2905 Das Drama um das "Happy End" (Teil 2)


Das Drama mit dem „Happy End“ (Teil 2)


Wir lösen den beckettschen Knoten wieder auf und entlassen ihn, zurück in seine wohlverdiente Ruhestatt. Dann doch lieber Kafka, doch da verirren sich meine Protagonisten doch bloß im Labyrinth des Lebens auf dieser Ban, und wir finden sie zum Schluss nicht wieder.

Der einfachste Ausweg aus diesem „Happy End“-Dilemma wäre doch sie gar nicht erst zusammenfinden zu lassen. So bleibt ihnen eine Aufgabe, quasi eine Lebensaufgabe, ewig unerfüllt und ewig vorwärtstreibend. Das würde nicht nur die Möglichkeit eröffnen einen Serien-Roman zu kreieren, in dem unsere Protagonisten immer nahe zusammengeführt werden, um sie letztendlich doch nie zusammen kommen zu lassen, sondern sie in der Nicht-Erfüllung ihre Erfüllung finden zu lassen. Sie können weiterhin davon träumen wie schön es sein könnte – ohne es je an einem tatsächlichen Ergeignis verfizieren zu müssen. Doch könnte die Autorin das wirklich auf längere Sicht verantworten? Drängt es nicht geradean dazu dieser ständigen Jammerei endlich ein Ende zu setzen, bevor sie in ihrer Trostlosigkeit fett oder promiskuitiv oder er zum Säufer oder ein Superheld wird? Also wieder zurück an den Anfang.

Letztendlich und nach all diesen tiefschürfenden Überlegungen kann es nur eines geben, nur eine einzige Option, die bestehen bleibt, die das Ende zwar tragisch aber bei genauerer Betrachtung, doch happy bleiben läßt, das „Romeo-und-Julia-Happy-End“. Schließlich enthät es alle Komponenten, die notwendig sind: Sie kommen zusammen, die beiden, erleben einige, wenige wunderbare, tiefe, erfüllende Stunden des Miteinander. Gerade so viele, dass sie das Gemeinsam genießen können und auch noch die lichtvollsten Zukunftspläne erträumen können, bevor sie hocherhobenen Hauptes Abschied von der Lebensbühne nehmen dürfen. Niemals werden wir erfahren wie Julia sich mit fünf Kindern herumzuärgern hätte und Romeo immer seltener nach Hause käme, weil der die ständige Quengelei und Jammerei nicht mehr aushielte. Für immer bleiben sie uns als jung, unverbraucht, verliebt und voller Träume in Erinnerung. Das, ja das ist das optimale „Happy End“. Und was lernt die Autorin daraus, aus diesen wunderbaren Einsichten? Läßt sie ihre Protagonisten zusammenkommen um sie dann einfach jung und unverbraucht sterben zu lassen? Hält sie sich wohl an ihre eigenen, weisen, nachvollziehbaren Ratschläge? Nein, mitnichten. Sie hat sich dazu entschlossen sie doch zusammenkommen zu lassen. Schließlich hatten sie es so gewollt, die beiden, hatten die Autorin angefleht, ja, geradezu angebettelt. Gut, sie sollen ihren Willen haben, die beiden, und dann greift die Autorin zu dem letzten, ihr verbleibenden Mittel, dem die Geschichte an dieser Stelle enden zu lassen. Sollen sie doch sehen wie sie miteinander zurechtkommen. Sollen sie doch auslöffeln, was sie sich durch ihr eigenes Wollen eingebrockt haben. Und schon ist es passiert, das klassische „Happy End“.

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