2612 Ein Bekenntnis


 

Ein Bekenntnis


Weihnachten ist ein christliches Fest. Daran ändert auch nichts, dass es terminlich mit dem keltischen Fest der Wintersonnenwende zusammenfällt. Ganz im Gegenteil, es zeugt vielmehr von der Offenheit und der Möglichkeit sich einander anzunähern, damals. Schließlich war es ein Fest, das in der Bevölkerung fest verankert war, so dass es bereits im Lebensrhythmus verankert war. Es geschah auch nicht in Form einer feindlichen Übernahme, sondern als friedliche Assymilation, als eine Verbindung zweier Welten, die sich in so vielen Aspekten überschnitten. Der keltische Lebensbaum, Symbol für die Verbindung mit dem Lebendigen in seinem ewigen Kreislauf, des Werdens, Erblühens und Vergehens, der Lebensbaum, rund, dem ewigen Kreislauf in sich bergend. Erdverbunden, lebensverbunden, indem die Wintersonnenwende, die wieder länger werdenden Tage des kommende Werden in sich trägt, und auf der anderen Seite eine Geburt, die den Aufgang des Lebens symbolisiert, in aller Offenheit und Strahlkraft. So wie die Pflanze unscheinbar unter der Erde zu wachsen beginnt, so erschien Jesus unscheinbar in einer Krippe, ungesehen und unbeachtet, unter den Ausgestoßenen – denn die im Dunklen stehen, die sieht man nicht, wie Brecht sagte. Der Gott des Lebens, der auf die Erde kommt, der nicht Tod und Vernichtung schickt, nicht Verderben und Vergeltung, sondern einen Anfang schenkt, einen wachsenden Anfang, der uns ermöglicht anzunehmen. Nicht unter die Reichen und Mächtigen kommt Er, sondern unter die, die am Rande stehen. Vielleicht vergleichbar mit der Gruft oder einem Asylantenheim. Dort würde Jesus heute zur Welt kommen. Und wieder würden wir Ihm die Türe weisen. Doch das Leben setzt sich durch – und das fleischgewordene Wort, das in die Welt tritt. So sehr wir es auch ins Out stellen, es wird wachsen und sich Gehör verschaffen. Das ist das, was mich stärkt und mir Hoffnung schenkt, wohl auch hilft manches zu ertragen. Natürlich kann man viel diskutieren, auch über die Kirchengeschichte, über all das menschliche Übel, das geschehen ist und geschieht. Wir können darüber diskutieren, ob es geschichtlich greifbar ist oder nicht, ob Jesus wirklich geboren wurde oder nicht. Das ist die argumentative Ebene, aber da gibt es auch die andere, die der Botschaft, die mich anrührt und aufruft, die mir Hoffnung schenkt in einer Welt, an der man wohl oft genug verzweifeln müsste. Dann vermag ich das Gute zu sehen, die Menschen, die sich – wie ich – von der Botschaft anrühren lassen und versuchen Gutes zu bewirken und Dinge zu ändern, innerhalb des Rahmens, in dem wir wirken können.

In jener Nacht gab Gott selbst den Anstoß zum Leben – und ich will diesen Anstoß ernst nehmen. Ich will mich leiten lassen, hinwenden zum Licht. Und ich lasse es mir auch nicht nehmen. Bei allem Respekt vor anderen Bekenntnissen, werde ich mir auch meines nicht nehmen lassen. Gerade in der Botschaft vom lebensspendenen Gott, ist für mich auch die Aufforderung zu diesem Respekt gegeben. Niemand wird ausgeschlossen, alle sind eingeladen ins Leben zu treten. Ein Gott des Lebens ist ein Gott, dem ich mich anvertrauen kann, ein Gott des Lebens und der Zuwendung, aber auch den Menschen in seiner Selbstbestimmung achtend, denn es liegt an uns uns hinzuwenden oder uns abzuwenden.

Der christliche Gott der Weihnachtsnacht, ist ein dialogischer Gott, der sich in Menschengestalt den Menschen auf deren Verstehensebene annähert, ein Gott des Wortes und der Hinwendung. Das ist mein Bekenntnis zur Weihnacht, zum christlichen Glauben, und meine Ausrichtung für jeden neuen Tag.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen Lebensbejahung und Hinwendung zum Du, Respekt und Toleranz vor dem was Ihr glaubt und wem Ihr vertraut.

Ich wünsche Euch noch glückliche Weihnachtstage und einen Guten Start ins Neue Jahr,
Eure Nyx

Keine Kommentare: