Zwischen Bindung und Abhängigkeit
„Ich brauche Dich“, sagst Du zu mir.
Es macht mir Angst, wenn Du so was sagst.
Ich will nicht, dass Du mich brauchst, sondern ich will Dich in
Freiheit und Unabhängigkeit.
„Brauchst du mich denn nicht?“, fragst Du mich
„Nein, ich brauche Dich nicht“, antworte ich.
Es macht mir Angst, wenn Du so was fragst.
Ich will nicht, dass ich Dich brauche, sondern ich will mich in
Freiheit und Unabhängigkeit.
„Liebst Du mich?“, fragst Du mich
„Ja, ich liebe Dich“, habe ich geantwortet, weil es stimmt und
richtig ist.
„Würdest Du es mir denn sagen, wenn Du mich nicht mehr lieben
würdest?“, fragtest Du unbarmherzig weiter.
„Ja, natürlich würde ich es Dir sagen. Du würdest mich aber gar
nicht fragen, denn Du würdest es merken, denke ich. Oder trete ich in dem Fall
vor Dich hin und sage: Du es tut mir leid – also zumindest nehme ich an, dass
es mir leid tut, ist ja grundsätzlich schade, wenn die Liebe vergeht – aber wie
auch immer, es tut mir leid, aber ich liebe Dich nicht mehr. Sollte das so
aussehen, Deiner Meinung nach?“, entgegne ich.
„Warum bist Du so verdammt hart und kalt? Außerdem habe ich
darüber gar nicht nachgedacht, und ich will auch gar nicht darüber nachdenken,
ich will, dass es so bleibt, dass ich Dich liebe und Du mich. Aber, kann es
sein, dass Du mich da jetzt sanft auf etwas vorbereiten, darauf, dass Du mich
bald nicht mehr lieben wirst, weil Du mich ja jetzt schon nicht brauchst, weil
Du ganz gut auch ohne mich leben kannst, weil ich in Deinem Leben keine Rolle
spiele“, wirfst Du mir entgegen.
„Wie weit Du laufen kannst, wohin Dich Deine Gedanken schon wieder
entführen. Ich liebe Dich, und wenn es einmal anders ist, dann ist es anders.
Ich kann es nicht wissen und Du kannst es nicht wissen. Aber jetzt, jetzt liebe
ich Dich. Ich wünsche mir, dass Du bei mir bist, ohne Dich zu zwingen. Du
spielst eine Rolle in meinem Leben, ohne dass ich will, dass Du nicht auch noch
Dein Leben hast, in dem Du Dich entfalten kannst. Ich will nicht, dass Du mich
brauchst, weil Du auch ohne mich sein können sollst. Ich will Dich nicht
brauchen, weil ich auch ohne Dich leben können muss. Niemand sagt, dass das
Leben dann nicht schwerer oder leerer ist, aber es ist lebbar. Ich will, dass
Du sein kannst in allen Facetten, mit aller Leidenschaft, in aller
Bereitschaft, in aller Offenheit, ich will, dass Du bist“, entgegne ich
nachdenklich.
„Also willst Du Dich nicht binden?“, fragst Du.
„Ich will es nicht, weil ich es schon längst getan habe, aber in
dem Band, das mich mit Dir verbindet, ist eine Masche, die Du jederzeit lösen
können sollst. Gebunden, aber nicht gefesselt. Verwoben, aber nicht in Ketten
gelegt. Geliebt, aber nicht gekauft“, antworte ich entsprechend.
„Und wenn ich die Masche löse? Wenn ich die Bindung öffne?“,
fragst Du weiter.
„Dann bleibt das Band und die Möglichkeit die Masche wieder zu
binden. Dann, wenn Du das willst, dann werde ich Dich gehen lassen und mir
wünschen, dass es Dir gut geht, wo auch immer Du hin gehst, dass Du gewachsen
bist im Wir und gerne daran zurückdenkst, dass Dir die Liebe bleibt, die in uns
entstand, dass Du Dir bleibst“, entgegne ich arglos.
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