Das eben ist der Fluch der bösen Tat[1]
Max Mehlich hatte die
letzten 15 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Nun war er, wegen guter
Führung vorzeitig entlassen worden, denn verurteilt war er zu lebenslänglich
worden. Und lebenslänglich bedeutet in Österreich 25 Jahre. Das war alles in
allem ein gutes Geschäft für ihn. Das Delikt, dessen er angeklagt und auf Grund
dessen er letztlich auch verurteilt worden war, lautete auf vorsätzliche
Tötung. Und ja, er musste dem Staatsanwalt vollinhaltlich recht geben, denn er
hatte die Axt in der Absicht gekauft seine Frau zu erschlagen. Es war also eine
geplante Tat. Mehr noch, er hatte seit Monaten davon geträumt. Immer wieder
dachte er sich neue Möglichkeiten aus, wie er seine Frau um die Ecke bringen
könnte, wie man so schön sagte. Irgendwann träumte er dann auch schon tagsüber
davon, und es waren wunderschöne Gedanken, doch irgendwann reichten ihm die
Träume nicht mehr. Dann war der Moment gekommen sie wahr werden zu lassen. Er
kaufte eine Axt.
Dabei hatte alles so
vielversprechend begonnen. Max lernte seine Frau Lisa kennen, als er, in seiner
Funktion als Installateur, in ihrem Haus einen Wasserrohrbruch behob. Sie sahen
sich, verliebten sich und kurz darauf heirateten sie. Allen Warnungen zum
Trotz, die meinten, er solle sich doch Zeit lassen, er kenne sie doch nicht,
doch er war sich sicher, es war die Frau fürs Leben, zumindest für seines. Lisa
hatte zwar immer wieder ihre Anfälle, Zornesanfälle, aber Max nahm es nicht so
ernst. Sie war schließlich jung, und das würde sich schon legen mit dem Alter
und der Verantwortung, in Form eines Sohnes, der ihnen ein Jahr nach der
Eheschließung geboren wurde. Doch es wurde nicht besser, sondern immer
schlimmer. Ihr Jähzorn verlor jedes Maß. Sie begann zu intrigieren und ihm das
Leben durch falsche Gerüchte schwer zu machen. Ihre verbalen Attacken
verwandelten sich in handfeste körperliche. Als der Junge den Krippentod starb,
wusste niemand so genau, ob Lisa nicht ein wenig nachgeholfen hatte. Bewiesen
konnte ihr nichts werden, denn wenn sie ihn körperlich gezüchtigt hätte, so auf
eine Art, die im Verborgenen blieb. Max stand es durch, obwohl er meinte, sein
Herz bräche, als er seinen Sohn verlor. Eigentlich hätte er sich spätestens zu
diesem Zeitpunkt von seiner Frau trennen müssen, doch Scheidung kam für ihn
nicht in Frage. Er war ein Mann, der mit Stolz behaupten konnte, dass er ein
einmal gegebenes Wort nicht brach, und er hatte vor Gott und den Menschen nicht
nur sein Wort gegeben, er hatte geschworen, dass er Lisa liebe und ehre und was
nicht noch alles, „bis dass der Tod sie scheide“. Was hatte er also für
Möglichkeiten? Er konnte diesen Zustand ertragen bis seine Zeit vorbei war, und
nun heißt ja lebenslänglich im Bezug auf die Ehe wirklich lebenslänglich, bis
zum bittersten Ende. Da ist keine Amnestie möglich, keine Begnadigung.
Allerdings konnte man den Tod ein wenig beschleunigen, und wenn er
lebenslänglich bekäme, so bedeutete das für ihn längstens 25 Jahre. Er war
gerade 30 geworden. Wenn er aus dem Gefängnis käme, würde er 55 Jahre alt sein,
so dass er noch viele glückliche Jahre vor sich hätte. Würde er bei seiner Frau
bleiben, so würde das bei der heutigen Lebenserwartung 45 Jahre Einzelhaft
bedeuten. Da gab es nicht viel abzuwägen, denn er würde auf jeden Fall 20 Jahre
Leben gewinnen. Deshalb kaufte er die Axt und erschlug seine Frau. Er machte es
im Badezimmer, putzte danach noch alles und stellte sich der Polizei. Sein
Wille zur Kooperation, aber vor allem seine Aufrichtigkeit und seine
Angepasstheit im Gefängnis, führten dazu, dass ihm zehn Jahre seiner Strafe
erlassen wurden. So hatte er letztendlich 30 Jahre Leben gewonnen. Es hat
durchaus seine Vorteile ehrlich zu sein, und er war immer ehrlich, außer bei
der Frage, ob er seine Tat bereue. Da hatte er ein wenig geflunkert.
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