Weil ich nicht
anders kann
Der Schmerz geht tief, aber noch tiefer, noch umfassender,
noch weiter, so weit, dass es selbst nochmals den tiefsten Schmerz, die tiefste
Verlassenheit umspannt, ist die Beruhigtheit in der Lieber oder auch nur im
Gedanken daran, und deshalb liebe ich, deshalb, und weil ich nicht anders kann.
„Du hast mir das Messer in die offene Brust gerammt.“,
erzählte ich Dir.
„Ich habe niemals ein Messer auf Dich gerichtet, geschweige
denn Deine Brust durchbohrt.“, sagtest Du, voll Überzeugung.
„Du hast das Wort geführt wie ein Messer, das Wort der
Bloßstellung und des Verrates, das Wort der Zurücksetzung und des
Missbrauchs.“, erzählte ich Dir.
„Wann hätte ich das getan, das Wort gegen Dich zu führen wie
ein Messer? Wann hätte ich Dich bloßgestellt oder verraten, zurückgesetzt oder
missbraucht?“, fragtest Du.
„Jedes Mal, wenn Du das Du aus dem Wort verlorst und in ein
körperloses Man abrutschtest. Und ich habe die Arme weit ausgebreitet, meine
Brust den entblößt, das Messer in mich bohren lassend, in mich, durch mich
hindurch, im Namen der Liebe, im Namen des Du, weil ich nicht anders kann.“,
erzählte ich Dir.
Der Schmerz geht tief, aber noch tiefer, noch umfassender,
noch weiter, so weit, dass es selbst nochmals den tiefsten Schmerz, die tiefste
Verlassenheit umspannt, ist die Beruhigtheit in der Lieber oder auch nur im
Gedanken daran, und deshalb liebe ich, deshalb, und weil ich nicht anders kann.
„Du hast mir die Haut abgezogen bei lebendigem Leib und mich
ausgehöhlt, verschlungen und ausgeweidet.“, erzählte ich Dir.
„Ich habe Dich niemals wissentlich verletzt, geschweige denn
Dir die Haut abgezogen oder ausgehöhlt, habe Dich niemals verschlungen und
ausgeweidet.“, sagtest Du, voll Überzeugung.
„Du hast Deinen analytischen Verstand angesetzt, zwischen dem Wir zu erkunden und
Schicht um Schicht zu entblättern, was es ausmacht, das Mit- und Zueinander,
das Auf- und Voneinander, hast es emotionslos durchleuchtet und zerstückelt.“,
erzählte ich Dir.
„Wann hätte ich das getan, den analytischen Verstand
anzusetzen, Dich zu zerstückeln?“, fragtest Du.
„Als Du aus mir und Dir ein Objekt der Analyse machtest, als
Du die Liebe den fragwürdigen Regeln der Vernunft unterwarfst, da blieb nichts
mehr, nichts mehr von ihrer Einzigartigkeit und Besonderheit, und ich habe das
Leiden des sezierenden Sterbens stellvertretend angenommen, im Namen der Liebe,
im Namen des Du, weil ich nicht anders kann.“, erzählte ich Dir.
Der Schmerz geht tief, aber noch tiefer, noch umfassender,
noch weiter, so weit, dass es selbst nochmals den tiefsten Schmerz, die tiefste
Verlassenheit umspannt, ist die Beruhigtheit in der Lieber oder auch nur im
Gedanken daran, und deshalb liebe ich, deshalb, und weil ich nicht anders kann.
Doch ein Fingerzeig, eine komplettierende Berührung, ein
sammelndes Du gesprochen, genügt, das die Ganzheit und Unverletztheit wieder
hergestellt ist, und ich weiß, dass es gut ist, dass ich nicht anders kann.
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