Boy zum Ausprobieren
Erwartungsvoll war mein Blick auf Dana Landwegs Person
gerichtet. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Ich fühlte mich rundum wohl
in ihrer Gegenwart.
„Bevor ich Ihnen nähere Einzelheiten erzähle, würde mich
interessieren warum Sie sich auf unser Inserat gemeldet haben, da ja der Text
doch nicht sehr aussagekräftig war. Wie Sie ja selbst gesehen haben sind
unserem Aufruf auch nicht viele Damen gefolgt“, fragte mich Dana Landweg gerade
heraus.
„Es war etwas, was meine Neugierde weckte, und da ich
wusste, dass es sich um eine serieuse Firma handelt, wusste ich, dass ich
dieser Neugierde ohne Bedenken nachgehen kann“, erklärte ich rundweg.
„Nun, dann möchte ich Ihnen unser Angebot unterbreiten“,
schlug Dana Landweg vor, „Wir haben eine Puppe entwickelt, die alles kann was
sich eine Frau im allgemeinen von einem Mann wünscht, natürlich ohne die
unangenehmen Nebeneffekt. Diese Puppe wird mit Münzen betrieben, so dass er
quasi ruhig gestellt ist, so lange er nicht benötigt wird. Ich selbst habe zehn
Jahre Forschungsarbeit in dieses Projekt investiert. Nun ist es uns gelungen
endlich einen brauchbaren Prototyp vorzuweisen, der allerdings noch nicht
ausreichend getestet ist, so dass es Ihre Aufgabe wäre diese Testung
durchzuführen. Sie würden sich aus dem Katalog den Typ auswählen, den Sie
möchten. Er würde Ihnen in zwei Wochen zugestellt werden, inclusive einem
Monatsvorrat an Münzen, oder zumindest mit so vielen wie wir dachten, dass für
einen Monat benötigt werden. Sie sollen ihn dann auf Herz und Nieren prüfen und
ihre Erfahrungen präzise dokumentieren. Dafür erhalten Sie € 2.000,-- für
dieses eine Monat. Was sagen Sie dazu?“
„Es klingt sehr verlockend, aber ich kann mir nicht
vorstellen, dass eine Puppe einen echten Menschen ersetzen kann, dass er
wirklich brauchbar ist“, gab ich offen zu, „Ich meine, ich kenne nur diese
Puppen, die ein paar Worte sagen können und noch ein paar andere Dinge, aber
das kann es doch nicht gewesen sein?“
„Sie haben völlig recht, das wäre viel zu wenig. Sie werden
sehen, unser Boy funktioniert ganz anders. Er kann wirklich alles, so denken
wir zumindest, was ein normaler Mann einer Frau im normalen Leben bietet,
vielleicht sogar ein wenig mehr, wage ich zu behaupten“, entgegnete Dana
Landweg, und ich dachte mir, dass das wohl schon sehr weit hergeholt wäre.
„Und wenn er mir nicht gefällt, wenn die Erwartungen nicht
erfüllt werden, kann ich das genauso offen sagen und ihn wieder zurückgeben?“,
fragte ich misstrauisch.
„Sie dürfen nicht nur, Sie sollen“, entgegnete Dana Landweg
sofort, „Denn bevor wir ihn auf den Markt entlassen müssen wir wirklich sicher
sein, dass er funktioniert.“
„Dann bin ich dabei“, erklärte ich mich bereit diese Prüfung
vorzunehmen. Es klang wirklich nach leicht verdientem Geld. Nachdem ich den
entsprechenden Vertrag unterschrieben hatte, legte mir Dana Landweg eine
kleinen Katalog vor, aus dem ich meinen persönlichen Boy zum Ausprobieren
zusammenstellte. Ich wählte einen schlanken Typus mit schwarzen Haaren, leicht
angegraut an den Schläfen und mit grünen Augen. Dann füllte ich noch ein
endloses Formular mit meinen Daten aus, bevor ich frohgemut und mit eben jenem
Lächeln, das auch die Dame vor mir getragen hatte, das Büro verließ. Während
der nächsten zwei Wochen schwankte meine Stimmung merklich, zwischen großer
Vorfreude und abgrundtiefem Misstrauen. Immerhin war ich mittlerweile 25, hatte
schon so manche Beziehung hinter mir, und war im Augenblick recht froh diese
hinter mir zu haben. Eingestandener Maßen hatte die Vorstellung einen Mann zu
haben, den ich nach Belieben auf- und abschalten konnte, etwas Verlockendes auf
der einen Seite. Andererseits hatte sie auch etwas Bizarres, wenn nicht gar
Furchteinflößendes. Dann war es endlich so weit. Als ich an jenem Samstagmorgen
die Tür öffnete, standen davor zwei Männer mit einem großen Paket. Sie brachten
mir meinen Boy.
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