Weichen
"Wo mich
der Weg wohl hinführt?", fragst Du, während sich Dein Blick in der Ferne verliert.
"Immer
nach Hause, um mit Freiherr von Eichendorff zu sprechen", antworte ich
leichthin.
"Letztendlich
ja, aber es gibt so viele Wege, so viele Möglichkeiten. Überall gibt es Weichen, die ich
stellen kann, doch wie soll ich sie stellen?", fragst Du weiter.
"Das
kann Dir niemand sagen. Du musst es wissen. Denn der Weg, den Du gehst, dieser
Weg ist noch niemals gegangen worden und wird auch niemals wieder gegangen
werden, denn es ist der Deine. Niemand kann Dir raten, niemand Die das Leben
abnehmen. Manche Stücke wirst Du viele Begleiter haben und andere wiederum wirst Du alleine
bestreiten müssen. Es werden gerade und gut überschaubare dabei sein, und dann wieder holprige,
wild verwachsene", antworte ich, während ich versuche Deinen Blick
einzuholen.
"Und
was, wenn ich mich nicht entscheiden will? Wenn ich sie endlich satt habe,
diese ewige Entscheiderei? Ich werde mich einfach hinsetzen, an irgendeiner
dieser Gabelungen und dort bleiben!", entgegnest Du herausfordernd.
"Nichts
spricht dagegen, dass Du Dich hinsetzt und ausruhst, ein wenig. Wer sagt denn,
dass nur eine schnelle Entscheidung eine gute Entscheidung ist. Hier, setz Dich
zu mir und verweile, ein wenig. Aber Du wirst es nicht durchhalten einfach hier
zu bleiben", antworte ich, nach meinem Gutdünken.
"Dann
bleib mit mir, sodass ich mit Dir bleiben kann!", entgegnest Du hartnäckig. Es wird sich finden, das
Bleiben und das Gehen, das Gemeinsam und das Für-sich-sein. Es wird sich finden,
das Einschlagen des einen wie des anderen Weges, aber egal wie, immer ist es
eine Entscheidung, und wenn es die ist keine Entscheidung zu treffen. Warum
also dann nicht selbst in der Hand behalten?", frage ich, meines Erachtens
nach, folgerichtig.
"Gar
nichts habe ich in der Hand! Egal welchen Weg ich einschlage. Egal wie übersichtlich und einsichtig er zunächst auch immer wirkt, so weiß ich doch nicht wie er sich weiter
entwickelt, kann ich nicht ermessen wohin er mich führt", fügst Du energisch hinzu.
"Wir
haben es nicht gänzlich in der Hand", gebe ich zu.
"Wir
haben es nicht nur nicht gänzlich in der Hand, wir haben nichts weiter zu übernehmen als diesen ersten
Schritt. Alles was folgt entzieht sich unserer Einflussnahme! Ich habe doch
noch nicht einmal die Möglichkeit wieder umzukehren, wenn der erste Schritt in eine bestimmte
Richtung mal gesetzt ist. Wo ist also meine Freiheit? Nur dieser erste Schritt
ist es, nichts weiter", reklamierst Du.
"Und
wenn wir dann sogar auf diesen verzichten, dann bleibt nichts mehr", merke
ich an.
"Aber im
Endeffekt ist es doch bloß Illusion. Irgendwann lassen wir diesen Weg endgültig hinter uns, und dann spielt es
keine Rolle mehr, welchen Weg wir dazwischen gegangen sind. Fast möchte man meinen, dass das so etwas
wie eine Beschäftigungstherapie ist, damit es nicht allzu langweilig wird dieweil wir
hier auf Erden leben", resümierst Du.
"Aber
wenn es wirklich so ist, wenn es keine Rolle spielt, dass Du Dein Leben lebst
oder nicht, warum dann nicht gleich ein Ende setzen, nachdem wir schon keine Möglichkeit haben zu verhindern geboren
zu werden", entgegne ich.
"Es wäre durchaus konsequent, konsequent
und folgerichtig. Letztendlich ist es vernünftig, aber weißt Du was, lass uns doch heute noch
ein Stück gemeinsam gehen, und morgen,
morgen vielleicht", sagst Du nachdenklich.
"Und in welche
Richtung wollen wir die Weiche stellen?", frage ich.
"Nach
links", entscheidest Du leichthin.
Ich nehme
Deine Hand und folgen dieser Weichenstellung nach links.
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