2802 FastEndZeit (Teil 11):


Annahme


Wir hatten das Boot verlassen. Wir durchstreiften die Welt auf der Suche. Und wir machten Halt in Ägypten. An den Fleischtöpfen Ägyptens. Es war nicht üppig. Es war kein Festmahl. Aber es machte satt. Jeden machte es satt. Tagsüber galt es Frondienst zu leisten und abends waren wir von den Strapazen des Tages so geschwächt, dass wir keine Kraft hatten uns auch nur zu mucksen. Aber die, die uns schunden, waren eben jene, die uns zu essen gaben. Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert. Sich im Rausch verlieren. Dann vergisst man auch die Freiheit, an die man sich noch erinnert, man vergisst die Träume, die man hatte, man vergisst die Möglichkeiten, die einem beschieden wären und man vergisst das Mensch-sein, das erblühen hätte können. Aber wir ließen uns nicht müde machen und nicht satt und nicht benebeln. Wir blickten auf zu den Sternen und in die Weite. Wir wollten uns nicht mehr vorschreiben lassen wohin wir unseren Fuß setzen dürften und wohin uns unsere Gedanken tragen könnten. Wir wollten unser Geschenk, das Geschenk des Mensch-seins leben, in allen Facetten, mit allen Gefahren und mit allen Möglichkeiten. Und wenn wir am Feuer saßen des Abends, dann wiesen wir hinauf zu den Sternen und hinaus in die Weite. Wir malten die Möglichkeiten aus und wollten begeistern, dass das Joch immer schwerer würde, bis es unerträglich wäre und der Drang zu entfliehen beherrschend. Doch der Blick war bereits getrübt von der Gefangenschaft, so dass sie die Sterne nicht mehr sahen und nicht die Weite. Die jedoch, die sich uns anschlossen, die hatten verstanden. Und die Botschaft verbreitete sich unter den Menschen. Wir waren nicht mehr nur alleine. Wir waren nicht mehr nur für uns. Von Anfang begannen wir zu erzählen. Und das Wissen holten wir zurück, dass in uns allen wohnte, aber das verschüttet worden war. Zu lange wurde es ignoriert und missachtet. Wir erzählten von der Nennung des Namens, das jeden von uns in die Einmaligkeit ruft und uns zu Angenommen macht, angenommen vom Leben selbst, das es gut mit uns meint und immer vorwärtsbringt. Annahme, reinste, bedingungslose Annahme. Jeder von uns erfährt sie, wenn er sie erfahren will. Jeder von uns erhält sie, wenn er sie erhalten will. Annahme bewirkt die Einantwortung. Ich lege meine Hand in die Deine. Ich überantworte mich Dicht in meiner Antwort. Und die Annahme führt mich hinaus in die Freiheit und zu den Sternen und in die Weite. Und wir wagten den Weg zu gehen, weg aus der Sicherheit, denn selbst die Verdammung verhielt noch eine Verheißung. Und diese Verheißung war uns nur zugänglich, nachdem wir gereift waren, nachdem wir geprüft worden waren, nachdem wir erzogen wurden. Alles beginnt mit der ersten Nennung es Namens. Ein Geschenk, das uns immer begleitet, hinaus in die Weite, hinein in uns selbst, hinaus in die äußere Freiheit, hinein in die innere Freiheit. Es ist das Versprechen, das sich in sich selbst erfüllt. Es ist die Verheißung, die sich in sich selbst bewährt. Fleisch gewordene Verbindlichkeit. Die Unsicherheit liegt nicht in der Verheißung, sondern in unserer Umsetzung. Werden wir durchhalten, oder werden wir aufgeben? Werden wir den Weg bis zu Ende konsequent gehen oder werden wir vorher aufgeben? Sind wir so weit zu verstehen, dass die Anstrengung uns selbst zu gute kommt? Sind wir so weit zu verstehen, dass auch die Herausforderung ein Geschenk ist und nicht nur das Erreichen? Wir brechen auf, in der Gewissheit angenommen zu sein, machen uns auf den Weg zu den Sternen und zu der Weite, die uns alles verspricht, und uns nur abverlangt, dass wir dieses Geschenk erreichen. Wir sind es und wir sind auf dem Weg. Wir haben es und wir sind noch dabei es aufzubauen. Und das Wort der Annahme legt sich wie ein schützender, wärmender Mantel um uns, spendet uns Kraft und Stärke, so dass wir hinter uns lassen, was nicht wert ist mitgenommen zu werden. Als Angenommene sind wir frei.

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