1503 FastEndZeit (Teil 26):


Niemand ist vergessen


Ich gebe es zu, ich konnte nicht schwimmen. So ging ich unter, wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Natürlich hattest Du Deine Gründe gehabt, als Du gerade mich ausersehen hattest diesen Auftrag zu übernehmen, auch wenn ich selbst es mir nicht zutraute. Du kanntest mich besser als ich selbst. Ich war der Richtige. Und wenn ich es noch nicht war, so würdest Du mich tragen und halten. Ganz gleich wie der Ausgang aussähe. Du würdest mich nicht verlassen, sondern weiterhin begleiten. Wie töricht und blind ich doch gewesen war. Du hattest mir einen Auftrag erteilt. Ich hätte Nein sagen können. Stattdessen rannte ich davon wie ein kleines Kind, das etwas angestellt hatte und nun ertappt worden war. Du hattest mich ausersehen, um mich wachsen zu lassen, doch ich sah nur meine Kleinheit und meine Ohnmacht. Du zeigtest mir Dein Vertrauen und Dein Zutrauen, nur ich selbst vertraute mir nicht und traute mir nichts zu. Ich hatte nicht Ja gesagt, weil ich meinte, es nicht zu können. Ich hatte nicht Nein, gesagt, weil ich meinte, dass ich es nicht dürfe, weil ich es nicht wagte. Ich war einfach nur davongelaufen. Wie klein meine Gedanken doch waren, wie kurzsichtig mein Vorgehen. Recht geschah mir, dass ich jetzt hier in den Wellen verging. Gerade hatte ich abgeschlossen. Ich vertraute mich den Wellen an und den Elementen, so wie ich mich zuvor Deiner Führung hätte anvertrauen können. Nun wurde ich dafür bestraft, ich sah es ein. Gerade als mir die Luft ausging und ich mich darin fand nun zu sterben, da wurde es plötzlich dunkel um mich. Wie in einem riesigen Strudel wurde ich eingesogen. Es war mir, als befände ich mich in einer riesigen Röhre, nur, dass das, wogegen ich prallte, weich und warm war. Immer weiter wurde ich gespült, bis ich auf etwas Weichem, Glitschigen zu liegen kam, aber das Wasser um mich war verschwunden, so dass ich wieder Atem schöpfen konnte. An einem Punkt, an dem kein Ausweg mehr möglich scheint, da findest Du einen Weg mich in Sicherheit zu bringen. Dort, wo alle Hoffnung endet, da finde ich Rettung in Dir. Du hattest den Wal geschickt, der mich verschluckte. Warm und weich und in Sicherheit. Doch was sollte weiter werden aus mir? Würde ich auch verdaut werden wie all die anderen Meeresbewohnter um mich? Nein, das konnte nicht sein, denn Du hättest mich nicht gerettet vor dem nassen Tod, um mich dann den Verdauungssäften des Wales auszusetzen. Du hättest gnädig den Mantel um mich gelegt, hättest Du gewusst, dass es Zeit wäre für mich diese Welt zu verlassen, doch stattdessen hattest Du mir den Wal geschickt, der mich retten sollte. Ich wusste nicht wie, aber ich tat nun nichts weiter, als mich zu überlassen, so, wie ich es von Anfang an hätte tun sollen, Deine Führung und Deiner Fürsorge. Ich überließ mich vertrauend und zutrauend, dem, der mich rief, der den Ruf beibehielt und mich beim Namen nannte, der mich aufforderte und herausforderte, immer zu mir selbst, mehr zu sein, als ich war, immer mehr zu werden, zu wachsen und zu werden, so wie es vorgesehen war. Und als der Tag kam, dass ich so weit war, das sprachst Du mir nichts anderes als Dein Zutrauen, dass ich es bewerkstelligen könnte. Nicht um mich zu unterdrücken, hattest Du mir diesen Auftrag erteilt, sondern um mir die Möglichkeit zu geben noch mehr zu werden, größer, stärker, sicherer. Doch ich hatte nichts davon bemerkt, von meinem eigenen Wachstum. Nur Dir war es nicht verborgen geblieben. Ich war geflohen, vor Deinem Antlitz, zurück in die Namenlosigkeit, in die Unbestimmtheit, doch Du wolltest mich nicht verloren geben. Niemals gibst Du mich auf. Ich wusste es, nun wusste ich es, und der Wal spie mich aus, an den Strand, und die Sonne trocknete mich und meine Kleider, so dass ich zu Kräften kam und der Ruf erneut an mich erging, doch diesmal vermochte er mich auch wirklich zu erreichen.

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