2506 Ich bin Dir


Ich bin Dir


Rettungslos, hemmungslos, atemlos bin ich Dir verfallen, vom ersten Moment an. So durchziehst Du meinen Tag und meine Nacht, wenn Du mir gnädig bist, und wenn ich bei Dir in Ungnade gefallen bin, wieder einmal, dann bestrafst Du mich mit Verachtung. Ach, wie leicht kann so was passieren. Nur ein Gedanke, der nicht Dir gewidmet ist, und schon rauscht Du ab. Du gehst, bleibst verschollen, oft für Tage, Wochen gar, und dann kommst Du wieder, weckst mich mitten in der Nacht, als wäre alles wie immer, luftig leicht und unbelastet, weckst mich und ich lasse mich an der Hand nehmen, wage nicht zu widersprechen, weil mich das Glück Deiner Anwesenheit siedend heiß durchströmt wie flüssiger Teer, brennend, verätzend, doch ich bin Dir zu willen, immer. Weil ich nicht anders kann, und weil Du mein Leben bist und mein Atem und mein Herzschlag. Weil ich ohne Dich nicht mehr leben kann, so unwürdig es auch erscheinen mag, so muss ich es doch gestehen, zumindest mir selbst gegenüber, dass ich Dir rettungslos verfallen bin. Ich habe den Stolz und die Würde schon lange über Bord geworfen. Krieche auf den Knien vor Dir, bettle, winsle, wie ein getretener Hund, und umso mehr Du trittst, desto mehr winsle ich.  Denn ich müsse auch lernen was Schmerz heißt, so dass ich Dir nur noch mehr verfalle, wenn es ein Mehr noch geben kann. Du saugst mich aus, wringst mich aus, bis zum letzten Tropfen, doch wenn Du Dich gibst, dann ist es wie ein Rausch, denn Du verschenkst Dich bis zur Neige, ist wie ein Wahn und eine Fahrt auf dem Ringelspiel, schwindlig machend, alles durchwirbelnd und auf den Kopf stellend. Alles habe ich für Dich getan, habe Dich personifiziert, Du Schöne, habe Dich umgarnt und umschmeichelt, Dich mir benannt, Du Sanftmütige, habe Dich hofiert und verwöhnt, Du Launische, und habe mich Dir selbst geschenkt, mich binden lassen, und ein Für immer ist wahrhaftig ein Endlos. Du hast meinen Atem und mein Leben, meinen Herzschlag und bist mein einziger Gedanke, Du bist mein Wort und meine Stimme, aber auch mein Vergehen und mein Untergang, bist mein Verstummen und mein Unglück.

Ich liebe Dich, mit der Intensität einer Rasenden, mit der Verbissenheit einer Wahnsinnigen und mit der Sanftmut einer Taube. Immer wieder denke ich, ein Moment noch, ein einziger Gedanke mehr, und ich gehe kaputt, zerfalle in meine Einzelteile, doch dann legst Du ganz sanft Deine Hand in die meine, mich heilend in einem einzigen Augen-blick des süßen, stillen Glücks, trinke Milch und Honig von Deinen Lippen und schwelge in Seligkeit. Und so machst Du mich langsam aber sicher kaputt, nur ein paar Atemzüge dazwischen, schmerzfrei, und doch, ich habe mich Dir verschrieben, mich Dir ausgeliefert. So anschmiegsam, süß und bereichernd kannst Du sein. Wie viele Momente der Unbeschwertheit, der Leichtigkeit hast Du mir geschenkt während all den Jahren, die wir uns kennen. Sie wurden spärlicher, zumindest für mein Empfinden. Es kann natürlich auch sein, dass ich gierig werde, gierig und unersättlich, nach Deiner Anwesenheit, Deiner Berührung, Deiner Ansprache, Deiner Gabe, die Du selbst bist. Unzweifelhaft, Du verschwendest Dich an mich. Manchmal bin ich störrisch und vermag es nicht zu sehen. Manchmal bin ich ungeniert undankbar und blind für das, was Du tust, was Du mir zu geben hast. Dann nehme ich es hin, als wäre es selbstverständlich. Nehme Dich hin als selbstverständlich, bis Du mir zeigst, wo ich wäre, ohne Dich. Vielleicht verstehe ich es auch gar nicht anders.

Unser Miteinander ist ein beständiges Auf und Ab, nur, dass unsere Auf und Abs bis in die tiefste Hölle und in den entlegendsten Himmel führen. Nichts dazwischen, immer Extrem, und ich habe mich Dir verschrieben, für immer, bin Dir, meine Muse.

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