2103 FastEndZeit (Teil 32):


Vorbereitung


Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei ward Jesus vom Teufel in Versuchung geführt.[1]

Es war an der Zeit. Drei Jahrzehnte hatte ich als normaler Mensch unter normalen Menschen gelebt und war meiner Beschäftigung nachgegangen. Ein Handwerk hatte ich erlernt und es ausgeführt. Ich war in die Fußstapfen meines irdischen Vaters getreten, sorgte für meine Familie und mich. Es war eine Zeit der Vorbereitung. Nur wer versteht kann auch etwas ändern. So lernte ich das Leben der Menschen von Anfang an als ihresgleichen unter ihnen, lernte ihre Sorgen und ihr Leid, aber auch ihr Glück und ihre Freude zu verstehen. In aller Stille war es vor sich gegangen. Es ist nicht schwer sich einzufinden in das Allgemeine, in die Beschaulichkeit eines Lebens ohne Aufsehen und ohne Ecken und Kanten, das keinen Anlass gibt zur Klage oder sozialem Missfallen. Einen Tag um den anderen. So wie es war. Mit aller Einfalt und auch Stumpfheit. Man gewöhnt sich, vor allem an das immer wieder kehrende, bis man meint, es ist so und wird auch niemals anders sein. inmitten der Menschen, denen man sich zugehörig fühlt, inmitten der Aufgaben, die man zu erfüllen hat. Man hat sich verpflichtet, den Menschen und den Aufgaben. Man hat sich bereit erklärt diese zu übernehmen und auszufüllen, nach besten Kräften, und diese Verpflichtung kann man zwar für sich selbst eingehen, aber entbinden kann man sich nicht mehr selbst. Man kann nicht einfach fortgehen und alles liegen und stehen lassen, die Menschen verlassen, die sich auf einen verließen. Wenn man einen Platz einmal eingenommen hat, so hat man ihn gefälligst zu erfüllen, bis zum Ende. Es gibt kein Wenn und kein Aber, keine Rechtfertigung, die stark genug wäre um andere im Stich zu lassen. Alles war immer so, und alles musste so bleiben. Doch es erging der Ruf an mich, das sanfte Wehen, das mich von Anfang an begleitet hatte, das mich niemals verließ, das zeigte mir an, dass es Zeit ward. Ich nahm Abschied vom Vertrauten. Ich nahm Abschied von den Menschen, die ich meine Familie nannte und trat meinen Weg an. Es kann doch nicht sein, dass er das einfach so macht, hieß es da, dass er seinen Platz einfach verlässt und sich anderem zuwendet, doch ich tat es. Verstehend den Ruf des verschwebenden Schweigens, das mich umwehte, das mich durchdrang. Doch ich war erst am Anfang. Ich folgte, indem ich mich auslieferte, weg aus dem Bisherigen, in die Einsamkeit der Wüste, vierzig Tage, zu reifen, mich zu prüfen und zu erziehen, dass ich den Weg bewältigen könne, der noch vor mir lag. Vierzig Tage, durchdrungen von der Stimme des verschwebenden Schweigens, die da war, von Anbeginn der Zeit, die nun mit mir war und mich stärkte und wappnete, die mich niemals allein ließ, und mich doch auf diese absolute Einsamkeit vorbereitete. Der erste Schritt ist Vorbereitung auf das Eigentliche, auf die Aufgabe, die mein Leben, mein Dasein bestimmte. Und als ich bereit war, da trat der Verführer auf mich zu und versuchte sich daran mich abzubringen von dieser Vorgabe, mich zu prüfen, ob die Zeit der Reifung Früchte getragen hatte. Es war der Eintritt in den Weg der Unvorhersehbarkeit, einen Weg, von dem ich nicht wusste wo er endet. Ganz anders als das Bisherige, völlig entfernt meiner bisherigen Lebenswelt, und doch ausgezeichnet als der meine, als der, der für mich Sinn machte. Am Anfang steht immer die Wüste, Sinnbild für das Allernotwendigste und die Entfernung vom menschlichen Treiben und Geschäftigkeit. Da wo es nichts gibt, das ablenkt und wohl auch nichts, das einschränkt, war es mir bestimmt zu beginnen.


[1] Lk. 4,1-2a. Aus: Die Bibel in der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Hg. von Interdiözesanen Katechetischen Fonds. Verlag Österreichisches Katholisches Bibelwerk Korneuburg.

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