„Soll das Werk den Meister
loben ...“
Worte zur Eröffnung einer Vernissage:
Liebe Kunstliebhaber, Gönner und
Interessierten! Liebe Möchtegern-Vips!
Ein ansprechender, nobler Rahmen, hier in
diesem Palais. Ich meine, man friert zwar fürchterlich, es zieht, die
Heizkosten sind enorm und das Licht schummrig, aber es ist nobel, weil es alt
ist, und Kunst und Noblesse ergänzt sich ungemein. Nicht nur weil es sich viele
Künstler angelegen sein lassen entsprechend blasiert aufzutreten, nein, es gibt
doch auch den Geldkünstlern unter uns den Nimbus des weltmännischen, doch
möchte ich hier nicht allzu viele Nettigkeiten verstreuen. Schließlich habe ich
hier die ehrenvolle Aufgabe übernommen ein wenig in das Werk von Kemperitsch
Kempich einzuführen. Der Künstler selbst glänzt, wie so oft, durch Abwesenheit,
schwimmt wahrscheinlich im Öl und so wollen wir doch seinen Glanz nicht durch
unnütze Worte trüben. Ich persönlich bin ja der Ansicht, dass das Werk für sich
sprechen soll, dass der Künstler sich ganz in den Schatten zu stellen habe um
es selbst sprechen zu lassen. Natürlich ist dieses Werk eine Manifestation
seiner Sicht auf die Dinge, ein Versuch die Welt oder einen Teil davon in ihrer
Komplexität aber auch Fragwürdigkeit einzufangen und durch seinen Blick
gebrochen darzustellen, aber dennoch ist es etwa außerhalb von ihm, etwas das
er aus sich heraus weggegeben hat um eigenständig zu bestehen. Dennoch schielen
wir sofort danach wo denn nun das autobiographische darin zu finden ist. Ist Urs
Hefti ein Kinderschänder? Suchen wir nach Anhaltspunkten, wo der Künstler uns
in seinem Werk sich selbst erzählen will. Ja, wir tun es, auch wenn Sie jetzt
versuchen so unschuldig zu schauen und sich nicht angesprochen zu fühlen. Und
doch hat es auch seine Berechtigung, dieses Schielen nach Authentizität, die
Verbindung zwischen Künstler und Werk, zwischen Eindruck und Ausdruck, aber es
wäre weit verfehlt alles auf das Autobiographische zu verkürzen. Andere
wiederum verlangen einem Kunstwerk eine Allgemeingültigkeit ab, derart, dass es
für jeden zu jeder Zeit und an jedem Ort verstehbar ist, sonst ist es Nonsens
oder eben was Nettes zum Ansehen, aber ohne Anspruch auf den Titel Kunst.
Allgemeingültigkeit – der Kampf zwischen Pflicht und Neigung, das ewig
Menschliche, doch auch daran scheitern wir. Hehre Allgemeingültigkeit kann nur
der Tod für sich beanspruchen. Es bleibt nichts als hohle Worthülsen und eine
Art der Unverbindlichkeit, die uns zu Recht gähnen lässt. Allgemeingültigkeit ist nicht intendiert, aber
die Zuwendung zu demjenigen, der sich einlässt. Ich fordere Sie auf, lassen Sie sich ein, ein auf das was aus dem
Werk zu Ihnen spricht, lassen Sie sich ein auf das Du, das sich ihnen zeigen
möchte, lassen Sie sich ein und erlauben Sie sich vor allem eine individuelle,
ganz eigene, für Sie gültige Annahme. Es ist nicht möglich und nicht intendiert
jeden gleich anzusprechen. Manche finden keinen Zugang, so wie wir wohl auch
nicht zu jedem Menschen einen Zugang finden. Manche fühlen sich sogar abgestoßen,
wenden sich ab. Und manche werden einfach erreicht. Nehmen Sie das für sich
mit, das sich durch die Ansprache in Ihnen spricht, und es ist völlig
gleichgültig ob es sich um Bilder oder Worte oder Töne oder sonst etwas
handelt. Wenn es Sie anspricht, in irgendeiner Weise, wenn Sie das Sprechende
erreicht, ja dann hat es genügend Sinn, dann ist das Verbindende, das
Menschliche gewahrt und Sie werden reicher nach Hause gehen als Sie gekommen
sind.
Aber nun genug der Worte, lassen Sie sich
ein ...
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