3008 Zwischen Geheimnis und Realität
Dein Brief ist untergegangen, wenn es ihn
denn jemals gegeben hat. Die Rosenblätter, die den Steg zierten, rote und
weiße, habe ich weggefegt, und der See hat sie ebenso verschlungen. Niemals
gewesen. Niemals war. Niemals. Alles soll weggehen. Ich will mir nichts mehr
kaputt machen lassen. Ich will mich nicht mehr kaputt machen lassen. Das kann
nur sein, wenn ich alles so belasse wie es ist, einfach so wie es ist. Endlich
habe ich es geschafft alles zu entstauben, und das, was mir nicht gefällt,
wegfallen zu lassen. Alles neu eingeordnet, die Bilder zurechtgerückt und
harmonisch aufeinander abgestimmt, und jetzt soll ich mir das alles wieder
durcheinander bringen lassen? Natürlich habe ich es mir gewünscht, lange und
sehnlich, manchmal heftiger, manchmal entspannter, doch der Wunsch war immer
da, nach diesem Wiedersehen, nach diesem neuen Auf-einander-Zu, doch zur Zeit
meines Wünschens, war es eines, das keine Erfüllung erwartete. Es war ein
unbeschwertes, freies Wünschen, da so wunderbar aussichtslos, doch jetzt, jetzt
könnte es sein, und das sein könnte beunruhigt mich. Wie wird es sein? Schaffen
wir es an die erweiternden Momente anzuknüpfen oder eher wieder alles kaputt zu
machen? Können wir füreinander weit werden oder bleiben wir in der Begrenztheit
unserer ängstlichen Zweifel? Haben wir den Mut einander so zu sehen wie wir
sind, unbelastet, oder bleiben wir misstrauisch? Was soll ich sagen? Was wirst
Du sagen? Nein, ich will das nicht. Ich will nicht, dass wieder mein Leben
durcheinander gerät und ich es mühsam vom Kopf wieder auf die Füße stellen
muss. Ich will das nicht, dass wieder alles kaputt geht und ich wieder alles
neu aufbauen muss. Ich will das nicht.
Aber war es nicht erst möglich mein Leben
zu ordnen, weil Du es mir völlig umgedreht hast? Konnte nicht aufgrund der
Zerschlagung, Neues entstehen, das sonst keinen Platz gehabt hätte? Fühlte ich
mich nicht zum ersten Mal seit langem auf mich selbst und meine Möglichkeiten
der Entfaltung zurückgeworfen? Ja, es war möglich, weil es war wie es war. Es
war möglich, weil die Chance als solche sah und nutzte. Es war möglich, weil
das Leben mehr ist, als wir in unserem kleinen, ameisenhaften Sicherheitsdenken
für möglich halten. Erst der Umbruch führt zur Veränderung. Erst das Einlassen
auf das Abenteuer des Moments macht Entfaltung möglich. Glück ist nicht das,
was uns geschenkt wird, sondern das was wir uns eröffnen. Natürlich habe ich
Angst, aber auch Hoffnung, dass der neue Moment ein neuer sein kann, dass wir
es schaffen uns zu entlasten und frei atmen können, uns sind in diesem neuen,
einen Moment, der niemals war und niemals wieder kommen wird, dass es ein
erneutes Auf-einander-Zu geben kann, dass es sein kann. Angesichts des Lebens,
das Hoffnung schenkt, weil sie einlösbar ist, das Sehnsucht schenkt, weil sie
erfüllbar ist, das Träume schenkt, weil sie verwirklichbar sind, sage ich Ja,
mache mich weit und groß. Mehr noch, ich gehe Dir einen Schritt entgegen. Und
mein Herz schlägt wie wild, vor Freude und vor Erwartung, aber auch vor Angst
und vor Unsicherheit. Doch ganz egal was passiert, ganz gleich das
Auf-einander-Zu gelingt oder nicht, ich will mich einlassen und es möglich
machen.
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