1501 "Soll das Werk den Meister loben ..."


 „Soll das Werk den Meister loben ...“


Worte zur Eröffnung einer Vernissage:

Liebe Kunstliebhaber, Gönner und Interessierten! Liebe Möchtegern-Vips!

Ein ansprechender, nobler Rahmen, hier in diesem Palais. Ich meine, man friert zwar fürchterlich, es zieht, die Heizkosten sind enorm und das Licht schummrig, aber es ist nobel, weil es alt ist, und Kunst und Noblesse ergänzt sich ungemein. Nicht nur weil es sich viele Künstler angelegen sein lassen entsprechend blasiert aufzutreten, nein, es gibt doch auch den Geldkünstlern unter uns den Nimbus des weltmännischen, doch möchte ich hier nicht allzu viele Nettigkeiten verstreuen. Schließlich habe ich hier die ehrenvolle Aufgabe übernommen ein wenig in das Werk von Kemperitsch Kempich einzuführen. Der Künstler selbst glänzt, wie so oft, durch Abwesenheit, schwimmt wahrscheinlich im Öl und so wollen wir doch seinen Glanz nicht durch unnütze Worte trüben. Ich persönlich bin ja der Ansicht, dass das Werk für sich sprechen soll, dass der Künstler sich ganz in den Schatten zu stellen habe um es selbst sprechen zu lassen. Natürlich ist dieses Werk eine Manifestation seiner Sicht auf die Dinge, ein Versuch die Welt oder einen Teil davon in ihrer Komplexität aber auch Fragwürdigkeit einzufangen und durch seinen Blick gebrochen darzustellen, aber dennoch ist es etwa außerhalb von ihm, etwas das er aus sich heraus weggegeben hat um eigenständig zu bestehen. Dennoch schielen wir sofort danach wo denn nun das autobiographische darin zu finden ist. Ist Urs Hefti ein Kinderschänder? Suchen wir nach Anhaltspunkten, wo der Künstler uns in seinem Werk sich selbst erzählen will. Ja, wir tun es, auch wenn Sie jetzt versuchen so unschuldig zu schauen und sich nicht angesprochen zu fühlen. Und doch hat es auch seine Berechtigung, dieses Schielen nach Authentizität, die Verbindung zwischen Künstler und Werk, zwischen Eindruck und Ausdruck, aber es wäre weit verfehlt alles auf das Autobiographische zu verkürzen. Andere wiederum verlangen einem Kunstwerk eine Allgemeingültigkeit ab, derart, dass es für jeden zu jeder Zeit und an jedem Ort verstehbar ist, sonst ist es Nonsens oder eben was Nettes zum Ansehen, aber ohne Anspruch auf den Titel Kunst. Allgemeingültigkeit – der Kampf zwischen Pflicht und Neigung, das ewig Menschliche, doch auch daran scheitern wir. Hehre Allgemeingültigkeit kann nur der Tod für sich beanspruchen. Es bleibt nichts als hohle Worthülsen und eine Art der Unverbindlichkeit, die uns zu Recht gähnen lässt.  Allgemeingültigkeit ist nicht intendiert, aber die Zuwendung zu demjenigen, der sich einlässt. Ich fordere Sie auf,  lassen Sie sich ein, ein auf das was aus dem Werk zu Ihnen spricht, lassen Sie sich ein auf das Du, das sich ihnen zeigen möchte, lassen Sie sich ein und erlauben Sie sich vor allem eine individuelle, ganz eigene, für Sie gültige Annahme. Es ist nicht möglich und nicht intendiert jeden gleich anzusprechen. Manche finden keinen Zugang, so wie wir wohl auch nicht zu jedem Menschen einen Zugang finden. Manche fühlen sich sogar abgestoßen, wenden sich ab. Und manche werden einfach erreicht. Nehmen Sie das für sich mit, das sich durch die Ansprache in Ihnen spricht, und es ist völlig gleichgültig ob es sich um Bilder oder Worte oder Töne oder sonst etwas handelt. Wenn es Sie anspricht, in irgendeiner Weise, wenn Sie das Sprechende erreicht, ja dann hat es genügend Sinn, dann ist das Verbindende, das Menschliche gewahrt und Sie werden reicher nach Hause gehen als Sie gekommen sind.

Aber nun genug der Worte, lassen Sie sich ein ...

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