Schulen schaden
Schulen, und ich möchte hierbei auch die vorgelagerten
Bildungsinstitutionen wie Kindergarten und Kindergrippen mal ungefiltert in
einen Topf werfen, helfen nicht nur nicht. Mehr noch, sie schaden. Wer das
Bildungssystem durchlitten und ohne allzu großen Schaden daraus hervorgegangen
ist, kann nur beglückwünscht werden. Natürlich, die Kinder sind zäh und
anpassungsfähig, doch vor allem haben sie die unvergleichliche Gabe sich vor
dem Schlimmsten zu schützen. Wir alle haben es erlebt und hinter uns gebracht.
Manche Schulreform wurde versucht und scheiterte. Etliche Reformpädagogen
versuchen sich an einer Verbesserung, doch niemand hat es gewagt die
Institution an sich in Frage zu stellen. Mit aller Selbstverständlichkeit und
ohne jeden Zweifel würden wohl die meisten sagen, dass es keine Alternative
gibt. Denn wo sollten die Kinder sonst etwas lernen. Bildungsinstitutionen sind
also dazu da, dass Kinder was lernen. „Non scholae, sed vitae discimus“, tönt
es immer noch vollmundig, auch aus den Kehlen dessen, die den Lateinunterricht
für obsolet halten, aber was lernen die Kinder wirklich.
Einerseits lernen sie nicht wegen der Schule, sondern
trotz der Schule. Und das, was sie lernen wird genau vorgegeben. Diese Vorgaben
bezeichnen was Wissen heißt. Alles was links und rechts daneben steht, ist
unnötig. D.h. irgendjemand in einem Amt maßt sich an für den Großteil der
Menschen bestimmen zu dürfen was wissenswert ist und was nicht. Sind nun die
Häftlinge, sprich, Besucher der Schule in der Lage genau dieses Wissen in ihre Köpfe
zu trommeln, um es zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder auszuspeien, so
erhalten sie ein Zeugnis, das mit irgendwelchen Berechtigungen versehen ist.
Will nun jemand genau dieses Wissen angeeignet haben ohne es institutionell
abgesegnet zu haben, so gilt es nicht, er kann es noch so gut. D.h. was nicht
institutionell legitimiert ist, ist ebenso nichts wert. Autodidakten und
Schüler, die nicht bereit sind sich in die Kohorte einzuordnen, werden
ausselektiert und an den Rand gestellt. Will man Anerkennung und auch nur einen
halbwegs brauchbaren Beruf ausüben, so ist man vom Good Will der Behörde
abhängig, und man bleibt es für den Rest seines Lebens. Bald schon muss man
wohl ein Gärtnerdiplom haben um im eigenen Garten Gemüse anpflanzen zu dürfen.
Schulen und andere Bildungsinstitutionen tun nichts anderes als kurzfristiges
Wissen einzutrichtern und versuchen dies auch noch als Bildung zu verkaufen.
Doch in Wahrheit dienen all diese Bildungsinstitutionen
nur einem einzigen Zweck: Die Kinder aus dem Leben wegzuholen und sie über
viele Stunden des Tages zu inhaftieren wie in einem Arbeitslager. Die Eltern
sind berufstätig, wobei die Erwerbsarbeit, die damit gemeint ist, trotz aller
modernen Möglichkeiten, immer noch eine Arbeit außer Haus bezeichnet. Diese Arbeiten,
egal auf welchem Niveau, finden in einem Bereich statt, in den Kinder keinen
Zugang haben und doch nur stören. Andererseits brauchen wir Kinder, denn
irgendwer muss ja die Arbeit weiterführen und unsere Pensionen bezahlen. Also
stehen wir vor einem Dilemma. Kinder gehören schließlich beaufsichtigt. Der
Ausweg ist die entsprechende Bildungsinstitution. Zumindest nennt es sich so.
In Wahrheit sind es doch nichts weiter als Kinderaufbewahrungsstätten, die den
Eltern und allen anderen Erwachsenen (denn es soll noch andere geben, die sich
zuständig fühlen, wenn auch nur ganz wenige) ermöglichen die Kinder
loszubekommen um sich voll und ganz der Erwerbsarbeit zu widmen. Interniert,
inhaftiert, schikaniert und ruiniert, bis sie endlich gelernt haben, am bestem
vom sechsten Lebensmonat an, dass es nicht legitim ist seinem eigenen inneren
Rhythmus zu folgen, sondern nur dem von außen auferlegten. Es kann doch nicht
sein, dass man isst, wenn man hungrig ist, solange es nicht gerade die richtige
Zeit ist, oder trinkt, wenn man durstig ist. Es kann doch nicht sein, dass man
ständig seinem inneren Impuls folgt. Das muss Ordnung haben. So sind unsere
Bildungsanstalten Ordnungs- und Disziplinierungsanstalten, und umso länger
jeder einzelne darin kaserniert wird, desto größer ist die Chance, dass diese
Verhaltensregeln so weit internalisiert wurden, dass sich die in das Leben
entlassenen Schüler nahtlos in die entpersonalisierte Welt der modernen
Arbeitsweilt eingliedern. Wer es nicht tut, zahlt den Preis dafür, und das
wollen doch verantwortungsvolle Eltern nicht. Deshalb schicken wir unsere
Kinder weiter in demokratiefeindliche und individualitätstötende Institutionen.
Sie werden es schon irgendwie überleben.
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