Annahme
Wir hatten das Boot verlassen. Wir durchstreiften die Welt
auf der Suche. Und wir machten Halt in Ägypten. An den Fleischtöpfen Ägyptens.
Es war nicht üppig. Es war kein Festmahl. Aber es machte satt. Jeden machte es
satt. Tagsüber galt es Frondienst zu leisten und abends waren wir von den Strapazen
des Tages so geschwächt, dass wir keine Kraft hatten uns auch nur zu mucksen.
Aber die, die uns schunden, waren eben jene, die uns zu essen gaben. Man beißt
nicht in die Hand, die einen füttert. Sich im Rausch verlieren. Dann vergisst
man auch die Freiheit, an die man sich noch erinnert, man vergisst die Träume,
die man hatte, man vergisst die Möglichkeiten, die einem beschieden wären und
man vergisst das Mensch-sein, das erblühen hätte können. Aber wir ließen uns
nicht müde machen und nicht satt und nicht benebeln. Wir blickten auf zu den
Sternen und in die Weite. Wir wollten uns nicht mehr vorschreiben lassen wohin
wir unseren Fuß setzen dürften und wohin uns unsere Gedanken tragen könnten.
Wir wollten unser Geschenk, das Geschenk des Mensch-seins leben, in allen
Facetten, mit allen Gefahren und mit allen Möglichkeiten. Und wenn wir am Feuer
saßen des Abends, dann wiesen wir hinauf zu den Sternen und hinaus in die
Weite. Wir malten die Möglichkeiten aus und wollten begeistern, dass das Joch
immer schwerer würde, bis es unerträglich wäre und der Drang zu entfliehen
beherrschend. Doch der Blick war bereits getrübt von der Gefangenschaft, so
dass sie die Sterne nicht mehr sahen und nicht die Weite. Die jedoch, die sich
uns anschlossen, die hatten verstanden. Und die Botschaft verbreitete sich
unter den Menschen. Wir waren nicht mehr nur alleine. Wir waren nicht mehr nur
für uns. Von Anfang begannen wir zu erzählen. Und das Wissen holten wir zurück,
dass in uns allen wohnte, aber das verschüttet worden war. Zu lange wurde es
ignoriert und missachtet. Wir erzählten von der Nennung des Namens, das jeden
von uns in die Einmaligkeit ruft und uns zu Angenommen macht, angenommen vom
Leben selbst, das es gut mit uns meint und immer vorwärtsbringt. Annahme,
reinste, bedingungslose Annahme. Jeder von uns erfährt sie, wenn er sie
erfahren will. Jeder von uns erhält sie, wenn er sie erhalten will. Annahme
bewirkt die Einantwortung. Ich lege meine Hand in die Deine. Ich überantworte
mich Dicht in meiner Antwort. Und die Annahme führt mich hinaus in die Freiheit
und zu den Sternen und in die Weite. Und wir wagten den Weg zu gehen, weg aus
der Sicherheit, denn selbst die Verdammung verhielt noch eine Verheißung. Und
diese Verheißung war uns nur zugänglich, nachdem wir gereift waren, nachdem wir
geprüft worden waren, nachdem wir erzogen wurden. Alles beginnt mit der ersten
Nennung es Namens. Ein Geschenk, das uns immer begleitet, hinaus in die Weite,
hinein in uns selbst, hinaus in die äußere Freiheit, hinein in die innere Freiheit.
Es ist das Versprechen, das sich in sich selbst erfüllt. Es ist die Verheißung,
die sich in sich selbst bewährt. Fleisch gewordene Verbindlichkeit. Die
Unsicherheit liegt nicht in der Verheißung, sondern in unserer Umsetzung.
Werden wir durchhalten, oder werden wir aufgeben? Werden wir den Weg bis zu
Ende konsequent gehen oder werden wir vorher aufgeben? Sind wir so weit zu
verstehen, dass die Anstrengung uns selbst zu gute kommt? Sind wir so weit zu
verstehen, dass auch die Herausforderung ein Geschenk ist und nicht nur das
Erreichen? Wir brechen auf, in der Gewissheit angenommen zu sein, machen uns
auf den Weg zu den Sternen und zu der Weite, die uns alles verspricht, und uns
nur abverlangt, dass wir dieses Geschenk erreichen. Wir sind es und wir sind
auf dem Weg. Wir haben es und wir sind noch dabei es aufzubauen. Und das Wort
der Annahme legt sich wie ein schützender, wärmender Mantel um uns, spendet uns
Kraft und Stärke, so dass wir hinter uns lassen, was nicht wert ist mitgenommen
zu werden. Als Angenommene sind wir frei.
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