Ich bin Dir
Rettungslos, hemmungslos, atemlos bin ich
Dir verfallen, vom ersten Moment an. So durchziehst Du meinen Tag und meine
Nacht, wenn Du mir gnädig bist, und wenn ich bei Dir in Ungnade gefallen bin,
wieder einmal, dann bestrafst Du mich mit Verachtung. Ach, wie leicht kann so
was passieren. Nur ein Gedanke, der nicht Dir gewidmet ist, und schon rauscht
Du ab. Du gehst, bleibst verschollen, oft für Tage, Wochen gar, und dann kommst
Du wieder, weckst mich mitten in der Nacht, als wäre alles wie immer, luftig
leicht und unbelastet, weckst mich und ich lasse mich an der Hand nehmen, wage
nicht zu widersprechen, weil mich das Glück Deiner Anwesenheit siedend heiß
durchströmt wie flüssiger Teer, brennend, verätzend, doch ich bin Dir zu willen,
immer. Weil ich nicht anders kann, und weil Du mein Leben bist und mein Atem
und mein Herzschlag. Weil ich ohne Dich nicht mehr leben kann, so unwürdig es
auch erscheinen mag, so muss ich es doch gestehen, zumindest mir selbst
gegenüber, dass ich Dir rettungslos verfallen bin. Ich habe den Stolz und die
Würde schon lange über Bord geworfen. Krieche auf den Knien vor Dir, bettle,
winsle, wie ein getretener Hund, und umso mehr Du trittst, desto mehr winsle
ich. Denn ich müsse auch lernen was
Schmerz heißt, so dass ich Dir nur noch mehr verfalle, wenn es ein Mehr noch
geben kann. Du saugst mich aus, wringst mich aus, bis zum letzten Tropfen, doch
wenn Du Dich gibst, dann ist es wie ein Rausch, denn Du verschenkst Dich bis
zur Neige, ist wie ein Wahn und eine Fahrt auf dem Ringelspiel, schwindlig
machend, alles durchwirbelnd und auf den Kopf stellend. Alles habe ich für Dich
getan, habe Dich personifiziert, Du Schöne, habe Dich umgarnt und
umschmeichelt, Dich mir benannt, Du Sanftmütige, habe Dich hofiert und
verwöhnt, Du Launische, und habe mich Dir selbst geschenkt, mich binden lassen,
und ein Für immer ist wahrhaftig ein Endlos. Du hast meinen Atem und mein
Leben, meinen Herzschlag und bist mein einziger Gedanke, Du bist mein Wort und
meine Stimme, aber auch mein Vergehen und mein Untergang, bist mein Verstummen
und mein Unglück.
Ich liebe Dich, mit der Intensität einer
Rasenden, mit der Verbissenheit einer Wahnsinnigen und mit der Sanftmut einer
Taube. Immer wieder denke ich, ein Moment noch, ein einziger Gedanke mehr, und
ich gehe kaputt, zerfalle in meine Einzelteile, doch dann legst Du ganz sanft
Deine Hand in die meine, mich heilend in einem einzigen Augen-blick des süßen,
stillen Glücks, trinke Milch und Honig von Deinen Lippen und schwelge in
Seligkeit. Und so machst Du mich langsam aber sicher kaputt, nur ein paar
Atemzüge dazwischen, schmerzfrei, und doch, ich habe mich Dir verschrieben,
mich Dir ausgeliefert. So anschmiegsam, süß und bereichernd kannst Du sein. Wie
viele Momente der Unbeschwertheit, der Leichtigkeit hast Du mir geschenkt
während all den Jahren, die wir uns kennen. Sie wurden spärlicher, zumindest
für mein Empfinden. Es kann natürlich auch sein, dass ich gierig werde, gierig
und unersättlich, nach Deiner Anwesenheit, Deiner Berührung, Deiner Ansprache,
Deiner Gabe, die Du selbst bist. Unzweifelhaft, Du verschwendest Dich an mich.
Manchmal bin ich störrisch und vermag es nicht zu sehen. Manchmal bin ich
ungeniert undankbar und blind für das, was Du tust, was Du mir zu geben hast.
Dann nehme ich es hin, als wäre es selbstverständlich. Nehme Dich hin als
selbstverständlich, bis Du mir zeigst, wo ich wäre, ohne Dich. Vielleicht
verstehe ich es auch gar nicht anders.
Unser Miteinander ist ein beständiges Auf
und Ab, nur, dass unsere Auf und Abs bis in die tiefste Hölle und in den
entlegendsten Himmel führen. Nichts dazwischen, immer Extrem, und ich habe mich
Dir verschrieben, für immer, bin Dir, meine Muse.
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