2702 Anonym (Teil 15):


Für immer vereint


„Ich habe ein sehr aufschlussreiches Video“, erklärte Magdalena März, während sie den DVD-Player in Gang setzte. Chefinspektor Krämer wandte sich dem Bildschirm zu. Eine Couch kam in den Blick, auf der eine Frau saß. Jetzt öffnete sich die Türe, sehr verhalten. Man hätte es überhören können, wenn man nicht so aufmerksam gewesen wäre, wie die beiden Zuschauer.
„Du bist so rücksichtsvoll“, sagte die Frau auf der Couch, „Du denkst immer daran, dass er schläft.“
„Oh ja, das tue ich“, antwortete eine weibliche Stimme, „Darf ich mich zu Dir setzen?“
„Ja natürlich. Bleib ein wenig bei mir, während wir ihm beim Schlafen zusehen“, bot Anna Merkado an. Dr. Valentina des Gardo setzte sich neben Anna Merkado, die Mutter zweier Töchter, die doch niemals anderes sein wollte als die Frau des Mannes, von dem sie immer noch meinte, dass er nur schliefe.
„Es war ein schöner Geburtstag“, begann Valentina sachte.
„Oh ja, sehr schön. Ich hatte dafür gesorgt, dass die Mädchen aus dem Haus sind“, erzählte Anna, „Sie haben immer gestört. Nicht mich, aber ihn. Ich musste ihn immer mit ihnen teilen, und ich hatte mich so darauf gefreut mit ihm allein zu sein.“
„Warum haben die Mädchen gestört? Was haben sie gemacht?“, hakte Valentina nach.
„Sie waren immer so laut. Kinder sind so unbarmherzig“, erklärte Anna leise.
„Aber Beatrix war doch schon fast zwanzig. Hat sie immer noch gestört? War sie immer noch so laut?“, fragte Valentina.
„Nicht mehr so wie sie klein war, aber sie war immer da und flüsterte mir so Sachen zu. Ich glaube, sie wollte ihren Vater loswerden und mich für sich alleine haben. Ständig erzählte sie mir wie schön es wäre, wenn wir drei was unternehmen würden, also sie, Marlies und ich“, erklärte Anna hastig, „Aber ich durchschaute ihre Absicht. Sie wollte mich nur losbekommen von ihm, wollte uns entzweien. Wie oft hört man doch, dass Kinder es darauf anlegen ihre Eltern auseinander zu bringen. Sie gieren danach etwas kaputt zu machen, als erst die Vase und die Fensterscheibe, und dann die Beziehung. Kinder sind herzlos.“
„Aber vielleicht wollte sie nur ein bisschen Deiner Zeit, Dich nicht auseinanderbringen, aber auch ihren Anteil an Dir haben“, versuchte Valentina einzulenken.
„Nein, sie wollte mich ganz und gar, mit Haut und Haaren. Sie brauchte das nicht zu sagen. Ich wusste das. Meine eigene Mutter hat sich auf mich derart eingelassen, und so verließ uns mein Vater sehr früh. Sie hatte mir den Weg zu ihm versperrt, aber ich habe dennoch mein Glück gefunden, Stefan war mein ganzes Glück.“
„Aber war da nicht noch etwas was störte, ich meine an Beatrix?“, blieb Valentina hartnäckig.
„Ja, manchmal war sie auch lieb zu mir, so wie Du, und sagte mir, sie wüsste eine Möglichkeit, dass wir immer zusammen wären, Stefan und ich, wo wir nicht mehr gestört würden“, sagte Anna leise, „Und dann gab sie mir das weiße Pulver. Ich habe Stefan nichts gesagt. Es sollte eine Überraschung sein. Er würde sich so freuen. Ich nahm das Pulver und mischte es unters Koks. Und seitdem schläft er, seitdem sind wir zusammen.“
An dieser Stelle schaltete Magdalena März das Video aus. So einfach war es gewesen.
„Diese Frau ist eine Mörderin“, stellte Chefinspektor Krämer lapidar fest, „Besorgen Sie einen Haftbefehl.“
„Den habe ich schon“, entgegnete Inspektor März kurz. Kurz darauf saßen sie im Auto.

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