Für immer vereint
„Ich habe ein
sehr aufschlussreiches Video“, erklärte Magdalena März, während sie den
DVD-Player in Gang setzte. Chefinspektor Krämer wandte sich dem Bildschirm zu.
Eine Couch kam in den Blick, auf der eine Frau saß. Jetzt öffnete sich die
Türe, sehr verhalten. Man hätte es überhören können, wenn man nicht so
aufmerksam gewesen wäre, wie die beiden Zuschauer.
„Du bist so
rücksichtsvoll“, sagte die Frau auf der Couch, „Du denkst immer daran, dass er
schläft.“
„Oh ja, das tue
ich“, antwortete eine weibliche Stimme, „Darf ich mich zu Dir setzen?“
„Ja natürlich.
Bleib ein wenig bei mir, während wir ihm beim Schlafen zusehen“, bot Anna
Merkado an. Dr. Valentina des Gardo setzte sich neben Anna Merkado, die Mutter
zweier Töchter, die doch niemals anderes sein wollte als die Frau des Mannes,
von dem sie immer noch meinte, dass er nur schliefe.
„Es war ein
schöner Geburtstag“, begann Valentina sachte.
„Oh ja, sehr
schön. Ich hatte dafür gesorgt, dass die Mädchen aus dem Haus sind“, erzählte
Anna, „Sie haben immer gestört. Nicht mich, aber ihn. Ich musste ihn immer mit
ihnen teilen, und ich hatte mich so darauf gefreut mit ihm allein zu sein.“
„Warum haben die
Mädchen gestört? Was haben sie gemacht?“, hakte Valentina nach.
„Sie waren immer
so laut. Kinder sind so unbarmherzig“, erklärte Anna leise.
„Aber Beatrix war
doch schon fast zwanzig. Hat sie immer noch gestört? War sie immer noch so
laut?“, fragte Valentina.
„Nicht mehr so
wie sie klein war, aber sie war immer da und flüsterte mir so Sachen zu. Ich
glaube, sie wollte ihren Vater loswerden und mich für sich alleine haben.
Ständig erzählte sie mir wie schön es wäre, wenn wir drei was unternehmen
würden, also sie, Marlies und ich“, erklärte Anna hastig, „Aber ich
durchschaute ihre Absicht. Sie wollte mich nur losbekommen von ihm, wollte uns
entzweien. Wie oft hört man doch, dass Kinder es darauf anlegen ihre Eltern
auseinander zu bringen. Sie gieren danach etwas kaputt zu machen, als erst die
Vase und die Fensterscheibe, und dann die Beziehung. Kinder sind herzlos.“
„Aber vielleicht
wollte sie nur ein bisschen Deiner Zeit, Dich nicht auseinanderbringen, aber
auch ihren Anteil an Dir haben“, versuchte Valentina einzulenken.
„Nein, sie wollte
mich ganz und gar, mit Haut und Haaren. Sie brauchte das nicht zu sagen. Ich
wusste das. Meine eigene Mutter hat sich auf mich derart eingelassen, und so
verließ uns mein Vater sehr früh. Sie hatte mir den Weg zu ihm versperrt, aber
ich habe dennoch mein Glück gefunden, Stefan war mein ganzes Glück.“
„Aber war da
nicht noch etwas was störte, ich meine an Beatrix?“, blieb Valentina
hartnäckig.
„Ja, manchmal war
sie auch lieb zu mir, so wie Du, und sagte mir, sie wüsste eine Möglichkeit,
dass wir immer zusammen wären, Stefan und ich, wo wir nicht mehr gestört
würden“, sagte Anna leise, „Und dann gab sie mir das weiße Pulver. Ich habe
Stefan nichts gesagt. Es sollte eine Überraschung sein. Er würde sich so
freuen. Ich nahm das Pulver und mischte es unters Koks. Und seitdem schläft er,
seitdem sind wir zusammen.“
An dieser Stelle
schaltete Magdalena März das Video aus. So einfach war es gewesen.
„Diese Frau ist
eine Mörderin“, stellte Chefinspektor Krämer lapidar fest, „Besorgen Sie einen
Haftbefehl.“
„Den habe ich
schon“, entgegnete Inspektor März kurz. Kurz darauf saßen sie im Auto.
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