2106 Wie kann ich, wenn Du mich nicht lässt?


Wie kann ich, wenn Du mich nicht lässt?


Nicht umsonst steckt im Wort Sehnsucht die Sucht. Egal wonach oder nach wem, sobald ich mich sehne bin ich süchtig.

„Wo gehst Du hin?“, frage ich Dich.
„Ich gehe zur Arbeit“, antwortest Du.
„Wann kommst Du wieder?“, frage ich weiter.
„Ich weiß es nicht genau“, antwortest Du wahrheitsgemäß.
„Warum kannst Du das sagen? Warum bist Du so gefühllos?“, frage ich immer noch weiter.
„Weil ich es wirklich nicht weiß, da ich nicht sagen kann was der Tag bringt“, antwortest Du immer noch wahrheitsgemäß.
„Gib zu, Du willst Dir alle Optionen offenlassen, weil Du noch nicht weißt, wer Dir heute über den Weg läuft“, gab ich zurück.
„Ich halte mir alle Optionen offen, weil ich nicht weiß, was der Tag arbeitsmäßig bringt“, versuchtest Du mich zu korrigieren.
„Gut, wenn es so ist, wenn es wirklich so ist. Aber Du rufst mich an, wenn Du etwas weißt“, wollte ich bitten, aber letztendlich klang es doch wie ein Befehl.
„Ich werde Dich anrufen, sobald ich etwas weiß“, sagtest Du entsprechend.
„Und wann wird das sein? Schließlich muss ich es ja auch wissen, wegen dem Abendessen und so“, fragte ich weiter, froh über meinen tollen Einfall, denn so hatte ich doch immerhin eine Begründung, eine äußerst gute noch dazu.
„Ich kann es Dir nicht sagen. Und wegen dem Abendessen brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, denn unser Kühlschrank ist doch sowieso übervoll“, gabst Du zurück, nun doch schon etwas die Contenance ablegend.
„Ja, aber das ist auch nur so, weil ich nie weiß wann Du nach Hause kommst, ob Du was isst oder nicht“, schnappte ich zurück.
„Und das tue ich auch nur, weil ich es nicht genau sagen kann. Erinnere Dich nur wie es war, als ich Dir einmal sagte wann ich komme, und dann ist es sich doch nicht ausgegangen. Du warst fürchterlich beleidigt, aber dabei konnte ich gar nichts dafür. Wir haben schließlich Terminarbeiten, und wenn etwas fertig werden muss, dann kann ich doch nicht einfach davonlaufen“, entgegnetest Du verärgert.
„Das habe ich also jetzt davon, dass ich mich auf Dich verlasse. Dann sag doch nicht genau wann Du kommst“, sagte ich pikiert.
„Genau das mache ich doch die ganze Zeit“, entgegnetest Du genervt.
„Wieso regst Du Dich eigentlich so auf? Ich wollte doch nur wissen, wann Du nach Hause kommst. Aber bitte, wenn Du nicht mit mir reden willst, dann lass es. Und überhaupt, warum schaust Du ständig auf die Uhr?“, fragtest Du irritiert.
„Weil ich schon längst weg sein müsste. Es ist bereits ziemlich spät““, antwortetest Du, den Tatsachen entsprechend.
„Du hast also kein Interesse daran auch nur fünf Minuten mit Dir zu reden“, giftete ich beleidigt.
„Doch, ich nehme mir alle Zeit mit Dir zu reden, nur eben nicht jetzt. Ich muss wirklich dringendst zur Arbeit“, sagtest Du seufzend.
„Sag ich doch, nie hast Du Zeit. Immer ist alles andere wichtiger“, sagte ich.
„Sag mal, wie alt bist Du eigentlich? Du willst mich offenbar einfach nicht verstehen! Ich sagte nur nicht jetzt, und Du wirst doch wohl bis heute Abend warten können“, entgegnetest Du entnervt.
„Warum wirst Du auch immer gleich so ausfällig? Ist es denn nicht möglich, dass wir uns wie zwei vernünftige Erwachsene unterhalten? Heute Abend also! Natürlich, ich verstehe das. Ich bin ja überhaupt so unheimlich verständnisvoll! Apropos, wann wird denn das sein? Wann wirst Du heute Abend nach Hause kommen?“, fragte ich arglos, doch ich bekam keine Antwort mehr, denn Du drehtest wortlos am Absatz um und verließt das Haus. Was war nur mit Dir wieder los?

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