Vom Zwang zu brauchen
Nun stellen wir uns einmal vor, wir sitzen, satt und
zufrieden, in einer warmen Behausung und es geht uns gut. Unsere
Existenzbedürfnisse sind erfüllt. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
und neben den körperlichen Bedürfnissen, gibt es auch andere, die sog. Grund-
und Luxusbedürfnisse, also all die Bedürfnisse, die sich einstellen, auch wenn
wir überleben würden, wenn sie nicht befriedigt würden. War die Abgrenzung bei
den Existenzbedürfnissen noch relativ einfach, so ist es das bei den Grund- und
Luxusbedürfnissen nicht mehr so. Für manche von uns gehören beispielsweise
Bücher zu den Grundbedürfnissen, für andere bereits zu den Luxusbedürfnissen,
das sie für diese unter die Kategorie fallen „Dinge, die die Welt nicht
braucht“.
Aber wie auch immer wir es definieren, nach persönlichen
Präferenzen, so behaupte ich schlichtweg, die meisten von uns sind von Dingen
umgeben, die sie nicht brauchen, und von denen sie im Moment des Kaufes
meinten, dass sie sie unbedingt brauchen.
Dinge, die die Welt nicht braucht.
Vielleicht ist es ein Haus, das größer ist, als wir es
eigentlich brauchen. Dafür liegt es an der Peripherie und es bedeutet ein
Abgeschnitten-sein von sozialen Beziehungen, denn so wie das Einfamilienhaus
allein steht, so auch seine Bewohner. Es ist quasi symptomatisch. Vielleicht
ist es das Auto, das wir brauchen um die Strecke von 500 m zum Bäcker
zurückzulegen, aber dafür auf den kleinen Plausch verzichten, wenn wir die
Nachbarin auf unserem Spaziergang zum Bäcker treffen. Vielleicht sind es die
Fitnessgeräte, die mit den besten Vorsätzen gekauft und zusammengebaut, dafür
aber noch nie genutzt wurden, wobei man genauso gut dem hiesigen Sportangebot
frönen könnte. Vielleicht ist es ganz banal die 527 DVD, die man sich auch noch
unbedingt anschauen muss, was natürlich billiger kommt als Kino, aber den Film
selbst schauen wir wieder alleine.
Aber ja, es ist doch so verführerisch, wenn man sich ab
und zu was gönnt, wie es heißt, denn schließlich arbeiten wir auch alle schwer
für unser Geld, und nur dafür. Dazu kommen noch die Versprechungen aus der
Werbung, die so verlockend sind, dass man das doch haben muss, um einer bestimmten
Gruppe zuzugehören, oder um zu beweisen, ich bin gut und erfolgreich, denn ich
kann mir das leisten, den Stern am Auto, das Krokodil am T-Shirt und das
Häkchen am Sportdress. Aber egal wohin ich schaue, was es auch ist und wie wir
die Dinge definieren, es grenzt uns fast immer ab von
Dingen, die wir als Menschen brauchen.
Ein gemeinsamer Spaziergang durch den Wald, statt dem
neuen Fitnessdress. Ein gemeinsamer Filmeabend, statt allein DVD zu gucken oder
die Spielerunde.
Es ist das Gemeinsam, das wir brauchen, das nicht gekauft
und nicht eingefordert werden kann. Es ist das Soziale, das uns Menschen zu
Menschen macht, und das sich nicht durch Position oder Stellung zwingen lässt,
sondern nichts fordert als uns selbst.
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