Ein verhängnisvoller Anruf
Endlich war er eingeschlafen, der süße
Kleine. Raphael war acht Monate alt und das süßeste Baby der Welt, war seine
Mutter Nina überzeugt, und sie hatte recht, wie jede Mutter, doch so glücklich
sie auch war, so litt sie auch. Einerseits unter permanentem Schlafmangel, denn
der Kleine forderte sie zu jeder Tages- und Nachtzeit, und andererseits unter
der ständigen Abwesenheit ihres Mannes. Seit der Kleine auf der Welt war bekam
sie Roman kaum mehr zu Gesicht. Er machte permanent Überstunden und war auch
oft auf Dienstreise. Nina wusste, dass er das für sie machte, für Nina und
Raphael. „Ich will Geld verdienen, damit ihr euch um nichts Sorgen machen müsst“,
sagte er immer und immer wieder. Ganz versessen schien er davon zu sein für
seine kleine Familie zu sorgen, so dass Nina sich voll und ganz ihrem Sohn
widmen konnte. Jetzt war er eingeschlafen, und Nina drehte das Radio auf und
legte sich ebenfalls nieder, nur ein paar Minuten die Augen zumachen, dachte
sie noch. Die Musik lullte sie ein, als sie plötzlich aufschrak. Die Stimme,
die kannte sie doch, das war seine, Romans Stimme. Doch da war auch eine
Frauenstimme, die zu einer fremden Frau gehörte, und offenbar das Handy ihres
Mannes bedient hatte. Oder hörte sie schon Gespenster? Der Radiosender, den sie
hörte, hatte sich ein ganz besonderes Gewinnspiel ausgedacht. Man musste seine
Telephonnummer angeben, und wenn dann Anika vom Sender anrief und man sich mit
den Worten „Höre ich Rainbow Radio schmausen meine Ohren“, dann gewann man €
10.000,--. Und jetzt hatte Anika Roman angerufen, doch nicht er hatte
abgehoben, sondern eine fremde Frau, und das wo er angeblich auf Geschäftsreise
war. Nina war mit einem Schlag hellwach. „Hallo Anika! Du hast doch gerade
meinen Mann angerufen?“, sagte Nina, als sie es endlich geschafft hatte beim
Sender zu Anika verbunden zu werden. „Woher willst Du das wissen?“, fragte
Anika. „Ich kenne doch seine Stimme. Aber vor allem, der ist bei einer anderen
Frau. Die hat abgehoben.“, erklärte Nina wütend. „Aber vielleicht ist das gar
nicht Dein Mann gewesen“, versuchte Anika einzulenken, vielleicht auch die
hysterische Frau zu beruhigen. „Ich kenne doch seine Stimme“, beharrte Nina,
„Aber spiel mir das Band nochmal vor.“ „Ok“, sagte Anika. „Hallo!“, tönte eine
Frauenstimme vom Band. „Hallo!“, hörte man Anika entgegnen. „Ich glaube, das
ist Deine Frau“, hörte man die fremde Frau flüstern, und dann eine verschlafene
Männerstimme, eindeutig Romans, wie Nina feststellte. € 10.000,-- hätte er
gewinnen können, dachte Roman, doch jetzt hatte er nicht nur nichts gewonnen,
sondern darüber hinaus, alles verloren. Seit Raphael auf der Welt war, kümmerte
sich Nina nur noch um den Kleinen. Roman schien für sie nicht mehr vorhanden zu
sein, so dass er sich in die Arbeit stürzte, und in die blonde Kollegin. Sie
war heiß, frei und unkompliziert. Nein, es ging ihm nicht gut damit.
Schließlich liebte er seine Frau und auch seinen Sohn, aber er wollte nicht nur
Vater sein, sondern auch Mann, und als solcher fühlte er sich schon lange nicht
mehr. So schön es auch war, aber es war nicht das, was er sich vorgestellt
hatte. Niemals hätte er geglaubt, dass es ihn beeindrucken könnte, wenn eine
fremde Frau ein wenig mit dem Hintern wackelte, aber das tat es. Und dann ging
diese dumme Tussi auch noch an sein Handy. Das ganze Land wusste nun über
seinen Ausrutscher Bescheid, denn der Sender unterließ es nicht diese kleine
Episode immer und immer wieder zu senden, doch das Schlimmste war, er hatte
noch nicht einmal die € 10.000,-- gewonnen. Da soll noch einmal einer sagen,
das Schicksal wäre gerecht.
2 Kommentare:
Vielleicht ist ein Blog zu knapp für so eine Geschichte. Sie hätte ein wenig megr Raum gebraucht und die Idee mit dem Radiosender und dem Anruf passt auch gut in eine Komödie.
Das perverse ist, diese Geschichte ist wahr.
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