Ein Bekenntnis
Weihnachten ist ein
christliches Fest. Daran ändert auch nichts, dass es terminlich mit dem
keltischen Fest der Wintersonnenwende zusammenfällt. Ganz im Gegenteil, es
zeugt vielmehr von der Offenheit und der Möglichkeit sich einander anzunähern,
damals. Schließlich war es ein Fest, das in der Bevölkerung fest verankert war,
so dass es bereits im Lebensrhythmus verankert war. Es geschah auch nicht in
Form einer feindlichen Übernahme, sondern als friedliche Assymilation, als eine
Verbindung zweier Welten, die sich in so vielen Aspekten überschnitten. Der
keltische Lebensbaum, Symbol für die Verbindung mit dem Lebendigen in seinem
ewigen Kreislauf, des Werdens, Erblühens und Vergehens, der Lebensbaum, rund,
dem ewigen Kreislauf in sich bergend. Erdverbunden, lebensverbunden, indem die
Wintersonnenwende, die wieder länger werdenden Tage des kommende Werden in sich
trägt, und auf der anderen Seite eine Geburt, die den Aufgang des Lebens
symbolisiert, in aller Offenheit und Strahlkraft. So wie die Pflanze
unscheinbar unter der Erde zu wachsen beginnt, so erschien Jesus unscheinbar in
einer Krippe, ungesehen und unbeachtet, unter den Ausgestoßenen – denn die im
Dunklen stehen, die sieht man nicht, wie Brecht sagte. Der Gott des Lebens, der
auf die Erde kommt, der nicht Tod und Vernichtung schickt, nicht Verderben und
Vergeltung, sondern einen Anfang schenkt, einen wachsenden Anfang, der uns
ermöglicht anzunehmen. Nicht unter die Reichen und Mächtigen kommt Er, sondern
unter die, die am Rande stehen. Vielleicht vergleichbar mit der Gruft oder
einem Asylantenheim. Dort würde Jesus heute zur Welt kommen. Und wieder würden
wir Ihm die Türe weisen. Doch das Leben setzt sich durch – und das
fleischgewordene Wort, das in die Welt tritt. So sehr wir es auch ins Out
stellen, es wird wachsen und sich Gehör verschaffen. Das ist das, was mich
stärkt und mir Hoffnung schenkt, wohl auch hilft manches zu ertragen. Natürlich
kann man viel diskutieren, auch über die Kirchengeschichte, über all das menschliche
Übel, das geschehen ist und geschieht. Wir können darüber diskutieren, ob es
geschichtlich greifbar ist oder nicht, ob Jesus wirklich geboren wurde oder
nicht. Das ist die argumentative Ebene, aber da gibt es auch die andere, die
der Botschaft, die mich anrührt und aufruft, die mir Hoffnung schenkt in einer
Welt, an der man wohl oft genug verzweifeln müsste. Dann vermag ich das Gute zu
sehen, die Menschen, die sich – wie ich – von der Botschaft anrühren lassen und
versuchen Gutes zu bewirken und Dinge zu ändern, innerhalb des Rahmens, in dem
wir wirken können.
In jener Nacht gab Gott
selbst den Anstoß zum Leben – und ich will diesen Anstoß ernst nehmen. Ich will
mich leiten lassen, hinwenden zum Licht. Und ich lasse es mir auch nicht
nehmen. Bei allem Respekt vor anderen Bekenntnissen, werde ich mir auch meines
nicht nehmen lassen. Gerade in der Botschaft vom lebensspendenen Gott, ist für
mich auch die Aufforderung zu diesem Respekt gegeben. Niemand wird
ausgeschlossen, alle sind eingeladen ins Leben zu treten. Ein Gott des Lebens
ist ein Gott, dem ich mich anvertrauen kann, ein Gott des Lebens und der
Zuwendung, aber auch den Menschen in seiner Selbstbestimmung achtend, denn es
liegt an uns uns hinzuwenden oder uns abzuwenden.
Der christliche Gott der
Weihnachtsnacht, ist ein dialogischer Gott, der sich in Menschengestalt den
Menschen auf deren Verstehensebene annähert, ein Gott des Wortes und der
Hinwendung. Das ist mein Bekenntnis zur Weihnacht, zum christlichen Glauben,
und meine Ausrichtung für jeden neuen Tag.
In diesem Sinne wünsche
ich Euch allen Lebensbejahung und Hinwendung zum Du, Respekt und Toleranz vor
dem was Ihr glaubt und wem Ihr vertraut.
Ich wünsche Euch noch
glückliche Weihnachtstage und einen Guten Start ins Neue Jahr,
Eure Nyx
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