Luft
Das mit dem Wasser hätten wir ja nun geklärt. Trinkt
Limonade, so lange ihr kein Haustier seid. Blöd ist diese Position nur, wenn in
Betracht gezogen wird, dass der kenianische Bauer auch Vieh hat, das getränkt
werden sollte. Aber erstens gibt es immer auch Verlierer. Wo würde das Land
denn bitte stehen, wenn da nicht ein internationaler Konzern käme und sein Geld
großzügig einbringt, was sich dann Investitionen titelt. Da werden riesige
Plantagen angelegt, auf denen nichts wächst als Rosen, durchaus in Kenia
endemische Gewächse. Natürlich investieren große Firmen völlig uneigennützig
und aus rein sozialem Interesse in diesen Ländern. Das hat sicherlich nichts
mit dem niedrigen Lohnniveau oder den nicht vorhandenen Sozialleistungen zu
tun. Hat ein hiesiger Arbeiter ein Monat Kündigungsfrist und einer in Kenia gar
keine, so spielt das bei den Überlegungen sicherlich keine Rolle. Das wird
ihnen immer nur unterstellt. Dabei wollen sie doch nichts weiter, als mit den
ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Menschen in diesen armen Ländern
befördern. All diese Tugenden hängen sie nicht an die große Glocke, selbst dann
nicht, wenn sie erleben müssen, dass ständig auf ihnen herumgetrampelt wird.
Und wenn nun die Menschen in Europa das Bedürfnis haben Rosen im Winter zu
kaufen, so muss man sie ihnen zugänglich machen. Und wenn dann nach einer
gewissen Zeit diese Rosenplantagen in ein anderes Land verlegt werden, so hat
das sicherlich nichts damit zu tun, dass dort das Lohnniveau niedriger ist,
denn darüber waren wir doch selbst überrascht. Nein, weil der soziale Auftrag,
den wir an die Gesellschaft haben, meinte natürlich, von der Gesellschaft
haben, uns dazu zwingt immer mehr Länder mit dem Segen des Kapitalismus zu
überhäufen.
Diese Rosen verschlingen also einen großen Teil des
Wassers, das in Kenia ohnedies schon knapp ist und führt dazu, dass der
Grundwasserspiegel kontinuierlich sinkt (sollte das Wasser einmal ausgehen, so
sind wir doch gerne bereit die Kenianer bei uns aufzunehmen und unser Wasser
mit ihnen zu teilen). Nun liegt es allerdings in der Natur der Rose, dass sie
Blüten treibt, die aufblühen und wieder verblühen, und das innerhalb weniger
Tage. Um nun die Rose in einem entsprechenden Zustand an den Konsumenten
liefern zu können, der tausende Kilometer weit weg wohnt, ist es deshalb
notwendig diese so rasch wie möglich zu transportieren. Die einzige Möglichkeit
diese lange Strecke in der entsprechenden Zeit zu überwinden heißt
Flugtransport. D.h. zusätzlich zu dem enormen Verbrauch an Wasser, tritt auch
ein ebensolcher an thermischer Energie. Die Luft wird angereichert mit
Schadstoffen, von denen wir natürlich alle was haben. So gesehen ist die
Umweltbelastung durch die Abgase von Flugzeugen zutiefst demokratisch. Wir
haben alle was davon. Was uns allerdings auch darauf aufmerksam machen sollte,
dass es uns über kurz oder lang alle was
angeht, wenn die Luft verpestet oder Wasser verschwendet wird, selbst wenn es
in Kenia ist, aber so lange es keine direkten Auswirkungen auf unser
Wohlbefinden hat, können wir großmütig darüber hinwegsehen und uns ungestört an
Rosen mitten im Winter erfreuen.
Die Mittel der zur Befriedigung der Existenzbedürfnisse
werden beschrieben als frei zugänglich und für alle verfügbar. Insofern werden wohl
die Lehrbücher der Ökonomie bald umgeschrieben werden müssen, doch auch nicht
allzu bald, so lange die Ökonomie immer von ihrem engen Blickwinkel der ersten
Welt ausgeht. In der dritten Welt hat man weniger Zeit dafür. Da ist man mit so
banalen Sachen beschäftigt wie zu verhindern, dass man verhungert oder
verdurstet. Aber was kümmert das, so lange die armen Rosen genug Wasser
bekommen um für uns zu blühen.
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