Lach doch mal ...
Quirlig und immer voller Unruhe ist sie. Immer möchte sie
sich irgendwie beschäftigen. Wie ein Wirbelwind fällt sie bei ihr ein und
vertreibt jeden Trübsinn, aber auch jede Ruhe. An diesem Abend saß sie neben
mir am Steg, und tat ausnahmsweise nichts, und selbst im Nichts-Tun wirkte ihr
Körper als wäre er unter Strom gesetzt. Ihre Füße wippten, die Finger in Bewegung
und der Blick schweifend. Bloß, sie sagte nichts, und das war ungewöhnlich. Ich
ließ sie, wie ich sie immer ließ, wie sie wollte.
„Es ist ja eigentlich wunderschön, hier, bei Dir“, sagte
sie schließlich, und es klang, als wäre es der Abschluss einer langen,
intensiven Überlegung.
„Das freut mich, dass es Dir bei mir gefällt“, entgegnete
ich spontan.
„Es gefällt mir. Ja. Es ist so harmonisch, voller
Zuwendung und Kraft, einladend, verheißend, bergend, beruhigend, verträumt,
entspannt hier. Ich kann Dir alles erzählen und anvertrauen. Du erzählst so
wunderbare Geschichten. Du belehrst nicht. Du erzählst, und das ist eine ganz
eigene, warme Art ins Leben einzutauchen, so tief und nachdenklich“, fügte sie
hinzu.
„Dann ist es richtig, denn so soll es sein“, bestätigte
ich ihre Eindrücke.
„Ernst und ernster. Aber ich habe Dich noch nie lachen
gesehen, glaube ich. Lach doch mal!“, forderte sie.
„Wie soll ich das?“, fragte ich erstaunt.
„Wie Du lachen sollst? Wie man halt lacht. So die
Mundwinkel nach oben ziehen, die Lippen voneinander trennen und lachen. Das ist
doch nicht so schwer!“, versicherte sie mir, und ich versuchte es, ihr zu
liebe, aber es war künstlich und gefordert.
„Das ist falsch“, merkte sie an.
„Natürlich ist es falsch, ein falsches Lachen“, erwiderte
ich.
„Na dann mach es doch einfach richtig“, forderte sie.
„Es gibt Dinge, die lassen sich nicht zwingen. Einander
zugetan sein, sich öffnen, weil man Annahme spürt, und lachen, das kommt, das
passiert, das lässt sich nicht zwingen“, entgegnete ich nachdenklich.
„Aber ich will Dich doch so gerne mal lachen hören. Nicht
immer nur ernst. Das kann doch nicht gut sein, dass man immer nur ernst ist“,
erwiderte sie und ihre Worte klangen besorgt.
„Es wird sich ergeben, weil es sein soll. Aber es geht
mir deshalb nicht schlecht. Es muss von innen kommen“, versuchte ich zu
erklären.
„Ich lache eigentlich ständig, und ich habe noch nie
darüber nachgedacht. Aber ich habe Dich im Verdacht, Du musst sogar aus dem
Lachen eine Wissenschaft machen“, sagte sie sinnend.
„Nein, so einfach ist es nicht. Ich gehe achtsam damit
um, mit dem Lachen, so wie mit Dir“, versuchte ich zu erklären.
„Das würde aber bedeuten, dass ich nicht achtsam mit Dir
umgehe“, warf sie ein.
„Nun, jeder versteht wohl unter Achtsamkeit etwas
anderes, und wenn es für Dich stimmig ist, dann soll es so sein“, sagte ich.
„Dann lass uns Ringelspiel fahren, und ich werde es doch
noch schaffen Dich zum Lachen zu bringen, so richtig“, meinte sie, sprang auf
und lief Richtung Ringelspiel, und ich wusste, wenn es jemand schaffen würde,
dann sie. Lächelnd lief ich ihr hinterher und spürte wie das Leben mich
durchfloss – und ein Lächeln erstand.
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