1103 Wenn ich lese ...



Liebe Freundinnen und Freunde meines Blogs!

Ich möchte Euch heute einmal eine ganz persönliche Geschichte erzählen. Nicht, dass meine sonstigen Geschichten nicht persönlich wären, aber diese stammt aus meinem Fundus aus Lebenserinnerungen, die sich mittlerweile ziemlich häufen. Dennoch gibt es manche, die hervorstechen und immer wieder guttun. Jedes Mal, wenn ich eine Lesung mache denke ich daran und das mit großer Freude.

Es war vor mittlerweile fast genau 25 Jahren (30 hätte ich fast geschrieben, aber der Eitelkeit sei Genüge getan, indem ich mir die 5 Jahre noch zugestehe). Ich war damals 17 und mit einer Freundin in England, genauerhin in Hastings. Trotzdem es Juli war, zeigte sich das Wetter von seiner beinahe englischsten Seite, und wenn es schon nicht ständig regnete, so war der Himmel doch zumeist grau. Sehr selten zeigte sich die Sonne, doch das Erleben geschah – wie so oft – in der Nacht. Es muss wohl nicht extra betont werden, dass wir uns, fernab der Heimat und maßregelnden Blicken, etwas treiben ließen und das Leben in vollen Zügen genossen. Was das heißen mag, nun, das überlasse ich Eurer Fantasie.

Es geschah in der Nacht vor unserer Abfahrt. In den frühen Morgenstunden sollte der Bus uns nach London bringen. Damit standen wir vor der schwerwiegenden Entscheidung, entweder früh schlafen zu gehen oder es ganz bleiben zu lassen. Wir haben uns letztendlich nicht entschieden, sondern es geschah, indem einfach die Zeit verging. Ein turbulenter Abend. Immer noch Zeit genug ins Bett zu gehen. Plötzlich war es Mitternacht. Ohne eine Verabredung getroffen zu haben oder uns sonst irgendwie abzusprechen, fanden wir uns unter einer Laterne wieder, die auf einem kleinen Rasenstück stand. Der Rest der Stadt schien zu schlafen und es herrschte eine herrliche Ruhe. Der Himmel war mit Sternen übersät. Ich hatte meine Mappe mit den Geschichten mit, denn die hatte ich damals immer mit. Meine Freundin schlug vor, dass ich doch was vorlesen sollte, und ich tat es. Ich muss dazusagen, es war das erste Mal in meinem Leben, das ich meine Geschichten vorlas. Vorher hatte es sich nicht ergeben, denke ich. Aber da passierte es. Und die Resonanz war positiv. Wir plauderten, bis die Sonne aufging und es Zeit war unsere Sachen zu holen, Zeit uns von unseren Gastfamilien zu verabschieden.

Es war nicht geplant, nicht voraussehbar. Es war einfach passiert, und so war es richtig. Ich will nicht darüber nachdenken ob sich so etwas arrangieren ließe, aber eines ist sicher, seit dieser Nacht, lese ich mit großer Freude. Auch wenn ich selbst immer wieder etwas zu verbessern wüsste, immer wieder etwas finde, was anders geschrieben hätte sein können, so wurden meine Geschichten von denen, die mir zuhörten, bis jetzt immer wohlwollend aufgenommen.

Geschichten zu erzählen ist meine große Leidenschaft, aber was für ein Glück, wenn sie jemanden finden, der sie annimmt und mitnimmt, für sich etwas darin findet oder einen schönen Moment erlebt.

Und ein bisschen bin ich auch dann wieder dieses Mädchen, das mit 17 unter einer Laterne auf der Wiese in Hastings Gehör und Aufnahme fand. In mir ist noch dieses Mädchen, auch wenn ich sie nicht mehr bin.

Wo immer sie auch ankommen, meine Geschichten, ich freue mich, wenn sie es tun.

Alles Liebe,
Eure Nyx

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