufolgen, so wie es sein Auftrag war. Eigentlich hätte dieser einfache
Mönch als glühendes Beispiel dienen sollen für das, was Nachfolge bedeutet.
Andererseits wird damit vieles aufgedeckt, was eben jener Nachfolge widerspricht.
Wie kann eine reiche und mächtige Kirche es auch zulassen, dass jemand
innerhalb ihrer Mauern ihr selbst einen Spiegel vorhält, in dem sie sieht wie
weit sie von dem Weg Jesu abgekommen ist, dem sie sich angeblich verschrieben
hat? Wie viel Pharisäertum wird dadurch sichtbar, dass die aus dem Weg schaffen
will, die von der Wahrheit Zeugnis ablegen? Wie viele Millionen, einfache
Gläubige werden tagtäglich betrogen und belogen, indem ihnen vorgegaukelt wird,
dass sie sich an das halten sollen was die Kirche ihnen befiehlt und es auch
noch als Wahrheit bezeichnen? Wonach sollen sich einfache, im naivsten Sinne
gutgläubige Kirchenmitglieder noch richten, wenn ihnen ständig ein X für ein U
vorgemacht wird? Und warum ist das alles notwendig? Warum ist es so schwer für
die Armen und Entrechteten, für die am Rande der Gesellschaft stehenden und
Verwundeten einzutreten, ohne dass zuvor diverseste Paragraphen durchforstet
werden müssen ob es denn Rechtens ist, wo das Herz des Mitfühlenden schon
längst eine Antwort gefunden hat? Sollte es denn nicht egal sein ob ich meine
Hilfe einem Schwarzen oder einem Weißen, einem Mann oder einer Frau, einem
Muslimen oder einem Atheisten angedeihen lasse? Wenn jemand verwundet im
Straßengraben liegt, sollte ich dann erst nachdenken müssen ob derjenige
vielleicht auch meinen Vorstellungen eines Hilfsbedürftigen entspricht? Jesus
fragte nicht. Jesus tat. Und Franziskus, in dessen Fußstapfen wandelnd, nahm
auch die Tiere, die gesamte Schöpfung Gottes darin ein.
Und dann kam einer und wagte es. Nicht
irgendeiner, sondern der, der an der Spitze der katholischen Kirche steht,
einer, dessen Vorbild leuchten sollte und er leuchtete. Er ging nicht in die
großen Kathedralen, nicht in den Prunk der Gerechten oder deren, die sich für
gerecht halten. Nein, er, der Hirte aller Hirten, er ging zu denen, die
gefallen und gestrauchelt waren um mit ihnen zu feiern, so wie Jesus mit seinen
Jüngern gefeiert hat. Er, der sich wohl unangetastet mit den Reichen und den
Mächtigen an einen Tisch setzen könnte, er ging zu den Kleinen und
Entrechteten, in eine Jugendstrafanstalt, um mit denen zu feiern, mit denen
niemand sonst feiern würde, die an jenem Tag alleine wären. Er ging dorthin,
wohin auch Jesus gegangen wäre, so lange die Schächer in seinem Tempel sitzen
wie die Blutsauger in unseren Kirchen. Er ging hin um mit ihnen zu feiern. Und
er tat noch mehr, er wusch ihnen die Füße, wie Jesus es bei seinen Jüngern
getan hatte. Er hatte keine Scheu davor, sich vor jenen zu demütigen, machte
mehr daraus als ein vorgesehenes, vorgeschriebenes Ritual, indem er das dafür
vorgesehene Protokoll ignorierte, weil er keinen Unterschied machte ob es ein
Mann war oder eine Frau, der er die Füße wusch, sondern nur den Menschen sah,
weil er niemanden ausschloss. Und es ist die Liebe, die ihn freimacht, die
Liebe, die ihn leitet. Schon lange gab es niemanden mehr an der Spitze dieser
Kirche, der unseren Respekt mehr verdient hätte – und den Namen Franziskus.
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