Das Drama mit dem „Happy End“ (Teil 2)
Wir lösen den beckettschen Knoten wieder auf und entlassen
ihn, zurück in seine wohlverdiente Ruhestatt. Dann doch lieber Kafka, doch da
verirren sich meine Protagonisten doch bloß im Labyrinth des Lebens auf dieser
Ban, und wir finden sie zum Schluss nicht wieder.
Der einfachste Ausweg aus diesem „Happy End“-Dilemma wäre
doch sie gar nicht erst zusammenfinden zu lassen. So bleibt ihnen eine Aufgabe,
quasi eine Lebensaufgabe, ewig unerfüllt und ewig vorwärtstreibend. Das würde
nicht nur die Möglichkeit eröffnen einen Serien-Roman zu kreieren, in dem
unsere Protagonisten immer nahe zusammengeführt werden, um sie letztendlich
doch nie zusammen kommen zu lassen, sondern sie in der Nicht-Erfüllung ihre
Erfüllung finden zu lassen. Sie können weiterhin davon träumen wie schön es
sein könnte – ohne es je an einem tatsächlichen Ergeignis verfizieren zu
müssen. Doch könnte die Autorin das wirklich auf längere Sicht verantworten?
Drängt es nicht geradean dazu dieser ständigen Jammerei endlich ein Ende zu
setzen, bevor sie in ihrer Trostlosigkeit fett oder promiskuitiv oder er zum
Säufer oder ein Superheld wird? Also wieder zurück an den Anfang.
Letztendlich und nach all diesen tiefschürfenden
Überlegungen kann es nur eines geben, nur eine einzige Option, die bestehen
bleibt, die das Ende zwar tragisch aber bei genauerer Betrachtung, doch happy
bleiben läßt, das „Romeo-und-Julia-Happy-End“. Schließlich enthät es alle
Komponenten, die notwendig sind: Sie kommen zusammen, die beiden, erleben
einige, wenige wunderbare, tiefe, erfüllende Stunden des Miteinander. Gerade so
viele, dass sie das Gemeinsam genießen können und auch noch die lichtvollsten Zukunftspläne
erträumen können, bevor sie hocherhobenen Hauptes Abschied von der Lebensbühne
nehmen dürfen. Niemals werden wir erfahren wie Julia sich mit fünf Kindern
herumzuärgern hätte und Romeo immer seltener nach Hause käme, weil der die
ständige Quengelei und Jammerei nicht mehr aushielte. Für immer bleiben sie uns
als jung, unverbraucht, verliebt und voller Träume in Erinnerung. Das, ja das
ist das optimale „Happy End“. Und was lernt die Autorin daraus, aus diesen
wunderbaren Einsichten? Läßt sie ihre Protagonisten zusammenkommen um sie dann
einfach jung und unverbraucht sterben zu lassen? Hält sie sich wohl an ihre
eigenen, weisen, nachvollziehbaren Ratschläge? Nein, mitnichten. Sie hat sich
dazu entschlossen sie doch zusammenkommen zu lassen. Schließlich hatten sie es
so gewollt, die beiden, hatten die Autorin angefleht, ja, geradezu angebettelt.
Gut, sie sollen ihren Willen haben, die beiden, und dann greift die Autorin zu
dem letzten, ihr verbleibenden Mittel, dem die Geschichte an dieser Stelle
enden zu lassen. Sollen sie doch sehen wie sie miteinander zurechtkommen.
Sollen sie doch auslöffeln, was sie sich durch ihr eigenes Wollen eingebrockt
haben. Und schon ist es passiert, das klassische „Happy End“.
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