Der See
Es kann nur einen Weg zum Miteinander geben, den direkten.
Es kann nur ein Wollen zum Miteinander geben, das direkte. Und es kann nur eine
Zeit des Miteinander geben, das Jetzt.
Wir saßen auf unserem Steg, immer noch umflossen, umweht vom
Chaos, doch schon mit einem festen Anhalts-, Ankerpunkt, an dem wir zur Ruhe
finden konnten, im Miteinander, im Hier und Jetzt. Wir hatten es werden lassen,
indem wir es sprachen und dem Chaos entrissen, den Steg, den Fährmann und das
Fenster, doch der Steg führte ins Nirgendwo und der Fährmann saß fest am
anderen Ufer.
„Sprich, und es wird.“, sprachst Du Dich mir zu, abermals.
„Ich möchte natürlich einen See über den der Steg ragt, und
den der Fährmann überqueren kann, in der Breite vom Anfang des Steges, bis an
den Punktn, an dem der Fährmann sein Floss anlegt, an dem Ankommende ihn um die
Überfahrt bitten, und in der Länge so, dass die Enden gerade noch zu erkennen
sind. An den Ufern soll Schilf wachsen, in dem Vögel und andere kleine Tiere
Heimat und Zuflucht finden. Seerosen sollen ab und an die Wasseroberfläche
durchstoßen und die Einheitlichkeit druchbrechen.“, sprach ich Dir zu.
„Am Ufer soll das Wasser seicht sein, so dass man einige
Schritte weit hineingehen kann ohne schwimmen zu müssen, doch dann soll der See
tief werden, so dass es unmöglich ist den Grund auch nur zu erahnen.“, sprachst
Du Dich mir zu.
„Der See also als Spielgelbild des Menschen, an seinem
Äußeren leicht zu unterscheiden und wohl auch in dem, was er der Welt sehen
läßt und offenbart, leicht zu durchschauen, doch in seiner Tiefe, in seinem
Selbst-sein nicht abzuschätzen, ja nicht einmal erahnbar, oftmals nicht einmal
für sich selbst.“, sprach ich mich Dir zu.
„Und er soll gespeist werden von einem kleinen Bach, der am
Westufer in ihn mündet und die Grenze, den der See bildet, verlängert, aber nur
so breit ist, dass man ihn mit einem gezielten Sprung überwinden kann, so dass
es drei Wege gibt den Steg zu erreichen, das Floss des Fährmannes, die
Umrundung über die Ostseite und die über die Westseite, einschließlich der
Überquerung des Baches.“, sprachst Du Dich mir zu.
„Und er soll auch noch durch eine unterirdische Quelle
gespeist werden. So gibt es einerseits einen offensichtlichen Zulauf, der den
See mit neuem Wasser speist, der aber auch all den Unrat mit in den See bringt,
der ihm auf seinem Weg angelastet wird, und andererseits einen versteckten
Zulauf, der ihn mit lebendigem, unbelasteten, unberührten Wasser speist, von
dem niemand zu sagen vermag woher es kommt und was es beinhaltet, und das doch
die Einzigartigkeit ausmacht.“, sprach ich mich Dir zu.
„Ja, so soll es werden.“, sprachst Du Dich mir zu.
In dem Moment wurde es, und wir fanden uns nunmehr am Steg,
am Ende des Steges, der am Ufer des Sees begann und so weit ragte, dass das
Wasser so tief war, dass der Grund nicht einmal erahnbar war.
Ich nahm Dich an der Hand und zog Dich hinter mir her,
hinein in das klare Wasser des Sees, in das reine Nass zu tauchen und uns
umspülen, umschmeicheln zu lassen, anvertrauen und tragen, spielerisch und
leicht bewegen, schwammen, bis wir das Ufer erreichten, an dem der Fährmann
wartete, und an dem noch das Chaos floss.
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