Letztendlich
Chefinspektor
Krämer und Inspektor März fuhren vor. Lässig sprangen sie aus dem Auto. Einer
links und eine rechts. Es bestand kein Grund zur Eile, denn Beatrix O’Fallon
hatte keine Absicht gezeigt sich zu entziehen. Aber sie fanden das Haus leer
vor. Keine Beatrix O’Fallon.
„Verdammt. Ist
sie doch ausgeflogen?“, meinte Chefinspektor Krämer verärgert, „Sollte ich mich
so geirrt haben?“
„Ich glaube
nicht“, entgegnete Inspektor März, „Hätte sie sonst die Haustüre
offengelassen?“
„Da haben Sie
recht. Die Türe war offen und der Hund ist auch weg. Wo könnte sie nur sein?“
„Vielleicht ist
sie spazieren gegangen, oder hinüber zur Nachbarin“, mutmaßte Inspektor März.
„Wir versuchen es
bei der Nachbarin“, erklärte Chefinspektor Krämer, und sie gingen über den
Hügel zum Haus der Nachbarin. Als sie das Haus sahen fragten sie sich warum sie
das eigentlich nicht schon viel früher getan hatten. Irgendetwas war merkwürdig
an diesem Haus, was ihnen natürlich nicht bewusst sein konnte, nachdem es hinter
dem Hügel versteckt lag.
„Fällt Ihnen was
auf?“, fragte Chefinspektor Krämer endlich.
„Ja, es sieht
haargenau so aus wie das Haus von Beatrix O’Fallon.
„Richtig“, zeigte
sich Chefinspektor Krämer zufrieden.
Sie fanden die
Türe nur angelehnt und traten leise ein. Die Hunde spielten wohl hinten im
Garten, so dass sie nicht anschlugen. Die beiden Polizisten blieben neben der
Türe stehen. Stumm wies Inspektor März ihren Vorgesetzten auf einen Spiegel
hin, der es ihnen ermöglichte das Wohnzimmer einzusehen ohne dass sie sich von
der Türe wegbewegen mussten. Sie erkannten zwei Frauen. Eine saß auf der Couch
und wandte dem Spiegel den Rücken zu, während die andere geschäftig im Raum
herumging. Ohne Zweifel handelte es sich um Beatrix O’Fallon. Inspektor März
wollte schon hineingehen, doch sie fühlte sich zurückgehalten, so dass sie in
der Bewegung innehielt.
„Hier ist der
Abschiedsbrief“, hörten sie mich sagen und dann sahen sie die Haarnadel in
meiner Hand, doch immer noch verharrten die beiden auf dem Beobachterposten.
Erst als ich auf mein Opfer zuging und mein Arm zum finalen Stich ausholte
stürmten sie ins Zimmer. Ich hätte mein Werk vollendet, wenn nicht dieser
verdammte Köter gewesen wäre, der mich in die Hand biss, so dass ich die Nadel
fallen ließ. Im selben Moment standen die Polizisten vor mir, doch ich hob die
Haarnadel auf, so schnell, dass sie nicht reagieren konnten und bohrte sie in
mein eigenes Herz.
„Ein schöner
Schlamassel“, stellte Chefinspektor Krämer lapidar fest, „Unsere Mörderin hat
sich selbst gerichtet.“ Da erst fiel ihm auf, dass die Frau, die auf der Couch
saß haargenau so aussah wie die, die sie wie selbstverständlich für Beatrix
O’Fallon gehalten hatten.
„Wer sind Sie?“,
fragte Inspektor März verwirrt.
„Beatrix
O’Fallon“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Und wer ist die
Tote?“, fragte nun Chefinspektor Krämer.
„Aoife Vaughan,
ehemalige Mitarbeiterin meines verstorbenen Mannes“, antwortete ich kurz. Ich
erzählte alles was ich wusste, und natürlich wurde meine Geschichte von der
Polizei überprüft, so dass sie sich letztendlich als wahr erwies. Ich lebte
weiter, nun mit zwei Hunden Baba und Babu. Meine Schwester war tot. Ich hatte
die Chance nicht genutzt die Zeit nachzuholen, die ich versäumt hatte. Es ist
nicht möglich. Niemals ist es möglich irgendetwas nachzuholen. Ich lud Martin
zum Tee ein, und wir sprachen über meine Schwester. Wie anders wäre es wohl
gekommen, wenn ich damals nicht Hals über Kopf davongelaufen wäre? Nichts lässt
sich nachholen. Ich verabschiedete ihn an der Türe. Meine Blockade war vorbei.
Endlich hatte ich wieder Ideen für meine Geschichten.
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