Wenn
Du wüsstest, dass Du nicht bist, die Du bist ...
Offenheit und Klarheit lag auch in dieser
Nacht. Nichts war bestimmt. Alles war möglich. Gewöhnliches und Absurdes, und
natürlich alles dazwischen.
„Ich habe Dich so lange gesucht. Warum nur
hast Du Dich vor mir versteckt?“, sagte er ohne Umschweife zu mir, als er kam,
in diese Offenheit und Klarheit einer Nacht.
„Ich freue mich, dass Du da bist, auch wenn
wir uns noch nie zuvor gesehen haben und ich nicht wüsste warum ich mich vor
Dir verstecken sollte“, antwortete ich wahrheitsgemäß, und dachte darüber nach
ob er es vielleicht sinnbildlich meinen könnte. Möglicherweise hatte er eine
esoterische Ader und meinte mich aus einem früheren Leben zu kennen.
Möglicherweise war er nur auf LSD.
„Du willst es ableugnen? Das ist Deine
Masche, genau Deine Vorgehensweise, aber mach Dir keine Sorgen, ich bin Dir
trotzdem verbunden. Immerzu streitest Du alles ab, auch wenn es noch so
offensichtlich ist. Unser Treffen damals, unser Austausch. Es war so
wunderschön. Du hast es auch gesagt, damals, und jetzt, jetzt streitest Du
einfach alles ab. Als hätte es dieses Miteinander nie gegeben. Warum quälst Du
mich nur so? Warum treibst Du solche Spielchen mit mir? Ich leide wie ein Hund,
und Dich, Dich amüsiert das wahrscheinlich auch noch“, meinte er, und es klang
überzeugend. Sollte ich nun anfangen an meinem Gedächtnis zu zweifeln. Hatte
mich vielleicht schon die Demenz ereilt? Aber warum sollte ich genau das
vergessen, wenn alle anderen Vorkommnisse nach wie vor präsent waren?
„Ich kenne Dich nicht, ich weiß es ganz
genau. Warum sollte ich Dir was Böses wollen?“, fragte ich skeptisch, aber auch
voller Mitleid. Niemand sollte leiden, vor allem nicht unter etwas was es gar
nicht gab.
„Das fragt sie noch. Wir kennen uns nicht.
Nichts als Lug und Trug. Dabei sind die Beweise evident. Alles was ich Dir
damals gegeben habe“, sagte er.
„Zeig mir die Beweise!“, forderte ich ihn
auf.
„Zeig mir Deine Beweise!“, konterte er
sofort.
„Ich soll Dir Beweise vorlegen für etwas,
das es nicht gegeben hat, für etwas, das nicht stattgefunden hat?“, versuchte
ich die Absurdität seiner Forderung herauszustreichen.
„Zeig sie mir!“, wiederholte er seine
Aufforderung, die Absurdität negierend, ja nicht einmal das. Hatte er es
überhaupt gehört?
„Ich kann Dir nichts zeigen was es nicht
gibt. Sag mir genau wann und wo das gewesen sein soll?“, versuchte ich es
weiter.
„Auch das will sie nicht mehr wissen. Immer
das gleiche Spiel. Immer die selbe Leier. Was willst Du mir nicht noch alles
antun? Hast Du denn immer noch nicht genug?“, fuhr er fort, unbeirrt.
„Warum kannst Du es mir nicht einfach
sagen. Wir würden uns so viel leichter tun und vielleicht irgendwann vom
Gleichen sprechen“, bot ich an.
„Und dabei gibt es mindestens zehn Zeugen,
die auch dort auf dem Fest waren auf der Insel in der Provence“, fuhr er fort.
„Ich war noch nie in der Provence“,
trumpfte ich jetzt auf.
„Ach bitte, warum hast Du Dich versteckt, so lange,
seit dem. Es gibt doch nichts was Du vor mir verheimlichen müsstest. Ich habe
doch für alles Verständnis. Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann warum Du
immer das Leben, das so schön sein könnte, kaputt machen musst. Wahrscheinlich
wirst Du bedroht. Ja, jetzt weiß ich es, irgendwer bedroht Dich und Du kannst
Dich nicht offen deklarieren, aber keine Sorge, ich beschütze Dich. Sag mir den
Code“, blieb er immer noch bei seiner Meinung, und ich verstand die Welt nicht
mehr.
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