Verleugnung
Lana und Nona
saßen mit Jasmin beim Kaffee. Viel hatten die beiden inzwischen erfahren, über
die drei Jungen, Benjamin, Samuel und Daniel, die Viktors ganzer Stolz waren.
Jasmin zeigte sich einfühlsam und vor allem zuversichtlich.
„Die drei
Burschen werden nicht ohne Vater aufwachsen“, sagt sie, und es klingt sehr
entschieden, so entschieden, dass Lana und Nona nichts anzumerken wagen, „Auch
wenn alles dagegen spricht, auch wenn es so gut wie sicher scheint, ich weiß,
dass er lebt.“
„Und wir wissen
es sowieso“, denkt Nona, die sich mittlerweile äußerst unwohl in ihrer Haut
fühlt. Da sitzt Viktor auf ihrer Couch und lässt es sich gut gehen. Sie weiß,
dass er es tut, und sie muss dennoch Jasmin im Ungewissen lassen, „Schäbig und
hinterhältig ist es, was wir hier machen. Was wird Jasmin wohl sagen, wenn sie
dahinterkommt, dass es so ist?“
„Was gedenken Sie
jetzt zu tun?“, fragt Lana ausweichend.
„Ich muss wohl
nach Hause zu meinen Jungs“, sagt sie, und es spricht tiefe Müdigkeit aus ihrer
Stimme.
„Was werden Sie
ihnen sagen?“, wirft nun Nona ein, die sich wieder aus ihren Gedanken
wurschtelt und zurück in die Situation kehrt, „Schließlich sind sie nicht mehr
so klein.“
„Ja, aber sie
wissen nur, dass ihr Vater unterwegs ist. Nicht mehr. Es wird sie nicht
sonderlich beunruhigen, wenn er länger weg ist“, erwidert Jasmin trocken, „Noch
brauche ich ihnen noch nichts zu erzählen, nichts zu erklären. Doch was sollte
ich ihnen auch erzählen oder erklären? Warum soll ich ihnen Kummer bereiten,
wenn es noch gar nicht notwendig ist?“
„Das ist
natürlich wahr“, entgegnet Lana ruhig, während sie darüber nachdenkt wie weit
ein Mensch wohl geht, der bestrebt ist die Wirklichkeit zu verdrängen, alles
was gegen die eigene Überzeugung spricht einfach zu negieren, „Aber ja, noch
ist Zeit“, fügt sie resignierend hinzu.
Dann geht Jasmin
und Lana und Nona blicken ihr hinterher.
„Eine
bemerkenswerte Frau“, sagt Lana anerkennend.
„Zu
bemerkenswert, meines Erachtens nach“, erklärt Nona nachdenklich.
„Wie meinst Du
das?“, fragt Lana irritiert, „Zeugt es nicht von ungeheurer innerer Stärke eine
so schlechte Neuigkeit wegzustecken und dennoch aufs Beste zu hoffen.
„Oder von einer
ungeheuren Gefühlskälte“, erwidert Nona unumwunden, „Schau, entweder liebt sie
ihren Mann. Dann kann man sich schon gegen die Wahrheit wehren, sie verleugnen,
aber dennoch wäre ein Teil in Dir verunsichert, würde hoffen, bangen, zittern
und wahrscheinlich auch trauern, aber so ohne eine Regung würdest Du es nicht
hinnehmen. Oder sie liebt ihn nicht, dann ist es nicht schwer die Aufrechte,
Tapfere zu spielen, weil es keine Rolle spielt.“
„Du meinst, sie
liebt ihn nicht? Du meinst, es ist ihr eigentlich egal was mit Viktor ist?“,
fragt Lana stirnrunzelnd.
„Genau das meine
ich. Außerdem ist ihr nun der Mann gefolgt, der mir zuvor schon auffiel. Komm,
wir werden wohl sehen wohin er geht“, sagt Nona und schlendert langsam durch
die große Halle, während sie den Mann mit dem Pentagramm nicht aus den Augen
lässt. Als sie vor die Türe treten sehen sie gerade noch, dass Jasmin und der
Unbekannte in das selbe Taxi einsteigen. Ohne weitere Überlegungen steigen sie
ebenfalls in ein Taxi um den beiden zu folgen.
„Perfekt, einfach
zu perfekt wie sie ihre Rolle spielt“, wiederholt Nona, als sie im Taxi sitzen
und dem Fahrer Anweisungen geben.
„Und ich glaube
es nicht“, erklärt Lana, ohne ihre Freundin im Stich zu lassen.
„Weil Du es nicht
glauben willst“, erwidert Nona, „Und doch dürfen wir uns nicht von dem leiten
lassen was wir wollen.“
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