21. Bleiben
Sie folgen dem Stern, den alles überstrahlenden, die Abgründe und die Unsicherheiten erhellenden, die Unwegbarkeiten und Unverständigkeiten ebnenden Licht, das nicht blendet und kantet, nicht entblößt und wertet, nur sanft erhellt und einnimmt in die Möglichkeit, verheißt und einlöst, verspricht und erfüllt, gewährt und verwirklicht, folgen dem Stern entlang dem Schein der einundzwanzig Kerzen. So sehr Getriebene gewesen, so sehr des Entlaufens gewöhnt, ist es wohl noch ein wenig ungewohnt zu bleiben, im Moment, im Je-Jetzt, unsicher, aber bereit.
„Ich lebte, und doch lebte ich nicht.“, sagt sie.
„Ich atmete, und doch atmete ich nicht.“, sagt er.
„Ich sah, und doch nahm ich nicht wahr.“, sagt sie.
„Ich spürte, und doch berührte mich nichts.“, sagt er.
„Ich war, indem ich es tat, mit mir schon immer bei der nächsten Tat, und nahm nicht wahr, was im Jetzt geschah.“, sagt sie.
„Ich war, indem ich war, doch niemals bei mir, im Angesicht meines Werdens.“, sagt er.
„Ich will bleiben.“, sagt sie.
„Ich kann bleiben.“, sagt er.
„Da, wo Du mir das Du eröffnetest, mich einließt in den Du-Raum, da fand ich den Weg im Moment zu bleiben.“, sagt sie.
„Da, wo Du mir mit mir das Wir eröffnetest, die Mauern von Du zu Du niederrießt, da fand ich die Möglichkeit zu bestehen, im Angesicht des Jetzt.“, sagt er.
„Ich lebe, und setze meinen Schritt als einen Schritt, den ich setze.“, sagt sie.
„Ich atme, und ich atme als die Lebendigkeit, die mich durchströmt.“, sagt er.
„Ich sehe, und ich sehe die Bilder als die Verdeutlichung des Angenommenen.“, sagt sie.
„Ich spüre, und ich berühre, das mich Umgebende als das Geschenk des Lebens selbst.“, sagt er.
„Ich bin, und ich bin es als dem Sein-hin geöffnet, als in ihm, indem ich im Jetzt bin.“, sagt sie.
„Ich bin, und ich bin es als im Augen-blick verstehend, bei mir, werdend und wachsend.“, sagt er.
„Du bist mir der Raum, die Möglichkeit und die Herausforderung zu bleiben.“, sagen sie, dem Stern folgend, in dem Schritt, den sie gerade setzen. Nicht mit den Gedanken, nicht mit sich, in dem Schritt, den sie schon gesetzt haben und auch nicht in dem, den sie noch setzen werden, sondern nur in dem Je-Jetzt gesetzten. Im Moment zu bleiben, in der einzigen Möglichkeit zu leben, heißt einen Zipfel der Ewigkeit zu erhaschen und das Verborgene ein klein wenig aufzudecken. In der Eröffnung des Du haben sie es sich erlebbar gemacht, dem Stern folgend, im Schein der einundzwanzig Kerzen.
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