0404 Maria von Nazareth (Teil 5)
Wer bin ich? - Maria von Nazareth (Teil 5)
An diesem Morgen war er nicht da.
"Joseph, ist Jesus bei Dir in der Werkstatt?", fragte ich meinen Mann.
"Nein, hier bei mir in der Werkstatt ist er nicht.", sagte Joseph.
"Ihr Frauen am Brunnen, habt ihr meinen Sohn gesehen?", fragte ich.
"Nein, wir haben ihn nicht gesehen.", antworteten die Frauen am Brunnen.
"Ihr Hirten auf dem Felde, habt ihr meinen Sohn gesehen?", fragte ich.
"Nein, wir haben Deinen Sohn nicht gesehen.", antworteten die Hirten am Feld.
Überall suchte ich ihn, doch ih fand ihn nicht, und mein Herz wurde schwer vor Sorge, wurde zusammengeschnürt von der Angst ihn zu verlieren. Überall suchte ich ihn, bis ich endlich auf eine Menschenmenge traf, in deren Mitte er saß und zu den Leuten sprach. Ich hörte nicht auf das, was er sagte, achtete nicht darauf zu wem er sprach, dachte nicht an das Band, das zwischen uns bestand. Meine Sorge und meine Angst hatten meinen Blick verengt und mein Herz versteinert.
"Wie konnte nur? Wie konnte er mir das nur antun, einfach fortzugehen ohne ein Wort zu sagen? Wie konnte er nur, mich derart im Stich lassen, im sich mit Fremden zu umgeben? Wie konnte er nur, konnte er nur auf mich vergessen, mich, seine Mutter?", dachte ich bei mir, doch ich sprach es nicht laut aus.
"Jesus, sieh nur, da ist Deine Mutter!", sagte plötzlich einer aus der Menge, die sich um ihm gesammelt hatte, um ihn zu hören. Er hielt inne und sah mich an. Ich erschrak vor diesem Blick, denn er schien von ganz weit weg zu kommen, schien, als würde er mich nicht erkennen.
"Wer bist Du?", fragte er laut.
"Wer ich bin? Ich bin Deine Mutter, die Frau, die Dich unter ihrem Herzen trug, die Frau, die Dich unter Schmerzen geboren und mit Sorgfalt und Sorge aufgezogen hat. Und da fragst Du, wer ich bin?", entgegnete ich verwirrt und wohl auch verletzt.
"Ja, ich frage Dich wer Du bist, denn wenn Du die Frau wärest, die mein Vater auserwählt hatte mit das Leben als Mensch unter Menschen zu schenken, wenn Du die Frau wärest, die mich angenommen hat und mich durch die Jahre bis zu diesem Tag begleitet hatte, wenn Du also diese Frau wärest, die sich zu recht meine Mutter nennt, dann wäre Dein Blick nicht durch Sorge und Angst verengt, sondern weit für das Leid und die Not derer, denen ich Trost und Stärke bin, dann wäre Dein Herz nicht versteinert sondern warm und lebendig und wüßte, dass ich gehen muss für die da zu sein, die den Weg des Lebens und der Hingabe gehen.", antwortete er, und öffnete mir in seinen Worten die Augen und das Herz, ließ mich sehend und fühlend werden.
"Bis zur Unausweichlichkeit, und weit darüber hinaus, will ich mit Dir gehen.", erweitert und befreit.
"Du bist meine Mutter. Du verstehst.", sagte er mir zu, sagte er sich mir zu. So stand er auf, kam auf mich zu und umarmte mich.
"Wenn ich Dich halte, verliere ich Dich. Wenn ich Dich gehen lasse, gewinne ich Dich, Dich und meine wahre Familie.", sagte ich ihm zu, sagte ich mich ihm zu.
"Wenn Du in Deinem Vertrauen groß bist, wenn Du in Deinem Dich Anvertrauen über Dich hinauswächst, dann gehst Du den Weg mit mit.", sagte er mir zu, und darin sich mit zu, und in mit allen, die bereit waren mit ihm zu gehen.
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